Wie alles begann …
Dass Sieglinde Bäuerin werden möchte, wusste sie bereits von klein auf. In den Lungau hat sie vor vielen Jahren hineingeheiratet: „Ich bin eigentlich von auswärts, komme aber auch von einem Bauernhof und wollte immer Bäuerin werden. Ich hab‘s in der Kindheit sehr genossen, auf einem Bauernhof aufzuwachsen – und fand es schön, dass auch unsere Kinder so aufwachsen konnten.“
Mittlerweile sind ihre eigenen Kinder erwachsen. Trotzdem entwickelt sie das Angebot am Hof ständig weiter, um Gästekinder glücklich zu machen: „Mir ist wichtig, dass es verschiedene Tiere gibt, dass die Erfahrungen hier abwechslungsreich und für die Kinder einfach schön sind.“
Bei Sieglinde Urlaub am Bauernhof erleben
Wer am Gut Neusess Urlaub macht, möchte den Alltag am Bauernhof miterleben – und dementsprechend organisiert Sieglinde ihren Betrieb. Die Gäste können im Stall dabei sein und Fragen stellen. Zuschauer*innen sind keineswegs lästig, ganz im Gegenteil: Sie werden sogar dazu aufgefordert, neugierig zu sein. Einen typischen Arbeitsalltag hat Sieglinde nicht:
Jeder Tag ist anders. Das ist echt so. Man muss immer auf Überraschungen gefasst sein. Im und rund ums Haus sorge ich dafür, dass alles auf Schuss ist, damit sich jeder wohlfühlt. Mensch und Tier, versteht sich.
Das Gut Neusess bietet zertifizierten Urlaub am Bio-Bauernhof an. Wir fragen nach, was genau das bedeutet. „Es muss ein echter, erlebbarer Bauernhof sein. Das wird alle vier Jahre überprüft. Man muss eine landwirtschaftliche Betriebsnummer haben. Auch für die Bio-Zertifizierung finden laufend Qualitätskontrollen statt.“
Das Besondere am Hofleben
Sieglinde ist Bäuerin aus Leidenschaft, das merkt man ab der ersten Sekunde: „Mir macht das Leben am Bauernhof einfach Spaß. Mit den Tieren und mit den Gästen – vor allem mit den Kindern. Ich genieß das voll. Es ist ab und zu stressig, das ist klar. Es gibt Stoßzeiten, in der Landwirtschaft genauso wie in der Vermietung. Aber es gibt dann auch wieder Erholungsphasen. Es ist einfach ein interessantes und abwechslungsreiches Leben.“
Handwerk, Architektur, Familientraditionen, Hof- und Tiergeschichten: Je älter der Bauernhof ist, desto spannender sind die Hintergründe, die es zu erzählen gibt. Diese Erfahrung hat auch Sieglinde gemacht: „Es gibt so viel, das man im Laufe der Zeit mitkriegt. Trotzdem tauchen bis heute Fragen auf. Wir haben zum Glück noch einen Opa, den wir fragen können: Wie war das damals? Wie wurde dies oder jenes gemacht?“ Genau solch authentische Erzählungen wissen die Hofgäste zu schätzen:
Wir geben unseren Gästen ja nicht den Schlüssel in die Hand, und die gehen und verbringen ihren Urlaub in der Region. Gäste besuchen uns, weil der Hof etwas Besonderes ist und weil wir die Einzigartigkeit auch vermitteln. Jeder Hof hat seine Geschichten. Man muss nur das Interesse dafür wecken.
Herausforderungen als Chancen sehen
Die Pandemie hat Sieglinde und ihre Familie vor Veränderungen gestellt: „Der ganze Winter war gästefrei. Es war schon eine totale Umstellung. Aber es war halt eine andere Situation. Mit der musste man sich abfinden. Die Arbeit beschränkte sich rein auf den Bauernhof, dadurch war es natürlich wesentlich ruhiger.“
Trotz der Ruhe war die Familie Essl keineswegs untätig: „Wir haben die Landwirtschaft weiterhin betrieben und waren sehr aktiv. Wir haben uns Gedanken über die Weiterentwicklung des Hofes gemacht, den Stallbau geplant, ein Hörspiel für die Gästekinder aufgenommen und so Sachen. Also wir haben die Zeit sehr gut genutzt. Jedes Negative hat auch positive Seiten. Ruhe ist ja zum Beispiel auch begrenzt positiv. Das kann man mal genießen, aber auf Dauer ist das nichts.“
Kleine und große Momente des Glücks
Wir fragen Sieglinde, welche Momente für sie besonders schön sind. Ihre Antwort: „Wenn Gäste zufrieden sind. Wenn sie gerne hier sind und vor allem auch gerne wiederkommen. Darin zeigt sich unser Erfolg. Teilweise besuchen uns Gäste bereits seit Jahrzehnten. Sie kommen zuerst mit ihren Kindern. Diese Kinder besuchen uns dann mit ihren eigenen Familien. Dafür kommen die Großeltern jetzt ohne Kinder wieder. Das freut mich, weil es zeigt: Auch wenn sich ihre Leben so verändert haben, sind sie uns treu geblieben. Die Auszeit bei uns ist ihre Konstante.“
Die Gäste am Gut Neusess stammen überwiegend aus Deutschland und Österreich, es gibt aber auch Besucher*innen aus Amerika oder Zypern. Sieglinde hat nach Gründen für deren Interesse gefragt: „Sie sagen, Hotelzimmer sind überall gleich auf der Welt, aber am Bauernhof können sie das echte Landleben genießen. Der Bauernhof repräsentiert das Land, und hier können sie es auch spürbar erleben.“
Stolz, im SalzburgerLand zu leben
Nächstes Jahr begeht das Gut Neusess die 500-Jahr-Feier – ein halbes Jahrtausend, in dem die Familie Essl nachgewiesenermaßen den Hof führt. Sieglinde freut sich darauf, das Fest vorzubereiten und ist glücklich, genau dort zu sein, wo sie jetzt ist:
Ich bin sehr stolz, dass ich im SalzburgerLand lebe. Das SalzburgerLand ist … ich kann kaum in Worte fassen, was es alles für mich symbolisiert. Ob das jetzt die Sprache ist oder die Natur. Das ganze Land an sich finde ich einfach sehr vielfältig, interessant und sympathisch.