Das Wandern ist des Müllers Lust? Das mag schon sein, doch auch ich (kein Müller) liebe es, meine Wanderschuhe aus dem Schrank zu holen, den Rucksack zu packen und hinaus in die Natur und hinauf in die Berge zu marschieren. Schritt für Schritt lasse ich den Alltag hinter mir, die Gedanken lernen zu fliegen und frohen Mutes freue ich mich auf alles, was der Tag mir so bringen möge. Ziel meiner heutigen Wanderung sind zwei Seen: zuerst der Jägersee und schließlich der Tappenkarsee, einer der höchstgelegenen und sicherlich auch schönsten Gebirgsseen der Ostalpen.
Am idyllischen Jägersee
Von Kleinarl in der Salzburger Sportwelt führt mich mein Weg immer weiter zurück ins Tal und schließlich zum Jägersee, wo ich mein Auto abstelle und entlang des Sees in Richtung Talschluss marschiere. Noch ist es hier sehr flach und ich kann mich an der Schönheit des Sees laben. Fischer sitzen in ihren Zillen, die Angeln still ins Wasser gehalten, und warten darauf, den Fang des Tages zu machen. Hin und wieder begegne ich anderen Wanderern, man grüßt sich lächelnd und geht dann wieder weiter seines Weges. Als wäre der See nicht schon imposant genug, dominiert weiter hinten eine steile Felswand die Szenerie und fügt der Idylle auch noch die nötige Prise Dramatik hinzu. Der Wasserfall, der donnernd in die Tiefe stürzt, trägt dann auch noch das Seine dazu bei, dass man vor Staunen und Begeisterung einfach nur den Kopf schütteln muss. Langsam aber sicher lasse ich den Jägersee hinter mir, der Weg führt mich durch grünen, dichten Wald und entlang des Kleinarlbaches. An einem kleinen Schotterparkplatz mache ich kurz Rast, trinke einen Schluck Wasser und lasse mir auch einen kleinen Apfel schmecken. Bis hierhin könnte man auch auf der Mautstraße fahren und dann sein Auto stehen lassen. Für mich wäre das jedoch nichts, die Eindrücke der Wanderung hierher waren die eine Stunde Gehzeit allemal wert.
Weiter geht es durch den Wald, wobei das Tosen des Wasserfalles jetzt schon wirklich hörbar zunimmt und auch die Felswand, wo man denn einen kurzen Blick durch die Baumkronen erhascht, auch schon mächtig vor mir liegt. Weit kann es nicht mehr sein. Eine letzte Wegkurve, plötzlich geht es vor mir nur mehr steil bergauf. Wahnsinn! Dort oben liegt er also, der Tappenkarsee. Sieht man sich eine Landkarte der Region an, dann möchte man meinen, dass die beiden Seen direkt nebeneinanderliegen. Dass sie aber durch diese Wand und viele Höhenmeter getrennt sind, das sieht und fühlt man erst, wenn man wirklich hier ist.
Hinauf in luftige Höhen
Serpentine für Serpentine führt der Weg die Wand hinauf und bietet einen beeindruckenden Blick hinunter ins Tal. Immer wieder erhasche ich einen Blick auf den Wasserfall, der mich auf Schritt und Tritt zu verfolgen scheint und der über die kommende Stunde mein ständiger Begleiter wird. Beeindruckend hier ist, dass der Weg sehr angenehm zu gehen ist, obwohl man wirklich viele Höhenmeter zurücklegt und die Wand ja nicht gerade zu den allerniedrigsten hier zählt. An einer besonders schönen Bank mache ich dann meine zweite Rast, trinke wieder ein paar Schluck Wasser und packe eines meiner Brote aus. Ein bisschen Energie tanken schadet ja nie. Neben mir, wie könnte es anders sein, stürzen Wassermassen in die Tiefen und befeuchten die Luft mit winzig kleinen Wassertröpfchen, die sich fein kühlend auf meine Haut legen. Die Neugierde auf den See, der ja einer der schönsten der Alpen sein soll, mahnt mich schnell wieder zum Aufbruch und so marschiere ich wenige Minuten später auch schon wieder Richtung oben. Nach ca. einer Stunde erreiche ich schließlich eine Stelle, an der der Weg abrupt flacher wird. Das Gröbste scheint wohl hinter mir zu liegen und wenn ich auf die Karte blicke, dann kann der See, das Ziel meiner Wanderung, wohl auch nicht mehr allzu weit entfernt liegen.
Der Tappenkarsee – am Ziel der Wanderung
Ich freue mich ja immer auf den ersten Blick, den ich auf etwas noch nie Gesehenes werfen kann. So auch heute, wo ich den Tappenkarsee jetzt schon förmlich riechen, spüren, aber immer noch nicht sehen kann. Auf einer Holzbrücke kommen mir noch ein paar lachende Mädchen entgegen und plötzlich, wie aus dem Nichts, liegt er vor mir. Glitzernd in der Sonne, umgeben von imposanten Bergen, die ein Hufeisen um den See zu bilden scheinen, und mit einer Schönheit gesegnet, die man so nicht allzu oft sieht. Der Aufstieg war dann doch ein bisschen schweißtreibend und die Sonne trägt das Ihre dazu bei, dass ich es den paar Jungs gleichtue und mich mit meiner Badehose in die Fluten stürze. Wie herrlich es doch ist, nach körperlicher Anstrengung glasklares Gebirgswasser prickelnd auf der Haut zu spüren. Nach einigen Runden steige ich wieder aus den Fluten, lege mich in die warme Wiese und lasse mich von der Sonne trocknen. Was für ein Glück, wenn man solche unvergesslichen Augenblicke erleben darf. Wieder trocken ziehe ich wieder meine Wandersachen an und spaziere langsam schlendernd den Weg den See entlang in Richtung Tappenkarseealm, wo ein herrliches Mittagessen auf mich wartet. Hat mir zumindest der nette Wanderer vorhin erzählt, der mich nach der Temperatur des Wassers gefragt hatte. Na also, Hunger hab ich auch schon, und so bestelle ich mir einen ausgezeichneten Kaiserschmarren und lasse mir dann auch noch einen dampfenden Kaffee so richtig schmecken. Beides habe ich mir heute, denk ich, redlich verdient…
Wanderung vom Jägersee zum Tappenkarsee
Schwierigkeit: leicht bis mittel
Ausrüstung: festes Schuhwerk
Dauer der Tour bei gleichem Rückweg: ca. 5-6 Stunden
Anreise: A 10 Tauernautobahn, Abfahrt Flachau, beim Kreisverkehr 2. Ausfahrt nach Wagrain, von Wagrain nach Kleinarl bis zum Parkplatz Jägersee
Beste Wanderzeit: Juni bis Oktober
Einkehrmöglichkeiten: Tappenkarseealm, Tappenkarseehütte und Gasthof Jägersee