Aus der Reihe „Salzburger Wintersportler reden über …“
10 ganz persönliche Fragen zum Thema „Disziplin“
Abfahrtsweltmeister Hannes Reichelt übers Durchhalten, geduldig sein und Gefühle zeigen
- Wie würdest du dich selbst beschreiben?
Ehrgeizig, ruhig, relaxt, zeitlich eher am letzten Abdruck, aber immer pünktlich. Perfektionistisch und schon einigermaßen cool. Ich bin sicher ein Gefühlsmensch.
- Bist du ein disziplinierter Mensch?
Ohne Disziplin würde man kein Leistungssportler werden. Ich habe früh mit Sport begonnen und bin sozusagen mit Sport erzogen worden, auch wenn ich nicht aus einer typischen „Sportlerfamilie“ stamme. Zudem hab ich ein Musikinstrument erlernt. Sowohl Sport als auch Musikunterricht bringen einem Kind Disziplin bei.
- Machst du immer noch Musik?
Ich habe in der Trachtenmusikkapelle meiner Heimatgemeinde Radstadt Waldhorn gespielt. Da bin ich immer noch Mitglied, aber aktiv bin ich nicht mehr dabei.
- Fällt dir Disziplin manchmal schwer?
Was mir im Laufe der Jahre auffällt, ist, dass mir das Kofferpacken und Wegfahren immer schwerer fällt. Das hat vielleicht auch mit dem Alter zu tun. Das lange Warten und Herumsitzen auf Flughäfen und das ungesunde, schlechte Essen stören mich immer mehr. Außerdem bin ich kein Frühaufsteher.
- Dennoch denkst du noch nicht ans Aufhören?
Nein, noch nicht, auch wenn ich mit meinen 35 Jahren sicherlich schon zu den „Alten“ gehöre. Mein Bandscheibenvorfall 2014 bedeutete das vorzeitige „Aus“ für Olympia. Das war sehr ärgerlich für mich. Ich kann meinen Sport gut mit meinem Studium vereinbaren. Das ist momentan ideal.
- Wer sind oder waren deine sportlichen Vorbilder?
Hans Knaus und Stephan Eberharter. Es war toll, mit diesen beiden dann sogar noch gemeinsame Rennen zu fahren.
- Wie ist es, so viele gute Teamkolleginnen und -kollegen aus dem SalzburgerLand zu haben?
Es ist Fluch und Segen zugleich (schmunzelt). Fluch, wenn es um die Wahl zum Sportler des Jahres geht – da ist die Konkurrenz einfach groß. Ansonsten ist es natürlich großartig, so ein starkes Team zu haben.
- Könntest du auf Anhieb alle Abfahrtsstrecken dieser Welt fahren?
Ja, wenn ich die Augen schließe, dann kenne ich diese Strecken auswendig – inklusive aller Wellen und Buckel. Aber das ist ja auch mein Job. Dennoch sind Streckenbesichtigungen vor einem Rennen wichtig, damit man die Linie bis auf 10 Zentimeter genau kennt.
- Kann man mit Disziplin alles erreichen?
Disziplin ist wichtig, aber nicht alles im Leben. So etwa kenne ich körperlich schwierige Zeiten: Ich habe erst mit 16 Jahren angefangen zu wachsen und dann viel zu schnell. Hier muss man geduldig bleiben. Ich denke, es gibt viele andere Dinge, die für den Erfolg wichtig sind. So etwa der Respekt vor dem was du tust, vor der Geschwindigkeit und dem damit verbundenen Risiko. Wichtig sind auch das richtige Gefühl am Ski, Talent und eine gewisse Coolness. Zudem ist man als Rennläufer auch immer auf die richtigen Leute angewiesen: Die Chemie muss stimmen.
- Was schätzt du am SalzburgerLand?
Ich bin viel in der Welt unterwegs und freu mich immer wieder, in Salzburg zu sein: Die Sicherheit, die Sauberkeit – das ist schon beeindruckend. Was ich immer wieder toll finde, ist es, den Wasserhahn zu öffnen und einfach bestes, klares Wasser aus der Leitung trinken zu können.
Deine persönlichen Geheimtipps zum Skifahren im SalzburgerLand?
- Mein Heimatskigebiet Radstadt mag ich nach wie vor sehr gerne.
- Zum Freeriden eignet sich das Skigebiet Zauchensee hervorragend!
Besonderer Tipp:
Urlauben wo Hannes Reichelt aufgewachsen ist: Das Wellnesshaus Reichelt in Radstadt ist das Zuhause des Abfahrtsweltmeisters. Hannes Reichelts Eltern Marianne und Johann führen das familienfreundliche Haus mit Zimmern und Ferienwohnungen: www.haus-reichelt.at
Fotos: Spar, Erich Spiess