1998 spielten die Wiener Philharmoniker zum ersten Mal auf der Burg Golling – 2024 jährt sich dieses Intro für die Festspiele Golling zum 25. Mal. Vor der Jubiläumsausgabe erzählt Hermann Döllerer über den Beginn und den Vorschlag, der die Initialzündung für Kunst und Kulinarik-Festspiele in der Burg Golling war.
Hermann Döllerer, herzlichen Glückwunsch zum Jubiläum! 25 Jahre Festspiele Golling – hätten Sie sich das gedacht, dass Sie 2024 auf so eine bunte und erfolgreiche Geschichte zurückblicken können?
Hermann Döllerer: „Nein. Wer hätte sich auch vor 25 Jahren denken können, dass einzig und allein aus dem Wunsch heraus, den Stammgästen vom Hause Döllerer neben dem kulinarischen auch einen musikalischen Genuss zu verschaffen, ein ganzer Festspielsommer entstehen würde? Solche Zukunftspläne steckten damals gar nicht dahinter.“
Lassen Sie uns teilhaben an der Entstehungsgeschichte. Wir haben gehört, dass die ausgezeichnete Küche im Hause Döllerer und die Wiener Philharmoniker zwei wichtige Zutaten für das Erfolgsrezept der heutigen Festspiele Golling waren.
Hermann Döllerer: „Ich erinnere mich sehr gut daran … Es war Martin Kubik, damals noch ein ziemlicher Jungspund bei den Wiener Philharmonikern und ein echter Genuss-Mensch, der mir den – wohl nicht ganz uneigennützigen – Vorschlag machte: ‚Lade deine Stammgäste ein, wir spielen für sie auf der Burg und anschließend lädst du uns zum Essen ein.‘“
Und Sie haben gleich zugesagt?
Hermann Döllerer: „Ehrlicherweise war ich anfangs diesem Vorschlag gegenüber eher zurückhaltend. Aber weil er und seine Kollegen gute Stammgäste bei uns in Golling waren, habe ich zugesagt. Das war, ohne es zu wissen, der Grundstein für die heutigen Festspiele Golling. Wenn ich damals schon geahnt hätte, welche Dynamik sich in den darauffolgenden Jahren entwickelt hat, hätte ich wohl nicht lange überlegt. 1999 schlug mir dann Susi Pecha, die Gattin des damaligen Geschäftsführers der Wiener Philharmoniker Peter Pecha, vor, im Jahr 2000 eine Konzertserie von Philharmoniker Konzerten rund um die Familien Pecha, Hellsberg und Hink zu planen. Damit sind dann die ‚Kleinen Festspiele Golling‘ entstanden.“
Dies ist jetzt 25 Jahre her – seitdem hat sich viel getan. Nicht nur im Hause Döllerer, sondern auch auf der Burg Golling, um sie ‚festspielfit‘ zu machen.
Hermann Döllerer: „Oh ja, das waren wirklich andere Zeiten. Es wurde im Burghof vom Bauhof eine kleine Behelfsbühne errichtet. Bei Regen wurden die Konzerte in den Wappensaal der Burg verlegt, ich kann mich erinnern, dass wir auch einige Male in die Enoteca ausgewichen sind aufgrund des Wetters . Aber so ging es los und wir hatten anfangs jeweils bis zu 40 Gäste, die diesen intimen Rahmen genossen. Aber nicht nur das, es war von der ersten Stunde an immer die Kombination aus Kunst, Kultur und Kulinarik, die das besondere Flair ausmachte. Und immer mehr Gäste wollten vor oder nach dem Programm bei uns im Döllerer Stammhaus herrliche Gerichte genießen. Es entstand eine Dynamik, wie ich sie mir nie hätte vorstellen können. Die Burg wurde ‚festspielfit‘ gemacht und wir bekamen die erste Version unserer jetzigen Festspielbühne, auch die Technik und das Interieur wurden verbessert. Der nächste Meilenstein war sicherlich der Umbau bei uns im Döllerer Stammhaus. Dadurch konnten wir das Angebot, Kunst und Kulinarik miteinander zu verbinden, für mehr Gäste anbieten. Vor wenigen Jahren haben wir auch noch in zwei große Sonnensegel im Burghof investiert, um das wunderbare Ambiente des Burghofs auch bei unbeständiger Wetterlage zu nützen.“
Musik, Lesungen, Schauspiel – bis heute zählt man insgesamt 345 Aufführungen: Das Programm der Gollinger Festspiele wurde immer vielfältiger, die Besetzungen renommierter und die Nachfrage nach Karten immer größer.
