Der Life Ball feiert heuer sein 25-Jahr-Jubiläum? Was bedeutet das für Sie?
Markus Morianz: 25 Jahre bedeutet Geschichte – der Life Ball hat Geschichte geschrieben in Österreich. Wir können stolz sein auf das was erreicht wurde. Stolz auf all jene, die an der Seite von Gery Keszler über diese Jahre hinweg ihre Zeit, Liebe und Energie dem Projekt gegeben haben, es wachsen ließen und weit über die Grenzen Österreichs hinweg eine klare Botschaft in die Welt sendeten und vielen Menschen dadurch Kraft und Hoffnung geschenkt haben.
Wie entstand die Zusammenarbeit mit dem Verein Life+ bzw. Gery Keszler?
Markus Morianz: Die Zusammenarbeit begann erstmals in den 90ern. Damals lebte ich noch in den USA und ich bekam eine Anfrage, ein Foto zum Thema ‚Berührungen‘ für den Life Ball zu kreieren. Ich wollte die Doppelmoral der Gesellschaft aufzeigen… Der nach außen hin gediegene Schein, die Verschwiegenheit, das Geheimnisvolle und die Kraft der Sexualität visualisieren. Ich hatte eine Idee und dementsprechend wurde ein spezielles Kleid von den Wiener Designern ‚Malgret tout‘ angefertigt. Das Oberteil war ein klassisches Business Outfit, dass dann in einen transparenten, weiten wallenden Rock übergehen sollte, unter dem sich 13 nackte Menschen tummeln. Männer, Frauen, Transgender, einschließlich eines neugeborenen Babys, das an der Brust gestillt wird. Die Kraft des Lebens und der Sexualität, oft verschwiegen, verhüllt, unter dem Deckmantel der Moral. In den damaligen Zeiten der aufkommenden AIDS-Epidemie war diese Verschwiegenheit zum Thema Sex besonders gefährlich. Der nächste Kontakt kam dann Jahre später 2004, als ich wieder in Europa lebte, per Anruf von Gery Keszler. Er hat mich gefragt, ob ich bereit wäre, eine Style Bible für den Life Ball zu fotografieren. Seit damals bin ich in das Projekt involviert und habe den Life Ball als Fotograf begleitet.
Warum passen Life Ball, Style Bible und Markus Morianz so gut zusammen?
Markus Morianz: Der Life Ball steht für Toleranz, Akzeptanz und Lebenslust, er unterstützt sozial oft ausgegrenzte und bedürftige Menschen. Das sind alles Themen, die ich gerne unterstütze und ihnen mein kreatives Potential widme.
Die Erstellung der Style Bible an den Originalschauplätzen von Sound of Music war eine Challenge. Was war für Sie die größte Herausforderung bei den Shootings?
Markus Morianz: Die größte Herausforderung war wohl die Zeit. Die Produktion war sehr umfangreich und aufwendig, mit vielen Darstellern und nochmals so vielen Mitarbeitern und Helfern im Hintergrund. Das Vorbild war die große Hollywood Produktion ‚The Sound of Music‘, doch ohne dem Budget einer solchen. Da wird die Zeit oft knapp …
Wie haben Sie es geschafft, den Kontrast der alten Filmvorlage und dem neuen Style für den Life Ball in den Fotos herauszuarbeiten?
Markus Morianz: Die Original-Locations und die Filmvorlage waren für uns eine praktische Vorgabe, sozusagen ein Rahmen, an dem wir uns orientiert haben. Die einzelnen Szenen wurden dann doch mehr oder weniger frei interpretiert, doch meist im Sinne einer Hommage an Sound of Music.
Gab es überraschende bzw. außergewöhnliche Situationen während der Style Bible Shootings.
Markus Morianz: Spannend war es bis zum Schluss. Bekommen wir alle Genehmigungen? Haben alle Beteiligten Zeit an den besagten Terminen? Hält das Wetter? Außergewöhnlich war die Hilfsbereitschaft der Behörden in Salzburg, Mondsee und St. Wolfgang. Es war auch faszinierend, mit wie wenig Schlaf die Menschen auskommen können, wenn sie an einem Projekt arbeiten, von dem alle wollen, dass es gelingt.
Haben Sie einen persönlichen Lieblingsplatz im SalzburgerLand im Rahmen der Shootings entdeckt?
Markus Morianz: Lieblingsplätze habe ich einige im SalzburgerLand. Den Schafberg habe ich aber neu für mich entdeckt. In der Stadt Salzburg ist das Marionettentheater mein neues Highlight.
Haben Sie eine persönliche Verbindung zu Sound of Music bzw. wann haben Sie den Film zuerst gesehen?
Markus Morianz: Den Film Sound of Music habe ich das erste Mal Anfang der 90er gesehen. Damals lebte ich in Los Angeles. Jeder zweite Amerikaner, dem ich mich als Österreicher outete, sprach mich auf den Film an … ‚Oh yes Austria, the sound of music, right?!’ Dann kamen erst Mozart, Schwarzenegger … Da merkt man schon die Bedeutung und den Kultstatus des Themas Sound of Music.