Ende November, Dezember: Zeit der Adventmärkte. Christkindlmärkte erfreuen sich größter Beliebtheit, für viele gehören sie einfach zur Weihnachtszeit dazu und werden deshalb dick im Kalender angestrichen. Was aber passiert hinter den Kulissen? Wer sorgt für Punsch- und Glühweinnachschub? Ein Erlebnisbericht.
Dieses Jahr habe ich mich entschlossen, beim Adventmarkt in St. Gilgen mitzuhelfen. Was genau ich tun sollte, wusste ich anfangs noch nicht. In jedem Fall nicht Punsch verkaufen, soweit war ich schon, denn mir wurde gesagt, dass wir, ich und zwei weitere Freunde, ein „Golfcart“ zur Verfügung gestellt bekommen. Am ersten Tag zeigte uns Frau Anneliese Schernthaner, eine Organisatorin des St. Gilgener Adventmarkts, das „Zentrallager“. Schnell wurde uns klar, worum es geht. Uns wurde die Aufgabe zugeteilt, für Nachschub zu sorgen, für Sauberkeit am Adventmarkt, für Anliegen der einzelnen Hüttenbetreiber, quasi für alles, was die Hüttenbetreiber nicht in ihren Hütten oder aus ihren Hütten heraus bewerkstelligen konnten.
„Na gut“ dachten wir uns und machten uns an die Arbeit. Wir begannen die Tassen in denen der Punsch und Glühwein gefüllt wurde aus Kartons in Fleischkisten umzuräumen, damit die einzelnen Hüttenbetreiber geschwind neue Tassen für die Kundschaft zur Hand hatten. Kaum war dies erledigt, läutete das Telefon. Servietten, Sackerl, Holzlöffel und Punsch wurde benötigt, Hollerpunsch wohlgemerkt, da es eine ganze Palette an verschiedenen Punschsorten gab. Also suchten wir die Servietten, Sackerl und Holzlöffel im Zentrallager zusammen. Dann sollten wir mit unserem, liebevoll genannten, „Golfwagerl“ an die Promenade zum „Fischer Wirt“ fahren, da dieser den Punsch frisch zubereitet und anschließend in Edelstahlkanister abfüllt.
Unsere erste Fahrt durch die Menschenmenge im Adventmarkt gestaltete sich als schwierig. Neugierige Blicke zogen wir auf uns, und die meisten Leute staunten nicht schlecht, als unsere fünf Autobatterien wieder aufsurrten, sobald wir einen freien Korridor in den verwinkelten Straßen von St. Gilgen erhascht hatten. Noch dazu hatten wir einen Anhänger, auf dem später schließlich die Punschfässer verladen wurden. Glücklicherweise fanden wir dann eine Glocke im Golfwagerl vor. Sofort läuteten wir uns den Weg frei und nicht lange dauerte es, bis die meisten Leute das Christkind oder den Krampus hinter sich glaubten. Die Reaktionen der Menschen waren sehr amüsant. Von Schmunzlern über ironische Gesten bis zu Bitten unser Golfwagerl gegen Bezahlung als Taxi nutzen zu können war alles dabei.
Doch wir hatten eine Pflicht zu erfüllen: Nachdem der Punsch aufgeladen war, machten wir uns auf den Weg zur entsprechenden Punschhütte. Doch diesmal umfuhren wir den Adventmarkt, um schneller ans Ziel zu kommen. Nachdem weitere Bestellungen ausgeliefert waren, mussten wir nun die Feuerstellen im Adventmarkt entfachen, um seinen typisch gemütlichen, warmen Flair zu verleihen. Holz, Karton, Feuerzeug und Brennpaste aufgeladen und los gings. Etwa eine halbe Stunde dauerte es, bis wir den Markt noch ein wenig mehr beleuchtet hatten.
Mittlerweile war es Abend geworden. Der Markt leerte sich nach und nach. Nun stand die große Auffüll- und Reinigungsaktion am Plan. Zuerst wurde der Adventmarkt, pünktlich um 19:30, wieder für den regulären Verkehr freigegeben. Dann fuhren wir zum „Fischer Wirt“ und holten Nachschub, damit die Hüttenbetreiber am nächsten Tag wieder in der Lage waren, leckere Heißgetränke auszuschenken. Bis die ganzen Punschhütten wieder versorgt waren, verging oft nicht weniger als eine Stunde. War dies jedoch erledigt, so luden wir schnell einige Kartonkisten auf unseren Anhänger und sorgten uns nun um die Sauberkeit im Adventmarkt. Zuerst wurden die Feuerstellen entleert, dann wurde hinter den Punschhütten nachgesehen, ob Schachteln, „Häferlkisten“ oder gar leere Punschkanister das heimelige, gemütliche Ambiente des Adventmarkts störten. War auch diese Arbeit getan, wurde das „Golfwagerl“ an die Steckdose angeschlossen, die Räumlichkeiten versperrt und ein letzter kontrollierender Blick auf das Lager geworfen, ehe wir uns bei Frau Schernthaner abmeldeten.
Fotos © Thomas Lahnsteiner