Wenn die Menschen des Lungaus zu Martini ihren Berghütten nach einem langen Sommer endgültig den Rücken zukehren, übernehmen die Kasmandln wieder die Kontrolle über die Almen. Hier trotzen sie dem klirrend kalten Winter der Berge und machen es sich in den Behausungen der Menschen gemütlich. So erzählen es sich die Bauern und Senner der Region seit vielen Hunderten von Jahren. Dass die kleinen, geisterhaften Wesen dabei alles andere als ungebetene Gäste sind, ja man sogar Nahrung und Brennholz für die faltigen Zeitgenossen zurücklässt, hat einen ganz speziellen Grund: nur wenn man den Kasmandln freundlich gesonnen ist, lassen sie einen den Almsommer über in Ruhe und verscheuchen nicht das wertvolle Vieh.
Spätestens zu Martini, also am 11. November des jeweiligen Jahres, müssen auch die allerletzten Bauersleut’ des Lungaus ihre Almen verlassen und für den Winter zurück ins Tal ziehen. Erst zu Georgi, am 24. April, ist es den Menschen wieder ‚erlaubt’, in die Höhen aufzusteigen und den Sommer gemeinsam mit dem Vieh auf der Alm zu verbringen. Warum sie nicht schon früher zurückkehren dürfen? Na weil sie dann die Kasmandln stören würden, die sich in der kalten Jahreszeit in den Almhütten breit gemacht haben. Und die mögen das, so heißt es, überhaupt nicht gerne. Erst am Vorabend des Georgi Tages, werden sie durch lautes Lärmen aus den Hütten vertrieben, um sich fortan wieder von Früchten und Kleingetier der Wälder und Berge zu ernähren. Nur wer in den Almhütten für die kleinen Wesen vorsorgt, hat dann auch den Sommer über Ruhe von den frechen Zwergen.
Die Kasmandln in Ramingstein, RTS-Brauchtumseck – ab 1.20
Aus diesem Aberglauben heraus, gibt es im Lungau seit jeher den Brauch des Kasmandlfoans (Kasmandlfahrens). Jedes Jahr im November, am Vorabend zu Martini, verkleiden sich die Kinder, ziehen mit Kuhglocken bimmelnd von Haus zu Haus, sagen Kasmandl-Sprüche auf, erzählen lustige Anekdoten vom Almleben und singen Almlieder. Dabei verteilen sie traditionell Rahmkoch, Rahmkas und Schnuraus – allesamt feinste Almspezialitäten. Ohne Zweifel gehören die Kasmandln bis heute zur gelebten Tradition des Lungaus!
Hier einige Beispiele für Kasmandlsprüche:
„I bin is Kasmandl und bin no kloa,
ban Jausna sitz i mi auf an Stoa.
Speck und Kas des mog i gean
und dazua a lustigs Liadl hean.
Wonn e nochan groaß bin,
des sog i enk schoa,
suach i ma a Kasweibe,
nochan bin i neama so alloa!“
(Andrea B.)
„I bins kasmandl mitn liacht,
und geh voroh das jo nix gschiacht.
auf de berg tuat´s scho stürma und schneibn,
do kinnan ma a neama obn bleibn!
drum kemman ma a bissl oba za enk,
es gfreit eich gwiss, wia i mas denk.“
(Michael G.)
„Heit is wieda Kasmandltag
und hiatz losts zua, was i, da Bauer enk sog.
Es gonze Viech und a es Gsind
muas i schaun das va da Oim oa kimbt.
Wei do om is hiatz koa sei,
pfeift da Schneewind scho aus und ein.
In da Hittn los ma no lign a bissl a Jausn
das de Kasmandl kinnan guat hausn.
Hom jo bis Georgi in da Hiitn nix valogn,
wei hot des Kasmandl koa Rua griags woitan an Zoang.
De ruhige Zeit auf de gfrei i mi schoa;
Do is dawei das i mi aufs Ofnbanke loa.
Hiatz woas i nix mehr zan sogn,
ums weitere miasts meine Almleit frogn.“
(Thomas R.)
Diese und viele weitere Sprüche findet man auf www.kasmandl.at