Auch wenn Lessach einer der kleinsten und höchstgelegensten Bergbauerndörfer Österreichs ist, so gilt doch der örtliche Friedhof als weltweit einzigartig und kunsthistorisch von großem Wert. Ganz nach dem Grundsatz ‚vor Gott sind alle Menschen gleich‘, werden hier seit dem 17. Jahrhundert alle Gräber, sogenannte Truhengrabmähler, gleich und einheitlich gestaltet. Ein interessanter Ort des Friedens und der Ruhe, an dem sich nicht nur zu Allerheiligen ein Besuch lohnt.
Neben einem Spaziergang durch das Unterdorf mit seinen schmucken, äußerst bodenständigen Häusern, ist ein Besuch des Friedhofes ein absolutes Muss bei jedem Aufenthalt in der kleinen, auf gut 1.200 Metern gelegenen, Gemeinde Lessach. Denn aus der Überzeugung heraus, dass nach dem Ende des diesseitigen Lebens und an der Schwelle zum Jenseits jegliche Unterschiede an Rang oder Geld von den Menschen abfallen würden und schlussendlich ein jeder gleich vor seinen Schöpfer zu treten hat, entstand hier eine weltweit einzigartige Ruhestätte. Seit jeher wurden und werden auf dem Friedhof, der rund um die hübsche Pfarrkirche liegt, alle Grabhügel einheitlich rechteckig mit schwarz und silbern bemalten Lärchenholzbrettern, Sarchen genannt, eingefasst, die mit Sprüchen versehen sind. Als Grabschmuck dienen kunstvoll verzierte Schmiedeeisenkreuze, die den Namen des Verstorbenen tragen. Damit diese Besonderheit auch in Zukunft bestehen und erhalten werden kann, hat man sich in Lessach dazu entschieden, diesen Brauch durch spezielle Punkte in der Friedhofsordnung festzuhalten.
Im Beinhaus an der Nordseite der Kirche, wird man ebenfalls an die Vergänglichkeit des Lebens und die Gleichheit aller Menschen erinnert. Hier werden die Gebeine der Verstorbenen aufbewahrt. Früher ist es üblich gewesen, die Toten nicht in Familiengräbern beizusetzen, sondern der Reihe nach in Einzelgräbern. Wenn der Friedhof voll belegt war, sind die jeweils ältesten Gräber wieder geöffnet, die Gebeine ausgegraben und im Beinhaus aufbewahrt worden, um Platz für die nächsten Beerdigungen zu schaffen. Alle Totenschädel sind völlig gleich und nicht wie an anderen Orten dieser Art, kunstvoll verziert und durch Aufschriften an die Stellung und den Rang in der Welt erinnernd.
Wer sich den Friedhof gerne einmal genauer ansehen und auch in seine Geheimnisse eintauchen möchte, der hat bei Friedhofsführungen immer wieder die Chance dazu. Genaue Infos und Termine finden Sie hier.