Die Stille Nacht-Kapelle in Oberndorf bei Salzburg ist ein historischer Anziehungspunkt für tausende Menschen aus aller Welt. Besonders zur Vorweihnachtszeit verzaubert die schlichte Kapelle Groß und Klein. Denn sie steht für eines der berühmtesten Lieder der Welt.
Schlicht und bescheiden ist sie, die berühmte Kapelle. Und doch wird sie jedes Jahr von tausenden internationalen Gästen besucht. Denn die Stille Nacht-Kapelle steht für die Entstehung des berühmten Liedes „Stille Nacht, heilige Nacht“. Aber der Reihe nach. Der wirtschaftliche Aufschwung, der mit der Salzachschifffahrt einherging machte es erst möglich, dass die Schiffergemeinde Oberndorf eine eigene Schifferkirche bauen konnte. Bei der Eröffnung der St. Nikolaus-Kirche im Jahr 1160 dachte wohl niemand daran, dass diese Kirche weltberühmt werden sollte. Den dort, wo früher die Kirche des heiligen Nikolaus stand, erinnert heute die Stille Nacht-Kapelle an die Entstehung des berühmten Liedes. Die Stille Nacht-Kapelle wurde 1937 nach zwölfjähriger Bauzeit eingeweiht.
Ein weltberühmtes Weihnachtsgeschenk
Franz Xaver Gruber war Lehrer, Mesner und Organist im benachbarten Arnsdorf. 1816 übernahm er nebenberuflich zusätzlich den Organistendienst in Oberndorf. So lernte er ein Jahr später Joseph Mohr kennen. Mohr kam ursprünglich zur Erholung nach Salzburg, nahm 1817 jedoch die freie Stelle eines Coadjutors, also als Mitarbeiter des Bischofs, in Oberndorf an. So trafen zwei begabte und gesellige Menschen aufeinander, die eine Legende schaffen sollten: Das Lied „Stille Nacht, heilige Nacht“. Der Freundschaft dieser beiden durfte es geschuldet sein, dass sie sich entschlossen, der Schiffergemeinschaft ein musikalisches Weihnachtsgeschenk zu machen. Am 24. 12. 1818 überreichte Joseph Mohr seinem Freund Franz Xaver Gruber den Text von „Stille Nacht, heilige Nacht“. Gruber vertonte den Text für zwei Solostimmen und Chor mit Gitarrenbegleitung. Die Uraufführung des Liedes, das Weltruhm erreichen sollte, fand am 25. Dezember 1818, also während der Mitternachtsmette, in der St. Nikolaus-Kirche statt. Mohr sang die Tenorstimme und begleitete auf der Gitarre, Gruber sang den Bass.
Ein Lied für Kaiser, Zaren und das einfache Volk
Was die weitere Verbreitung betrifft, ist belegt, dass spätestens 1822 eine bedeutende Aufführung des Liedes durch die Tiroler Familie Rainer stattgefunden hatte, die es in diesem Jahr Zar Alexander I. und Kaiser Franz I. v. Österreich sangen. Lange Zeit als Tiroler Volkslied bekannt, hörte man „Stille Nacht“ vermutlich 1831 das erste Mal in Leipzig, von da an weiter nach Berlin, erschien wahrscheinlich bereits 1833 erstmals in Druck und wurde zum Lieblingslied von König Friedrich Wilhelm IV. von Preußen. Von jetzt an eroberte das Lied aus Oberndorf tatsächlich die ganze Welt. 1873 wurde die Melodie unter dem Namen „Choral of Salzburg“ in einem auf der Wiener Weltausstellung gezeigten amerikanischen Schulhaus, bis 1891 soll das Lied auch in England, Schweden und Britisch-Indien verbreitet gewesen sein. Christliche Missionare brachten das Lied schließlich bis nach Afrika zu den Suahelis, nach Neuseeland und nach Südamerika zu den Indianern am Äquator.
So kam es, dass „Stille Nacht, heilige Nacht“, das Lied aus der Schiffergemeinschaft Oberndorf bei Salzburg, Weltruhm erlangte. Und die berühmten Zeilen überall auf der Welt bekannt sind:
Stille Nacht ! Heil´ge Nacht ! Alles schläft, einsam wacht,
nur das traute heilige Paar, hol der Knab´ im lockigten Haar;
Schlafe in himmlischer Ruh ! Schlafe in himmlischer Ruh !
Stille-Nacht-Kapelle
Stille Nacht-Platz 2
5110 Oberndorf bei Salzburg
Die Kapelle ist ganzjährig täglich geöffnet: von 8.30 bis 18.00 Uhr.
Das Stille Nacht-Museum gibt weitere Informationen über die Entstehungs- und Verbreitungs-Geschichte des Liedes.
Fotocredits: Schickmayr, © Tourismusverband Oberndorf
Textquelle: Archiv Oberndorf