Lieber Winter
Lieber Winter, du bringst Kinderaugen zum Leuchten und meinen Puls in sonnige Höhen.
Für die Vorfreude und unser Wiedersehen - dafür leben wir!
Lieber Winter, über Nacht verzauberst du die Berge, die Täler – und die Gäste, die sich bald wieder bei uns genauso sicher und zu Hause fühlen wie du. Ob beim Skifahren oder Snowboarden, beim Schneeschuhwandern oder einfach bei einem Spaziergang durch den unberührten Wald: Bei dir wird mir warm ums Herz. Wenn ich doch einmal friere, kuschle ich mich in die nächste Therme. Du siehst, wir haben für jeden Urlaubswunsch das passende Angebot!
Wenn es Abend wird und du uns frische Schneeflocken vom Himmel schickst, dann stoße ich mit meinen Freunden und meiner lieben Familie auf dich an: In der einen Hand halte ich eine Tasse dampfenden Punsch und mit der anderen schreibe ich einen Wunsch in den Himmel – lass uns für immer Freunde sein!
Geschenk des Himmels
Irgendwann kam dieser eine besondere Morgen. Noch im Pyjama tappten wir schlaftrunken in die Küche, die Mutter zog den Vorhang zur Seite und anstatt mit einem „Guten Morgen“ begrüßte sie uns mit einem freudigen „Schaut Kinder, es hat geschneit!“. Diese Worte glichen einem Zauberspruch. Sie waren geradezu magisch und erfüllten uns mit einem inneren Jauchzen, dessen Echo bis heute nachklingt. Der erste Schnee des Jahres war ein Glücksversprechen, das mit Schneeballschlachten, Rodelpartien und roten Wangen verbunden war. Er machte den Schulweg zu einer vergnüglichen Rutschpartie und brachte am Nachmittag alle Kinder aus der Nachbarschaft zusammen: Die Tage wurden uns zu kurz! Erst in der blauen Stunde zuckelten wir müde und zufrieden mit unseren Schlitten wieder nach Hause.
Der erste Schnee bedeutete auch, dass Weihnachten und damit das Christkind vor der Tür standen. Dass die Ski zu Recht gewachst und Ferien in Sicht waren. Der erste Schnee machte das Leben unsagbar leicht. Ist es diese Sehnsucht nach Leichtigkeit, die sich mit der Sehnsucht nach der weißen Pracht verwoben hat? Kaum eine andere Wetterfrage beschäftigt uns so sehr wie jene nach weißen Weihnachten. Mitte Dezember kann ein versierter Meteorologe wie Bernhard Niedermoser, Leiter der Zentralanstalt für Meteorologie und Geodynamik in Salzburg, diese Frage im Idealfall schon beantworten: „Das SalzburgerLand ist Österreichs schneereichstes Bundesland, da wir den Schnee mit den Italientiefs sowohl aus dem Süden als auch – und das noch viel öfter – aus dem Norden bekommen: die sogenannte Nordstaulage. Damit ist in vielen Salzburger Tälern und Orten die Wahrscheinlichkeit für weiße Weihnachten hoch.“ In Zell am See oder Tamsweg etwa liegt die statistische Wahrscheinlichkeit für weiße Weihnachten bei knapp 80 Prozent, in Bad Gastein sogar bei 92 Prozent. Im SalzburgerLand gibt es viele begünstigte Orte, die landläufig als „Schneelöcher“ bezeichnet werden: Dazu gehören die Gemeinde Muhr im Salzburger Lungau, die südlichen Tauerntäler von Gastein, Rauris und Fusch, aber auch Gebiete des Salzburger Saalachtals wie Lofer und Weißbach, Orte am Hochkönig wie Dienten und Maria Alm sowie Filzmoos, Abtenau, Annaberg oder Faistenau.
„Wenn wir über den Winter sprechen, müssen wir auch über den Klimawandel sprechen, der sich überall auswirkt. Grundsätzlich gilt, dass der Schnee in den kommenden Jahrzehnten eher weniger wird und die Winter kürzer werden. Aber in vielen Salzburger Höhenlagen, vor allem in den Gebirgsregionen, hat sich der Winter in den letzten Jahrzehnten noch nicht so stark verändert, wenn man einmal die starke Schwankung von einem Jahr zum anderen herausfiltert“, so der Meteorologe und Leiter der Salzburger Lawinenwarnzentrale, der beim Thema Winter selbst ins Schwärmen gerät. Auch er hat das Echo der Kindheitstage gespeichert und weiß um den Zauber von Schnee auf uns Menschen: „Der Winter unterscheidet sich im alpinen Gelände ganz stark vom Sommer. Der Schnee schluckt jeglichen Lärm, er ist rein und sauber. Daher assoziieren wir ihn mit Ruhe und Stille. Zudem macht der Schnee das Gelände wegefrei.“ Menschliche Spuren verschwinden unter einer weißen Decke, Gerüche und Geräusche werden gedämpft – der Schnee tut uns gut, er beruhigt und entschleunigt. Arnulf Hartl, Leiter des Instituts für Ökomedizin an der Paracelsus Medizinischen Privatuniversität Salzburg, schreibt in seinem Buch „Heilkraft der Alpen“ sogar von der „Wunderkur Winter“: „Wintersport vereint wie eine Art Rundum-Wunderpille das Beste in sich, das die Natur zu bieten hat. Er setzt uns Sonne und Natur aus, befriedigt unseren Bewegungsdrang und versorgt uns nicht zuletzt mit reiner Luft.“ Als Kinder haben wir all das intuitiv gespürt. Mit dem ersten Schnee galt es, jede freie Minute zu nutzen.
Vielleicht lässt sich so der Zauber des Schnees am besten erklären: Er lädt uns dazu ein, wieder Kind zu sein. Er bringt die Leichtigkeit ins Leben zurück und setzt Glückshormone frei, wenn wir auf Kufen oder Skiern beinahe schwerelos ins Tal gleiten. Der Schnee verleitet zum Spielen, Anfassen und zu irrationalen Handlungen: Schneebälle werden spontan geworfen oder Schnee-Engel gemacht. Schnee bedeutet Fülle, jedoch mit Ablaufdatum und ist deshalb umso kostbarer. Er ist ein Geschenk, das einfach auf uns herabschwebt: Der Himmel öffnet seine Schleusen und die Flocken fallen lautlos hernieder. Schnee ist pures Glück, das erst in der Frühjahrssonne schmilzt. Und schon in diesem Moment freuen wir uns – trotz Aussicht auf den Sommer – wieder auf diesen einen besonderen Morgen, an dem wir aus dem Fenster schauen und den ersten Schnee auf den Bergen erblicken.
Glücklich im Schnee
Der Schnee hat viele Facetten und lädt zu unterschiedlichen Aktivitäten ein. So etwa kann man in Saalfelden Leogang und in Zell am See-Kaprun Iglus aus Schnee bauen und darin übernachten. Beim größten Kunstfestival der Alpen „Art on Snow“ in Gastein wird der Schnee zum gestaltenden Element. Im Schnee gebuddelt wird beim Gamsleitenkriterium in Obertauern – Österreichs größter Schatzsuche. Und wer sich schon im Sommer auf den Winterurlaub vorbereiten möchte, kann dies im ganzjährig geöffneten Alpenpark Neuss in Nordrhein-Westfalen tun.