Alpe-Adria Radweg Variante über den Lungau: Etappe 1
Im Frühjahr 2025 wird der ÖBB-Tauerntunnel Böckstein–Mallnitz aufgrund von Bauarbeiten gesperrt sein. Als Alternative zum regulären Radshuttle (Gastein/Schwarzach – Spittal/Mallnitz) gibt es am Alpe Adria Radweg eine reizvolle Route über den Lungau und weiter nach Kärnten, die hier vorgestellt wird. Und die unser Autor Peter Zeitlhofer mit seinem Gravelbike getestet hat. Diese führt auf herrlichen, teils neu angelegten Radwegen entlang der Enns bei Flachau, durch das Zederhaustal, das Schönfeld und entlang der Mur. Ein eigens eingerichteter Radshuttle verkehrt zwischen Flachauwinkl und Zederhaus und ermöglicht eine zweitägige Verbindung in den Lungau und weiter nach Kärnten. Viel Spaß auf der erster Etappe von Werfen über Hüttau, Eben und Flauchauhinein nach Zederhaus und St. Michael im Lungau.
Der Morgen in Werfen beginnt idyllisch mit einem Frühstück und einem köstlichen Kaffee am Marktplatz. Der Platz ist belebt, die Menschen plaudern miteinander und erledigen ihre Besorgungen. Und ich, ich schaue dem Treiben eine Weile lang zu. Doch auch wenn es hier noch so schön ist, juckt es mich, aufzubrechen. Zu lange habe ich mich auf die Tour hinein in den Lungau und weiter nach Kärnten gefreut. Kurz noch genieße ich den Blick hinauf ins Tennengebirge, schwinge mich in den Sattel und los geht’s. Werfen ist gut an das Bahnnetz angeschlossen und man kann den Ort leicht mit öffentlichen Verkehrsmitteln erreichen.
Frisch gestärkt starte ich meine Tour auf dem Tauernradweg, der mich entlang der Salzach Richtung Süden führt. Der Weg ist hervorragend ausgebaut und verläuft direkt dem Ufer entlang. Bereits nach wenigen Kilometern passiere ich ein Kraftwerk, das unauffällig in die Landschaft integriert ist. Ein kurzer Blick zurück offenbart einen atemberaubenden Anblick: die Burg Hohenwerfen, die majestätisch über dem Tal thront, während die schroffen Gipfel des Tennengebirges eine dramatische Kulisse bilden.
Der Radweg schlängelt sich weiter, und immer wieder fällt mein Blick auf den beeindruckenden Hochkönig, der wie ein stiller Wächter über der Landschaft thront. Nach einer Weile überquere ich eine Brücke und wechsle die Flussseite, bevor ich schließlich das beschauliche Pfarrwerfen erreiche. Ab Pfarrwerfen führt der neue Radweg weiter entlang des linken Ufers der Salzach, während die Straße auf der gegenüberliegenden Seite des Flusses verläuft. Auf dieser Strecke bietet sich ein besonderes Fahrvergnügen: Der Radweg schlängelt sich unaufgeregt zwischen den saftig grünen Wiesen und dem rauschenden Fluss dahin. Der Untergrund wechselt hier zu einem nicht zu groben Schotter, der perfekt für Gravelbikes geeignet ist. Die Strecke bleibt flach und angenehm, sodass keine nennenswerten Höhenmeter zu bewältigen sind. Noch.
Denn dies ändert sich kurz nach dem Passieren des Kraftwerks Kreuzbergmaut. Hier gilt es, den Wegweisern zu folgen und scharf nach links abzubiegen. Der Weg führt unter der Bahn hindurch zur Bundesstraße B99, der Katschberg Straße. Nun beginnen die ersten steileren Abschnitte, und ich fahre unter der mächtigen Autobahnbrücke hindurch. Doch nach dieser kurzen, anstrengenden Passage nimmt die Steigung ab, und es geht in einem moderaten Anstieg entlang des Fritzbachs und der Bahn weiter bergauf.
