Es gibt viele Wege, die hinauf zum Mandlberggut der Familie Warter führen. Manche Besucher bevorzugen den ausgebauten Güterweg und nehmen Auto oder Motorrad, andere treten mit dem Fahrrad oder E-Bike auf den Berg. Wanderer und Spaziergänger erreichen den idyllisch gelegenen Hof nach einem kurzen Marsch von Mandling über den schmucken Stausee. Wenn Sie mich fragen, ist die schönste Art das Gut zu erreichen jedoch der Rundweg herüber aus dem nahen Filzmoos. Immer den imposanten Dachstein im Blick, wandert man direkt im Ortskern los, nimmt zuerst die Forststraße, dann den Höhenweg Mandling und erreicht nach einer guten Stunde das Ziel der Tour. Auch an heißen Tagen wie heute, spendet der dichte Wald ausreichend Schatten. Schnell lässt man das Leben unten im Tal hinter sich und kippt schon nach wenigen Metern in einen gemütlichen Freizeitmodus. Gut gelaunt marschiere ich durch die im Wind rauschenden Wälder, pfeife mit den Amseln um die Wette und verscheuche unabsichtlich schon mal das eine oder andere Mäuschen oder Eichhörnchen. Entschuldigung, war keine Absicht! Schöne Blicke hinauf in die Bergwelt haben wir hier in der Salzburger Sportwelt viele, doch der sich hier bietende Anblick des Dachsteins, ist schon einzigartig und zieht mich immer wieder in seinen Bann. Der höchste Berg der Gegend war es ja auch, der der hauseigenen Destillerie am Mandlberggut als Namenspate zur Seite stand. Doch dazu etwas später mehr.
Stärkung im Latschenstüberl
Kaum in der Nähe des schicken und mit viel Liebe gestalteten Bauernhofs, kommt mir auch schon ein Hund wild mit dem Schwanz wedelnd entgegen und spielt das heutige Empfangskomitee. Bei so einer Begrüßung kann der Besuch hier ja nur nett werden. Mittlerweile steht die Sonne auch schon wieder hoch am Himmel und vom Tal herauf hört man die Kirchturmuhr die Mittagsstunde verkünden. Knurrend meldet sich mein Magen zu Wort und erzählt mir schon leicht verärgert, dass das Frühstück doch schon wieder einige Stunden verdaut wäre. Na dann, Zeit zum Essen! Im gemütlichen Gastgarten des Latschenstüberls nehme ich meinen Rucksack ab, suche mir einen gemütlichen Tisch im Schatten und lasse mich in einen einladend aussehenden Sessel plumpsen. Beim Blick in die Karte läuft mir dann auch gleich das sprichwörtliche Wasser im Mund zusammen. Lauter gute Sachen, da fällt die Auswahl besonders schwer. Auf die Frage, was denn besonders zu empfehlen sei, lacht mich die freundliche junge Frau an und erklärt mir fröhlich, dass sie sich selber oft schwer entscheiden könne. Die meisten Lebensmittel auf der Karte seien aus der hofeigenen Produktion, aus der eigenen Jagd und aus den umliegenden Wäldern. Feinste Kräuter, Wildwurst, selbstgemachtes Brot, verlockende Aufstriche. Da dann von allem ein bisschen etwas! Der Name der freundlichen Dame ist Katharina Warter, sie ist die Tochter des Hauses und seit letztem Jahr gemeinsam mit ihrer Schwester Theresa die neue Betreiberin hier am Hof. Gern nehme ich das Angebot an, mich nach dem Essen durch ihr Reich führen zu lassen und ein bisschen Einblick zu bekommen. Denn zu entdecken gibt es hier so allerlei, das kann ich jetzt schon verraten.
Die Latschenbrennerei – dort wo alles begann
Die Führung, von der es im Sommer am Tag mindestens drei gibt, beginnt in der neben dem Haupthaus liegenden Latschenbrennerei. Die schmucke Holzhütte stand ursprünglich im Tal und ist der Platz, an dem vor mittlerweile mehr als 15 Jahren alles anfing. Bernhard Warter, der Vater der beiden jungen Damen und seine Frau Doris begannen mit Hilfe von Wasserdampf aus zerkleinerten Nadeln und Zweigen der Latsche Öl zu destillieren. Öl mit großer Wirkung, wie ich im Laufe der Führung erfahre, denn es fördert nicht nur die Durchblutung, sondern wirkt entzündungshemmend und schmerzstillend. Für die Muskeln und Gelenke hat es ebenfalls eine wohltuende Wirkung und es wirkt schleimlösend in den Bronchien. Noch heute wird das ätherische Öl hier gewonnen und erfreut sich großer Beliebtheit. Ich sehe mich noch ein bisschen in dem gemütlichen Raum um, bewundere die über 100 Jahre alte Lederhose an der Wand, rieche und teste die verschiedenen Latschenkiefer-Produkte und erfahre noch viel Interessantes über unsere heimischen Pflanzen und ihre Wirkung. Unglaublich eigentlich, was man alles mit der Kraft der Natur erreichen kann. Langsam machen wir uns dann wieder auf den Weg ins Freie. Jetzt geht’s zum Herzstück des Mandlbergguts, der weit über die Grenzen des SalzburgerLandes hinaus bekannte Dachstein Destillerie.
