„Weltalte Majestät“ wird er aufgrund seines imposanten Erscheinungsbildes auch genannt und er ist mit seinen 3 666 m der höchste Berg im SalzburgerLand – der Großvenediger. Lange galt er als unbezwingbar und selbst der höchste Berg Österreichs, der Großglockner, wurde schon Jahre vor dem Großvenediger erobert.
Der markante, vergletscherte Gipfel ist Teil der Venedigergruppe in den Hohen Tauern und wurde vor 175 Jahren von mutigen Bergbegeisterten zum ersten Mal bezwungen. Die Gemeinde Neukirchen, nördlich des Großvenedigers gelegen, feiert in diesem Jahr in Gedenken an die Pioniere der Erstbesteigung das 175-Jahr-Jubiläum mit zahlreichen Festen und sportlichen Höhepunkten.
Die Geschichte der Erstbesteigung
Schon seit jeher übten die schneebedeckten Flanken und steilen Grate des Großvenedigers eine große Faszination auf die Bergsteiger aus und viele Mythen rankten sich um diesen Berg. So dachte man, dass man vom Gipfel bis nach Venedig blicken könne. Der Gipfel, der bis 1797 unter dem Namen Stützerkopf eingetragen war, wehrte sich allerdings vorerst gegen seine Erstbesteigung.
Es war ein adeliger Bergfex, der im Jahre 1828 erstmals eine Expedition auf den Großvenediger startete. Erzherzog Johann, Sohn des österreichischen Kaiserhauses Habsburg, der eine 16-köpfige Gruppe von Bergsteigern für dieses Vorhaben zusammentrommelte. Der Bramberger Oberförster und Jäger Paul Rohregger wurde als Ortskundiger zum Expeditionsleiter erkoren. Am 7. August brach die Gruppe von Bramberg über Neukirchen bis zum Fuß des Gletschers im Obersulzbachtal auf, wo sie auf der Ascham-Alm übernachtete. Nach achtsündigem Anstieg am folgenden Tag über die schwierige Nordgrat-Route, mahnte Paul Rohregger wegen der steigenden Lawinengefahr zur Umkehr. Doch seine Begleiter schlugen die Warnung in den Wind. Kurz unter dem Gipfel löste sich schließlich eine Lawine, die Paul Rohregger, der zur Routenerkundung alleine vorausgegangen war, unter sich begrub und schwer verletzte. So fand dieser erste Eroberungsversuch des Großvenedigers sein jähes Ende.
Gipfelsieg im zweiten Anlauf
Erst 13 Jahre später, am 3. September 1841 initiierte der Mittersiller Pfleger Ignaz von Kürsinger einen neuen Erstbesteigungs-Versuch. 40 Mann stark war die Gruppe, die unter der Leitung der erfahrenen einheimischen Führer Josef Schwab und Franz Scharler von Neukirchen über das Obersulzbachtal mit Übernachtung auf der Ascham-Alm aufbrache. Ebenfalls Mitglied der Expedition war der Wiener Geograf Dr. Anton von Ruthner, ein erfahrener Bergsteiger, bedeutender Tauernforscher und später Mitbegründer des Österreichischen Alpenvereins. Auch Paul Rohregger, der sich von den schweren Verletzungen nach dem gescheiterten Erstversuch erholt hatte, nahm mit seinem Sohn Georg erneut den Gipfelsturm in Angriff. Über die Stierlahnerwand und das Steinkar ging es über den Gletscher bis zur Venedigerscharte. 26 Männer der Expedition stiegen von hier unter der Führung des Fahnenträgers Josef Schwab und Franz Scharler über den Südkamm erfolgreich zum Gipfel auf. Auf dem Gipfel wurde unter patriotischen Rufen die Fahne gehisst, die später dem Museum in Salzburg übergeben wurde.
Der Weg der Erstbesteiger gilt heute als Normalweg und über die Berndlalm und die Postalm steigt man zum Basislager, der 2 558 m hoch gelegenen Kürsingerhütte auf. Auch wenn seit der Erstbesteigung 175 Jahre vergangen sind, hat die „Weltalte Majestät“ an Faszination nichts eingebüßt und heute noch ist die Eroberung dieses Gipfels ein Höhepunkt für alle Bergsteiger.
Fotos: Tourismusverband Neukirchen