Mächtig liegt er vor uns. Und majestätisch, keine Frage. Der Untersberg. Sagenumwoben, Sehnsuchtsberg vieler Alpinisten und, dank der Seilbahn von Grödig aus, auch eines der allerliebsten Ausflugsziele der Salzburger und ihrer Gäste. Vor weniger als einer Stunde waren wir noch dort oben am Gipfel, haben das Panorama genossen, sind ein bisschen herumspaziert und haben im Reiseführer geschmökert. Die ‚Salzburger Wasserreiter’ stand da geschrieben. Täglich sollen sie in der Zeit der großen Fürsterzbischöfe ab dem 15. Jahrhundert von der Residenz in Salzburg aus zum Untersberg geritten sein, dort Wasser aus den Quellen geholt und dieses dann zurück an die fürstliche Tafel gebracht haben. Die wussten offensichtlich schon damals, was gut ist, denn noch heute wird ein großer Teil der Stadt von den Quellen am Fuße des Untersbergs mit Wasser versorgt. Entlang der Glan sind sie geritten, mit prächtigen, kräftigen Pferden, die die Last der Fässer kaum spürten und so schnell wieder zurück bei Hof waren. Schließlich waren die Fürsterzbischöfe nicht gerade für ihre Geduld bekannt und warten lassen wollte man sie sicherlich nicht. Vom Gipfel aus waren die Glan und der Weg an ihrem Ufer wunderbar zu sehen und da kam mir die Idee, heute einfach einmal nicht den Bus zurück in die Stadt zu nehmen, sondern auf den Spuren der Wasserreiter dorthin zu wandern.
Zu Grödig, die Glan entspringt
Gesagt, getan! Und nun sind wir hier, in Fürstenbrunn. Nomen ist hier wahrscheinlich wirklich Omen, denn in dem kleinen Ortsteil von Grödig im Südwesten der Stadt liegen auch die Quellen, aus deren Läufen hier die Glan entspringt und sich auf ihren Weg Richtung Stadt und Salzach macht. Besuchen kann ich sie leider nicht, da diese alle an den Hängen des Untersbergs liegen und schwer zugänglich sind. Nicht so schlimm, der schöne Brunnen im Gutshof Mayr Melnhof, dem Ausgangspunkt unserer Wanderung, ist eine mehr als würdige Entschädigung. Fasziniert von der Schönheit der Natur, des Hofes und des Schlosses auf dem nahen Hügel, verweilen wir eine Zeit hier, machen Fotos und genießen noch ein wenig den angenehmen Schatten. Schließlich wird die Neugier, was uns denn auf unserem Weg in die Stadt erwarten wird, doch zu groß, die Rucksäcke werden geschultert und wir marschieren los. Ein kurzes Stück des Weges müssen wir noch auf wenig befahrenen Straßen durch den Ort zurücklegen, grüßen ein paar Leute, die es sich in ihren Gärten gemütlich gemacht haben, bevor wir schließlich an die Glan und den Fuß- und Radweg stoßen. Schöne Vegetation säumt den schnurgeraden Verlauf des Baches und wir spazieren plaudernd unserem Ziel entgegen. Immer wieder blicken wir zurück, staunen über den Anmut des Untersbergs und sehen der Seilbahn auf ihrem Weg von Grödig zum Gipfel zu. Schön war die Aussicht von dort oben und wir sind uns einig, dass uns der Berg sicherlich nicht zum letzten Mal gesehen hat. Vielleicht wandern wir ja auch einmal nach oben? Wege und Möglichkeiten gibt es dafür ja genügend.
Der Stadt entgegen
Über Felder und Wiesen, vorbei an stolzen Bauernhöfen und durch schmucke Wohnsiedlungen verläuft die Glan der Stadt entgegen. Immer deutlicher werden die vor uns liegenden Stadtberge sichtbar, über denen stolz und erhaben die Festung ‚Hohensalzburg’ thront. Direkt unterhalb liegt sie, die Residenz. Dorthin werden wir heute noch wandern und dort haben früher die Fürsterzbischöfe residiert. Der Geschmack des Untersberger Quellwassers scheint sie wohl wirklich in ihren Bann gezogen haben, denn nicht umsonst bemühte sich Fürsterzbischof ‚Guidobald Graf von Thun und Hohenstein’, übrigens als Erbauer der Dombögen, des Residenzplatzes und des Domplatzes, einer der ‚Erdenker’ des barocken Bildes Salzburgs, bereits im Jahr 1654, das Quellwasser unter Druck und durch Leitungen in die Stadt zu leiten. Hierfür wurde extra der monumentale Residenzbrunnen, noch heute der größte Brunnen der Stadt, erbaut. Der Versuch scheiterte jedoch kläglich, als die Leitungen bereits bei der Eröffnung 1661 den Belastungen nicht stand hielten und zerbarsten. Erst 200 Jahre später konnte das Projekt dann auch tatsächlich umgesetzt werden. Die heutige Wasserversorgung der Stadt wurde schließlich 1875 fertig gestellt und beinhaltet neben einer 9,2 km langen Leitung einen 1.000 m³ fassenden Hochbehälter auf dem Mönchsberg.
Von Süden in die Stadt Salzburg
Nachdem wir den Flughafen der Stadt Salzburg passiert haben, einer startenden Boeing auf ihrem Weg in die Wolken zugesehen haben, erreichen wir schön langsam die Grenze der Stadt. Immer dichter werden die Siedlungen hier und auch an der Anzahl der Spaziergänger und Radfahrer an der Glan merken wir, dass wir dem Ziel, der Innenstadt, immer näherkommen. Zu unserer Linken taucht eine Salzburger Brauerei auf, die ihr köstliches Bier zum Teil aus dem edlen Wasser der Untersbergregion braut. Kurz davor verlassen wir die Glan, wandern durch den malerischen Stadtteil ‚Riedenburg’ und erreichen schließlich das Neutor. Auf der anderen Seite erwartet uns die weltberühmte Salzburger Altstadt, übrigens UNESCO Weltkulturerbe seit 1997. Eine Ehre, auf die man hier besonders stolz ist und alles daran setzt, dieses auch für die Nachwelt zu erhalten.
Am Ziel unserer Wanderung
Durch die hübschen Gässchen der Stadt schlendern wir unserem Ziel entgegen, machen Fotos, bewundern die barocke Architektur der Bürgerhäuser und legen uns gemeinsam mit der Jugend der Mozartstadt für eine Weile an die Salzach in die Sonne. So lässt es sich leben. Schließlich erreichen wir den Residenzplatz und stellen uns vor, wie es denn im 15. Jahrhundert gewesen sein hat müssen, als die Wasserreiter vom Untersberg zurückgekommen waren und durch die schweren Tore der Residenz trabten. Nachdem wir uns auch den Residenzbrunnen ein bisschen genauer angesehen haben, nehmen wir im altehrwürdigen Café Tomaselli Platz und lassen das bunte Treiben auf uns wirken. Gegründet wurde es bereits 1700 und es ist somit das älteste noch betriebene Kaffeehaus Österreichs. Genüsslich nehmen wir einen Schluck des traditionell zum Kaffee servierten Wassers und denken an die schöne, hinter uns liegende Wanderung. Jetzt, wo wir wissen woher es kommt, schmeckt es noch viel besser.
Den Ausflug ‚auf den Spuren der Wasserreiter’ kann man übrigens in beide Richtungen und mit dem Fahrrad machen.