Aus bestem Wasser destilliert
Die Schnapsbrennerei, mit der sich Bernhard Warter einen Lebenstraum erfüllte, ist wirklich wunderschön. Durch die großen Panoramafenster dominiert der Dachstein auch hier das Geschehen, die blitzblanken Kupferkessel glänzen im Sonnenlicht und die große Bar lädt dazu ein, Platz zu nehmen und den ein oder anderen edlen Tropfen zu probieren. Auch wenn hier die verschiedensten Schnäpse von Salzburgs erstem Edelbrandsommelier und seiner Tochter Theresa gebrannt werden, wirklich berühmt ist die Dachstein Destillerie aber für den hervorragenden Whisky und den hauseigenen Gin. Stark wie ein Felsen und dabei majestätische wie der Dachstein soll er sein, der Rock Whisky. Und vor allem ein Geschmackserlebnis, das sogar langjährige Whisky-Trinker in Lobeshymnen ausbrechen lässt und gemeinhin als fruchtig-vanillig beschrieben wird. Das Geheimnis ist das hervorragende Dachstein-Gebirgsquellwasser aus der hauseigenen Quelle, erzählt uns der Hausherr selbst, der sich kurz zu uns gesellt und ebenfalls aus dem Nähkästchen plaudert. Ohne es filtern zu müssen, ist dieses weiche Wasser die perfekte Grundlage, um große Spirituosen zu schaffen. Während ich noch über das gerade Gehörte nachgrüble und mir den Weg jedes Regentropfens durch das massive Gebirge vor mir vorstelle, stellt mir Katharina ein Glas Wasser auf den Tisch und sagt: „Probiere! Man schmeckt den Unterschied.“ Und tatsächlich. Selten habe ich ein besseres Wasser als dieses getrunken. Als ich dann auch noch ein bisschen etwa vom Whisky koste, verstehe ich auch, warum dieser ganz einfach aus der Masse hervorsticht. Ein tolles Getränk, überhaupt nicht scharf und so vielfältig im Geschmack, dass so ziemlich jede Geschmacksknospe auf meiner Zunge anspringt. Einige Fässer lagern derzeit auf über 3.000 Metern Seehöhe im Eispalast im ewigen Eis des Dachsteingletschers in handgemachten Eichenfässern. Sollten diese die äußerst unwirtliche Umgebung überleben, dann darf man sich in einigen Jahren auf einen ganz besonderen Whisky freuen. Der Gin ist ebenfalls allererste Güte, weist nur eine zarte Note der Wacholderbeere auf und schmeckt ganz anders, als man sich Gin normalerweise vorstellt. Und das meine ich nur positiv.
Ein tolles Ausflugs- und Urlaubsziel
Auf meine Frage, wo man denn die Produkte der Brennereien und des Hofes kaufen kann, zeigt mir Katharina dann auch noch den hofeigenen Laden. Liebevoll gestaltet, stehen hier alle Schätze in Reih und Glied und warten darauf, verkostet und mit nach Hause genommen zu werden. Die Auswahl ist wirklich riesengroß, wer sich hier nichts findet, dem ist wirklich nicht mehr zu helfen. Wer nicht das Glück hat, dem Mandlberggut persönlich einen Besuch abstatten zu können, der kann all die guten Dinge auch im Mandlberggut-Webshop bestellen. Generell muss man schon sagen, hier ist alles vom Feinsten. Die Familie lebt ihren Traum und lässt die Menschen einen Teil dieses Traums miterleben. Egal ob man hier in der Jausenstation einkehrt, sich auf einer Führung das Reich der Warters zeigen lässt, die Welt des Schnapsbrennens in der Dachstein Destillerie kennen lernt, oder auch ein paar Tage Urlaub in den Selbstversorgerhäusern mitlebt – jeder Besuch hier wird zu einem ganz besonderem Erlebnis, das einem wieder jede Menge Kraft und Energie für den Alltag mitgibt.
Schön langsam wird es auch für mich wieder Zeit Adieu zu sagen. Nachdem ich mir noch eine Flasche Gin einpacken habe lassen, winke ich noch einmal und mache mich auf den Weg zurück nach Filzmoos. Was für ein großartiger Tag! Falls auch Sie einmal dieses Kleinod in den Bergen der Salzburger Sportwelt für sich entdecken möchten, dann zögern Sie nicht und besuchen das Mandlberggut. Sie werden erstaunt sein, was man hier alles entdecken kann.