Hermann Döllerer: „2002 war mit Herbert Lippert der erste Tenor Teil unseres Programms. 2003 hatten Fritz Muliar als erster Schauspieler und Luise Martini als erste Schauspielerin ihr Debüt auf der Bühne der ‚Kleinen Festspiele Golling‘. Auch die Jedermänner der Salzburger Festspiele wurden Stammgäste ‚beim Döllerer‘ und sie nahmen dann ebenso an den Gollinger Festspielen teil. Und so entwickelte sich unser Kunst- und Kulinarik-Festival immer weiter.“
Genuss für alle Sinne und das innerhalb weniger Meter Entfernung – und heute mit dem Who is Who der Kunst- und Kultur-Szene sowie Gerichten aus der 5-Hauben-Küche von ihrem Sohn Andreas Döllerer. Diese Kombination ist wohl einzigartig und für viele sicherlich ein besonders reizvolles Duett.
Hermann Döllerer: „Ein lauer Sommerabend, das stimmungsvolle Ambiente einer Burg, Musik, Gesang, Theater, guter Wein und hochdekorierte Kulinarik: Das alles sind Dinge, die unser aller Seelen in Schwingung versetzen und uns glücklich machen. Künstler, Besucher und auch unsere vielen Partner und Sponsoren schätzen die Soupers aus dem Wirtshaus oder Restaurant, die vor oder nach der Vorstellung auf der Burg Golling, die nur einen Katzensprung von unserem Stammhaus entfernt ist, genossen werden können. Und diese Symbiose ist die DNA der Kunst & Kulinarik Festspiele Golling.“
Apropos Genuss: Welcher Kulturgenuss erwartet uns beim 25. Jubiläum der Gollinger Festspielen?
Hermann Döllerer: „Anlässlich unseres diesjährigen Jubiläums ist es für mich sehr wichtig, dass wir die 25. Festspiele auf der Burg Golling mit jenen Künstlern feiern, welche diese Festspiele zu dem gemacht haben, was sie heute sind. Das war zwar nicht mit allen möglich – in diesem Fall müssten wir wohl noch einige Wochen anhängen – aber dafür werden einige ganz besondere Künstler auftreten. Die Jedermänner der vergangenen 12 Jahre sind zu Gast, von Cornelius Obonya bis zu Tobias Moretti und dem dreifachen Nestroy-Preisträger Michael Mertens, einem der gefragtesten Schauspieler im deutschsprachigen Raum. Fritz Karl und Elena Uhlig, Karl Markovics sowie Angelika Kirchschläger und Alfred Dorfer sind zu Gast. Ernst Molden und Herbert Lippert bringen die Wienerlieder auf die Burg Golling und natürlich auch toller Gesang mit dem Weltstar Basssänger Günther Groissböck. Mitfeiern werden auch wieder viele Winzerinnen und Winzer – mit ihren guten Weinen und lassen wir uns, wie gewohnt, von Andreas und Christl und ihrem Team vom Döllerers Stammhaus dem Anlass gemäß kulinarisch verwöhnen!“
Mit den „Künstlerspuren“ haben Sie für das Jubiläumsjahr auch etwas ganz Neues ins Leben gerufen. Was hat es mit dem ‚Kunstspaziergang‘ auf sich?
Hermann Döllerer: „Wie könnte man die Erfolgsgeschichte Festspiele Golling feiern, ohne sich nicht ihrer Entstehung und ihrer Geschichte zu besinnen und dankbar darauf zurückzublicken. Und ich wollte etwas kreieren, das über die Festspiele Golling hinaus Geschichten erzählt. Nachdem wir jetzt bereits mehr als zwei Jahrzehnte viele großartige Künstler der Gegenwart auf unserer Burg begrüßen dürfen, wollten wir ihnen auch eine bleibende Bühne geben – eine Bühne für jedermann und jede Frau, welche das ganze Jahr über besucht und erlebt werden kann. Mit unseren sogenannten ‚Künstlerspuren‘ wollten wir einen Themenweg schaffen, der interessierte Gäste zu einem kunstvollen Spaziergang vom Egelsee bis zu Döllerers Essbarem Garten einlädt und der den größten Künstlern, die Golling jemals besucht haben, ein Denkmal setzt. Vom Klimt-Brunnen am Egelsee, über die Büste für Otto Schenk bis hin zu einer Stele für Peter Simonischek und einer „Klanghütte“ im Döllerer Essbaren-Garten. 2024 starten wir mit diesen ersten vier Projekten, und es werden noch weitere folgen.“
Festspiele Golling – Kunst und Kulinarik von 27. Juni bis 29. August 2024 auf der Burg Golling
Alle Informationen zu den Gollinger Festspielen findet man unter https://festspielegolling.at