Im Schatten der Berge, an den ruhigen Gewässern des Wolfgangsees, erzählt das malerische St. Wolfgang seit nun mehr als 1.100 Jahren eine Geschichte, die weit tiefer reicht als das kristallklare Wasser des Sees. Die vom Heiligen Wolfgang, der mit einem Beilwurf nicht nur den Ort begründete, sondern auch den Teufel zurück in die Hölle schickte. Dieses Ereignis machte den See im Mittelalter zu einer der wichtigsten Pilgerstätte des Christentums. Und auch heute noch pilgern die Menschen aus Nah und Fern über die Wolfgangwege an den See im Salzkammergut.
Ein Beilwurf, der Geschichte schrieb
Es war im Jahr 976, als Wolfgang von Regensburg, geboren 924 in Pfullingen als Sohn von Kleinbauern und zum Bischof von Regensburg geweiht, eine tiefgreifende persönliche Krise erlebte. Getrieben von innerem Hader und Streitigkeiten, suchte er Zuflucht im Kloster Mondsee, um eine Auszeit zu nehmen und seine persönlichen Grenzen zu erforschen. Doch selbst das Klosterleben genügte nicht, um die Ruhe zu finden, die er suchte. Er zog sich weiter in die Einsamkeit des Gebirges zurück, an den Abersee, den alten Namen des heutigen Wolfgangsees.
In einem Moment tiefer Reflexion und mit dem festen Glauben, den richtigen Ort für seinen Kirchenbau zu finden, warf Wolfgang seine Axt vom Falkenstein aus in die Landschaft. Dieser gewaltige Wurf sollte sein Schicksal besiegeln, denn die Axt landete erst 5 Kilometer entfernt auf einem Felsen über dem See, dem Ort, an dem in den folgenden Jahrhunderten der Markt St. Wolfgang entstehen sollte.
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Ein Pakt mit dem Teufel und die Geburt einer Legende
Die Legende erzählt, dass Wolfgang allein nicht in der Lage war, die Kirche zu errichten, und daher einen Pakt mit dem Teufel schloss. Die erste Seele, die die Kirche betreten würde, sollte dem Teufel gehören. Doch in seiner Weisheit und Schläue überlistete Wolfgang den Teufel, indem er einen Wolf in die Kirche trieb. Wütend zerriss der Teufel das Tier und schwor, nie wieder eine Kirche zu bauen.
St. Wolfgang: Ein Pilgerziel durch die Jahrhunderte
Bereits um das Jahr 1291 werden erste Wallfahrten zum ‚Kirchlein im Wolfgangland‘ urkundlich erwähnt. Im 15. und 16. Jahrhundert erreichte die Pilgerschaft mit fast 70.000 Pilgern jährlich ihren Höhepunkt, wobei einige Chroniken von noch deutlich höheren Zahlen berichten. Schnell wurde Wolfgang zum Nothelfer für nahezu alle menschlichen Leiden, und der Falkenstein sowie die Kirche in St. Wolfgang reihten sich neben Rom, Aachen und Einsiedeln zu den bedeutendsten christlichen Pilgerstätten des Abendlandes.
Auf den Spuren des Heiligen: Die Wolfgangwege als moderne Pilgerpfade
Die Einrichtung der Wolfgangwege als zeitgenössische Pilgerrouten unterstreicht die lebendige Tradition des Pilgerns in der Region. Diese Wege bieten eine Verbindung nicht nur zu den historischen und spirituellen Wurzeln des Ortes, sondern auch zu einer tieferen Selbsterkenntnis und Reflexion. Wandernd durch die atemberaubende Landschaft des Salzkammerguts, von sanften Hügeln bis zu majestätischen Berggipfeln, erleben Pilger eine Reise, die sowohl den Körper als auch die Seele bereichert. Ausgangsorte der Wege sind Pfullingen als Geburtsort Wolfgangs (Route über Regensburg), Prag, St. Wolfgang/Weitra in Niederösterreich, Bald in Ungarn, das man mit Wolfs übersetzen kann, Rein in Italien und Einsiedeln in der Schweiz.