In Salzburgs verwinkelten Gässchen sprießen noch und nöcher echte Musiktalente aus dem Boden. Von diesen Bands wird man womöglich bald öfter hören.
Salzburg ist die Geburtsstadt des überaus berühmten Wolferl und mit seinen Festspielen und Mozarteum der Inbegriff der Musik-Stadt. Wer jedoch glaubt, allein die Klassik regiere die Stadt, der hat sich geschnitten. Aus Salzburg, das sich längst zur Weltstadt entwickelt hat, stammen richtig coole Nachwuchskünstler aller Stilrichtungen – vom Hiphop bis zur elektronischen Musik.
Großer Bruder Klangkarussell
DEN Sommerhit für das Jahr 2012 spendete europaweit die vielleicht bekannteste Jungband Salzburgs: Klangkarussell. Mit ihrem „Sonnentanz“ hielten sich Tobias Rieser und Adrian Held, beide gebürtige Mozartstädtler, 104 Wochen (!) in den europäischen Charts und sahnten eine ganze Reihe an Preisen ab. Auch der Song „Falls like rain“ aus 2014 ist ein bekannter Hit, der nach wie vor im Radio rauf- und runtergespielt wird. Neben Klangkarussell gibt es noch andere häufig gespielte Salzburger Bands: Die Makemakes beispielsweise, die im Eurovision Songcontest 2015 den österreichischen Beitrag „I am yours“ beisteuerten, Olympique, die 2015 den begehrten Austrian Amadeus Music Award entgegen nehmen durfte und viele weitere. Wir haben hier ein paar Klangwunder für euch, die ihr vielleicht noch nicht kennt…
Die Punkrocker
Zugegeben, von einem Hitgaranten wie den Karusselljungs aus Salzburg kann man sich schon leicht einschüchtern lassen. Gut, dass es eine ganze Reihe an Nachwuchskünstlern gibt, die ihr ganz eigenes Ding machen und dabei verdammt gut klingen. Ziemlich lässig sind da zum Beispiel die Friday’s Spirit. Die vier Salzburger Chris, Flo, Jo und Dave rocken ordentlich ab: Ganz gemäß dem Punkrock wird ordentlich auf die Drums gehämmert und in die Gitarre gegriffen und alles zusammen ein wild-fröhlich machender Sound geschaffen. Melodisch und tanzbar: So beschreiben die Freitagsburschen ihre Musik.
Coole Ladies
… das sind Christina Laubenbacher und Anne Aichriedler auf alle Fälle. Denn unter dem Bandnamen „Typhoid Marys“ machen die zwei blutjungen Mädels Musik, die aus relativ wenig ein akustisches Meer zaubert. Eine Gitarre hier, Hände, die auf die Sitztrommel schlagen da, und dazu singen beide, was das Zeug hält. Typhoid Mary, das war übrigens eine Typhus-infizierte Dame zwischen dem 19. und 20. Jahrhundert in New York City, die der Krankheit gegenüber selbst zwar immun war, jedoch alle Menschen um sich herum ansteckte. Ebenso viral könnten diese beide gehen. Von zuckersüß bis zur Rockröhre haben die beiden nämlich so einiges auf Lager.
Die Melancholischen
Freundliche Gitarren-Riffs, noch freundlichere Männer-Stimmen und dazu Bilder von Herbstlandschaften und Rehen. Doch hinter den rundum fröhlichen Bildern schwirrt eine namenlose Melancholie. Es gibt einige Widersprüche bei der Band, die aus Rupert Karl, Marvin Sillner und Niklas Mayr besteht – Widersprüche, die „Manchester Snow“ interessant machen. Indie-Rock nennt sich das, was Karl, Sillner und Mayr komponieren. „Die Musik ist wie ein Fotoalbum, in dem man heimlich blättert. Darin sind die Momente festgehalten, die uns zu dem machen, was wir heute sind.“
Die Träumer
Ein Papierschiff, das wacker gen Horizont segelt. An Bord die Mannschaft von „Cardiac Move“: die Salzburger Emanuel Gollegger, Johannes Krysl und Kurosch Borhanina und der Kosmopolit Emanuel Fleckenstein. Songs wie „Fishermen“ machen gute Laune, der größte der Cardiac-Songs ist dabei „Head over heels“. Obwohl alle vier Mitglieder noch jung sind, gibt es ihre Band schon verhältnismäßig lange – bereits 2002 begann nämlich alles als Schulband. Seit damals hat sich viel getan und noch heute ist es das erklärte Ziel von Gollegger und Co., „dass wir uns stetig weiterentwickeln.“
Die Chilligen
Man bringe uns ein Lagerfeuer: Zu dem Sound von den drei Power-Ladies Goldmarie, Caro und Steffi würde es zumindest sehr gut passen. Drei Stimmen, die perfekt harmonieren, eine Gitarre, die entspannte Stimmung verbreitet und verträumt an längst vergangene Abende am See zurückdenken lässt. Doch die „MANAWA“s begreifen ihr Dasein als Musiker als eine sehr viel verantwortungsvollere Aufgabe, als die der Hintergrundbeschallung bei Outdoor-Aktivitäten: „Wir können unsere Welt selbst gestalten und uns für ein friedliches Miteinander einsetzen. Lasst uns Brücken bauen, anstatt Grenzen zu ziehen!“ Daher auch der Name. „Manawa bedeutet auf Hawaii ‚Der Augenblick der Macht ist JETZT!'“
Die Vielfältigen
Musikkritiker sprechen von ihnen als die neuen Pink Floyd, was man zunächst einmal etwas genervt abtut. Klar, die neuen So-und-So, das hört man ja öfter. Dann allerdings spitzt man hinein in ihren Song „The Waiting Soldier“ – und ist wirklich fasziniert von dieser Künstlerkonstellation namens „Blank Manuscript“. „Wir möchten alltägliche Hörgewohnheiten durchbrechen“, beschreiben Dominik Wallner und Alfons Wohlmuth. Die beiden haben gemeinsam ein „ArtRock“-Projekt ins Leben gerufen, mit dem sie Fabeln, Märchen und fremde Welten durch die Musik zum Leben erwecken möchten. Ein schönes Ziel, das ganz ohne synthetische Mittel berauscht.
Die Erdigen
Das war ein kleiner Auszug der Bandlandschaft Salzburgs – Faktum ist, dass die scheinbar beschauliche Mozartstadt mit Sicherheit noch Tausende von Talente beherbergt. Wir freuen uns auf sie.
Foto-Copyright des Titelbilds: Ernst Silberleitner