Würde man nicht direkt in den Kuhstall schauen, könnte man auch meinen, in einem hippen Café in einer Großstadt zu sitzen. Dabei befindet sich die neu eröffnete „Heimatküche“ im kleinen Dorf Dienten fernab von urbaner Hektik. Hier erlebt man seit Anfang des Jahres Kaffee und Kuchen mit „Kuhkino“, genießt Heublumenlimonade und Rindfleischpot und sieht hautnah, wie echte Landwirtschaft heute betrieben wird.
Ein Familienbetrieb durch und durch
Freundlich begrüßen mich Heidi und Isabella Lainer beim Betreten des Bistros. Mutter und Tochter, schnell zu erkennen. Sie sind es, die der Heimatküche Leben verleihen, die Kuchen backen, Gäste betreuen, Kuhfragen beantworten und mit der modern-traditionellen Einrichtung großen Geschmack bewiesen haben. „Eigentlich wollten wir ja nur einen neuen Stall bauen“, lacht Heidi und erzählt, wie sie eher zufällig auf die Idee des Stallcafés gekommen sind. Tourismus und Landwirtschaft sind seit jeher die großen Standbeine von Familie Lainer. Die Heimatküche verbindet diese nun zu einem schlüssigen Ganzen, wobei Sohn Josef die Landwirtschaft über hat und die beiden Frauen das Bistro betreiben.
„Ich will ein richtiger Bauer werden!“
Das Bistro besteht aus zwei Teilen: dem klassischen Cafébereich mit schicker Theke und einem extra Raum, der das große Kino bietet. Hier, am großen, rustikalen Holztisch sitzen alle zusammen und verfolgen durch große Glasscheiben den tierischen Film. Mit mir zwei junge Frauen mit Kindern, die gebannt das Geschehen im Stall betrachten. „Ich will auch ein richtiger Bauer werden“, hört man plötzlich den Bub begeistert rufen. Wir lachen. Insgeheim denke ich mir, hier wird viel richtig gemacht. Und dass dies das perfekte Ausflugsziel für Familien ist.
Echte Landwirtschaft
„Warum sind die Kälber nicht bei den Kühen?“, „Wo kommt eigentlich das Futter her?“, rätseln meine Tischnachbarn. Und tun damit genau das, was Familie Lainer bezweckt hat: Sie lernen echte Landwirtschaft kennen. „Wir sind kein Archehof oder Streichelzoo, sondern ein richtiger Milchviehbetrieb und das zeigen wir“, bestätigt Heidi und ist wie die ganze Familie stolz auf den modernen Stall, der jeden Technikfreak begeistert – mit Futtermischwagen, Melkroboter und automatischer Reinigung.
Regional und selbstgemacht von Frühstück bis Hofladen
Ein schönes Bistro ohne gutes Essen? Nicht hier! Auch in punkto Kulinarik beweisen die Lainers große Kreativität und setzen ihr Wissen gekonnt ein. Dass sich Heidi als TEH-Expertin mit Kräutern auskennt, lassen Kräutersirup und Heublumenlimonade erkennen. Ganz wichtig ist es der Familie, ihre eigenen Produkte und Regionales zu verwenden. So lassen sie aus der eigenen Milch Käse machen, bieten Speck von ihren Schweinen an und haben mit dem Rindfleischsalat und dem Rindfleischeintopf Klassiker vom eigenen Rind im Repertoire. Neu und noch im Aufbau ist der integrierte Hofladen, in dem sowohl hofeigene Spezialitäten als auch ausgewählte Köstlichkeiten aus der Region zu erwerben sind. Frühstück wird auf Anfrage gerne angeboten, und jeden Sonntag wird fröhlich gebruncht. Ideal ist die Location auch für Feste, Seminare (nicht von den Kühen ablenken lassen!) und kleine Veranstaltungen.
Beitrag leisten, zumindest einen kleinen
Und warum machen das die Lainers nun so, wie sie es machen? „Wir wollen den Leuten einen Einblick geben, wie Landwirtschaft heute funktioniert. Transparenz ist uns wichtig. Und wir wollen einen Beitrag leisten, auch wenn er noch so klein ist“, so die Motivation von Isabella. Ob er wirklich so klein ist? Das kommt immer auf die Sichtweise an.
- Alle Infos zur neuen Heimatküche: www.heimatküche.at
- Ein kleiner Tipp: Die Einfahrt zur Heimatküche ist leicht zu übersehen, deshalb aufmerksam fahren und gut nach dem Schild gegenüber der Dacheggbahn Ausschau halten!
Fotos: © Lainer, © Hörl