Die Route führt durch das beschauliche Pöham, immer wieder schlängelt sich die Straße unter der Bahn hindurch, während sich das Tal rhythmisch öffnet und schließt. Der Weg windet sich weiter Richtung Hüttau, wo auf bereits müden Radfahrerinnen und Radfahrer eine wohlverdiente Pause in den Gasthäusern und Cafés wartet.
Von Hüttau aus geht es weiter auf der B99, die hier einen sanften Verlauf nimmt und entspanntes Radeln zulässt. Immer wieder eröffnet sich ein beeindruckender Blick hinauf zur Tauernautobahn, die sich hoch über dem Tal durch die Berge zieht. Der Weg selbst bleibt flach und angenehm zu befahren. Kurz vor dem Erreichen von Eben, in Höhe der Jugendherberge, verlassen wir wieder die Straße und tauchen in einen idyllischen Schotterweg ein, der sich entlang des dichtbewachsenen Fritzbachs windet. Dieser Abschnitt, der unterhalb des Gasthofbergs verläuft, ist eines der Highlights der Etappe und es lohnt sich, das ruhige Plätschern des Bachs und die friedliche Umgebung zu genießen.
Denn sobald die Filzmooser Landesstraße erreicht ist, beginnt der anspruchsvollere Teil der Strecke. Bevor der Anstieg losgeht, sollte man unbedingt einen Moment innehalten und den Blick hinein in das weite Tal und auf die Bischofsmütze genießen. Dann geht es zur Sache: Der Anstieg nach Eben ist kurz, aber steil, und fordert vor allem ohne E-Bike einiges an Kraft. Doch die Mühe lohnt sich – kurz vor der Brücke über die Bahn biege ich links ab und habe es geschafft: Eben im Pongau ist erreicht.
Im Zentrum von Eben warten zahlreiche Cafés und Gasthäuser auf durstige und hungrige Sportlerinnen und Sportler. Ein besonderer Tipp für Erfrischungssuchende ist der Badesee Eben, der nach dem Ortszentrum auf der rechten Seite des Radwegs liegt. Eine willkommene Abkühlung nach den anstrengenden Kilometern.
Der weitere Weg führt auf einem schönen Radweg neben der Bundesstraße vorbei an der Bergbahn Popolo 1. Hier öffnet sich der Blick zum ersten Mal auf die imposanten Hohen Tauern, die den Eingang zum Lungau markieren, dem Ziel dieser Etappe. Kurz vor Altenmarkt trennt sich der Tauernradweg von der Bundesstraße und verläuft westlich des Ortskerns vorbei an der Atomic-Fabrik. Dabei habe ich stets den charmanten Ortskern von Altenmarkt und die umliegende Bergwelt im Blick – ein malerischer Abschluss dieses Streckenabschnitts.
Von Altenmarkt aus setze ich meine Fahrt auf ruhigen, wenig befahrenen Nebenstraßen in Richtung Flachau fort. Der Weg führt durch eine idyllische Landschaft, und schon bald erreiche ich die Einfahrt zum beliebten Wintersportort. Kurz vor Flachau folge ich dem Ennsradweg, der sich, nomen est omen entlang der Enns schlängelt. Eine Unterführung bringt mich auf einen separaten, hervorragend ausgebauten Radweg, der unter der Autobahn hindurch direkt zur Ortseinfahrt von Flachau führt.
In Flachau selbst führt der Radweg weiter entlang der Enns, durch ruhige Wohngebiete und vorbei an den großen und kleinen Hotels, die den Ort im Winter zu einem Ski-Hotspot machen. Auch im Sommer entfaltet Flachau seinen Charme, besonders wenn man auf dem Rad die Umgebung erkundet.
