Schutzhütte mit Selbstverwaltung. Das Leopold-Happisch-Haus im Tennengebirge wurde mit einem visionären Selbstversorgerkonzept wiedereröffnet.
Das hochalpine Plateau im Tennengebirge, das hat es in sich. Eine große Weite herrscht hier heroben und um überhaupt dorthin zu gelangen, muss man steile Anstiege und ein Balancieren zwischen Dolinen schaffen. Dazu kommt – wie auch im Hagengebirge – ein Mangel an Wasser. Doch dafür dann der Lohn. In der Regel ist man hier oben ganz für sich alleine.
Der höchste Gipfel in der westlichen Randumwallung des unter Naturschutz stehenden Hochplateaus ist der Tiroler Kogel (2323 m), ein verhältnismäßig kurzer Abstecher auf dem Weg zum Happisch-Haus.
Das Happisch-Haus selbst liegt auf knapp 2000 Metern Höhe am westlichen Ende des 75 km2 großen Plateaus des Tennengebirges, das ein herrliches Bergwandergebiet ist. Die Ausblicke hier oben sind großartig – an schönen Tagen reicht der Blick bis Salzburg hinaus.
Die Schutzhütte bietet sich als Stützpunkt für viele traumhafte hochalpine Touren an. Doch das wild zerklüftete Gelände, der oft messerscharf gerippte Fels erfordert höchste Konzentration. Überall Risse und Spalten, kleine und große Löcher. Als wäre man auf einem steinernen Gletscher unterwegs.
Zeitgemäße Umbauarbeiten
Dort oben am Plateau des Tennengebirges, am Windischriedel, wurde schon viel gewerkelt: Im Sommer 2015 wurde das Leopold-Happisch-Haus umgebaut und Stück für Stück saniert. Die Hütte war zuletzt in den 1980er-Jahren saniert worden und musste wieder auf den neuesten Stand gebracht werden. Energieversorgung, Wasser und Abwasser Ver- und Entsorgung waren teilweise sehr desolat und entsprachen nicht mehr dem Stand der Technik; umgebaut wurde bei der Energieversorgung, den Wasserleitungen.
Im hinteren Teil der Hütte wurde ein Anbau für neue WCs und eine Sanitäranlage geschaffen. Erneuert wurden auch die Abwasseranlage. Die Umbauarbeiten für Küche, Innenräume wie Zimmer und Lager wurden im Anschluss vorgenommen. Im Sinne einer zeitgemäßen Zimmerausstattung wurde dabei die Bettenanzahl von 80 auf 50 reduziert. „Durchschnittlich gibt es im Happisch-Haus ohnehin nur rund 500 Übernachtungen pro Saison“, so Helmut Schwarzenberger. Neu gebaut wurde auch noch ein Seminarraum, der für größere Gruppen zur Verfügung stehen soll. Fertig ist seit einiger Zeit bereits, auch das neue, schöne Winter-Notquartier, das im Untergeschoss geöffnet ist.
Vorbild aus Schweiz
Statt des bisherigen Hüttenbetriebs durch Pächter wird ein neues Selbstversorgungskonzept praktiziert. Vorbild ist die Schweizer Salecina-Stiftung, die in der Region Maloja mit dem Salecinerhaus seit 1972 erfolgreich ein Selbstverwaltungshaus betreibt. Gäste organisieren sich hier selbst; Arbeiten werden nach dem Prinzip der Freiwilligkeit verteilt. Beim Happisch-Haus sind es auch Jäger, Schafhirten, Höhlenforscher und Einheimische, die regelmäßig oben sind und Acht geben. „Es ist eine breit aufgestellte Personengruppe, die gemeinsam etwas organisiert“, sagt Schwarzenberger. Der Hüttendienst für die Saison ist komplett fertig, die Freiwilligen müssen dabei gar nicht viel selbst anpacken. „Künftig werden sich hier Bergsteiger selbst den Tee oder die Suppe erwärmen und wenn es passt, auch füreinander kochen. Das ist ein visionärer Versuch, dem derzeitigen Trend, alles zuzusperren und Menschen auszusperren, entgegenzuwirken. Hier wurde ein visionäres Zukunftsmodell entwickelt.“
Das Happisch-Haus öffnet jeweils – je nach Wetterbedingungen – mit Beginn der Sommersaison.
Einige Zugänge Happisch-Haus:
Vom Pass Lueg bei Golling (560 m, Parkplatz) über Langtal, Törl, Stiege und Pitschenbergalm in einer Gehzeit von 6 Stunden.
Stegenwald: (auf Salzachbundesstr. 159 über Golling – Paß Lueg oder von Salzburg kommend auf A10 Ausfahrt Stegenwald) Gasthof Stegenwald unter der Autobahn durch über Grünwaldalm zur Steinernen Stiege – vorderes Pitschenbergtal vorbei am See; Steig 220, ca. 5 Std. 1400 Höhenmeter.
Werfen: Bergstation Seilbahn Eisriesenwelt, Dr. Friedrich-Ödl-Haus, seilversicherter Hochkogel-Steig durch die Wand – Übergang in 2300 m – 300 Höhenmeter Abstieg zum Haus (Aufstieg ausgesetzt), Steig 212, ca. 3 Std. Trittsicherheit und Schwindelfreiheit unbedingt erforderlich.
Die Tour ist nur bei ausgesprochen gutem Bergwetter geeignet (Nebelgefahr!)
Markierte Wege:
Weg 212 – Happisch-Haus – Schatzlhütte – Ober-/Unterscheffau – 6 Std.
Wege 213 und 230 – Happisch-Haus – Edelweißerhütte – Werfenerhütte – 3,5 Std.
Tennengebirgsüberschreitungen.
Bei Nebel ist die Orientierung ein ernsthaftes Problem. Ungeübten sei eine Führung durch lokale Bergführer empfohlen. Immer ausreichend Wasser mitnehmen!
Fotos: Maria Riedler und Naturfreunde Salzburg