Kurz nach der Ortsausfahrt geht es auf einem gut ausgebauten Radweg weiter, der sich in der Nähe der Bundesstraße hält. Bald erreiche ich den Winklersee, der mit seinem klaren Wasser zu einem erfrischenden Badestopp einlädt – eine weitere willkommene Abkühlung auf dieser Etappe.
Der Weg führt weiter auf einem super Schotterradweg, der durch dichte Vegetation verläuft und stets die junge, sprudelnde Enns an seiner Seite behält. Hier, genauer gesagt in der Nähe von Flachauwinkl, entspringt der Fluss. Die friedliche Atmosphäre und das leise Murmeln des Wassers machen diesen Abschnitt zu einem besonderen Erlebnis.
In Flachauwinkl endet der Radweg für diesen Abschnitt, und hier wartet bereits das Busshuttle (genaue Infos weiter unten), das speziell für diese Tour eingerichtet wurde. Dieses bringt mich auf einer Strecke von etwa 15 Kilometern durch den Tauerntunnel bis nach Zederhaus im Lungau. Während der Fahrt genieße ich den Anblick der majestätischen Bergwelt, die sich vor dem nördlichen Portal des Tauerntunnels erhebt. Es ist beeindruckend, wie sich die Landschaft verändert, je näher wir dem Tunnel kommen. Auf der anderen Seite des Tunnels öffnet sich schließlich der Lungau, Salzburgs südlichste Region.
Nach dem Ausstieg in Zederhaus beginnt der letzte Abschnitt meiner heutigen Tour. Hier im Lungau liegt kaum ein Ort unter 1000 Metern Höhe, was der Region einen einzigartigen alpinen Charakter verleiht.
Unser Tipp: In Zederhaus sollte man sich unbedingt die Zeit nehmen und einen Abstecher in den Naturpark Riedingtal einschieben. Ein landschaftliches Juwel mit hohen Gipfeln, aber auch sanften Tälern und lieblichen, bewirtschafteten Almen.
Jetzt geht’s weiter Richtung St. Michael im Lungau. Kurz nach dem kleinen Weiler Posegg verlasse ich die Bundesstraße und biege unterhalb der Autobahnbrücke auf einen neu angelegten Radweg ab. Der Weg führt auf kompaktem Schotter bergauf und bergab, immer entlang des Riedingbachs, der sich malerisch durch die Landschaft schlängelt. Vorbei an wunderschönen Gehöften und kleinen, idyllischen Orten, fahre ich durch saftige Wiesen, auf denen Kühe weiden und durch schattenspendende Waldstücke, die an heißen Tagen für eine willkommene Abkühlung sorgen. Die Autobahn, die parallel verläuft, ist dank der Einhausung nicht zu hören und eine wohltuende Stille begleitet mich.
Ab Lamm verläuft der Radweg wieder näher an der Bundesstraße, bleibt jedoch auf ruhigen Nebenstraßen, die wenig befahren sind und eine entspannte Fahrt ermöglichen. Kurz vor St. Michael im Lungau führt der Weg unter der Autobahn hindurch und schließlich in östlicher Richtung direkt ins Ortszentrum. Hier endet diese abwechslungsreiche Etappe, die durch eine faszinierende Mischung aus Natur und ländlicher Idylle geprägt ist.
Hier geht’s zur zweiten Etappe von St. Michael nach Spittal an der Drau.
Die Strecke
Schwierigkeit: mittel
Strecke: 69,5 km
Höhenmeter: 592m
Dauer: ca. 4h
Höchster Punkt: 1.195m
Tiefster Punkt: 524m
Infos zum Radshuttle
Radshuttle Flachauwinkl-Zederhaus: Fr 11. April 2025 bis Mi 30. Juli 2025: täglich um 10:00 und 16:00 Uhr ab Flachauwinkl (HotelWieseneck) bis Zederhaus Ortsmitte, 1 Fahrt pro Person inkl. Rad EUR 38,-Reservierung bis spätestens 16 Uhr des Vortages erforderlich (T +43 6477 8111 Bacher Reisen)