Das Filzmooser Kindl ist eine der wenigen Jesuskind Pilgerstätten, die es noch gibt. Das besondere daran ist nicht nur diese Einzigartigkeit. Je nach Jahreszeit trägt die hölzerne Jesusfigur auch unterschiedliche Kleidung.
Schon alleine die Geschichte, wie das Kindl in die Filzmooser Pfarre kam, ist hörenswert. Eva Rettenwender, Pfarrsekretärin in Filzmoos, erzählt, dass der Legende nach das hölzerne Jesuskind von Hirten gefunden wurde. Da die Kirche in Filzmoos keinen offiziellen Status hatte, wurde das Kindl in die Pfarrkirche Altenmarkt gebracht. Doch von dort verschwand es noch am selben Tag und tauchte in der Kirche von Filzmoos wieder auf.
Eine genaue Altersdatierung des Kunstwerks ist schwierig. Der Ort Filzmoos selber wurde 1452 erstmals urkundlich erwähnt, die Kirche 1553. Und bereits damals war vom Kindlein im Peterskirchlein die Rede.
Heute hängt das Kindl im goldenen Strahlenkranz über dem Hochaltar. Die Glocke in der Hand und die Weltkugel dürften erst später dazugekommen sein. Seit dem Barock ist die Figur Ziel von Pilgerreisenden und kinderlosen Eheleuten, wie auch die ausgetretene Steinschwelle zum Kircheneingang zeigt.
Kindl im Gnadenrock
Eine besondere Attraktion ist das „Gnadenröckl“ des Kindls, das je nach Jahreszeit wechselt. Zur Fastenzeit trägt es ein weißes Samtkleid mit Goldstick. Ab Pfingsten wird es durch ein rotes Kleid ersetzt, das bis zur Adventszeit getragen wird. Danach folgt das goldene Brokatkleid. Früher gab es im Sommer auch ein grünes Samtkleid mit Goldstick, das im Laufe der Zeit so ausgebleicht war, dass es grau bis schwarz schien und , da man nicht wole, dass das Kindl scheinbar Trauer trage, verzichtet man seit einigen Jahren auch dieses „Sommerkleid“.
Pfarrsekretärin Eva Rettenwender berichtet voll Liebe von „ihrem“ Kindl und führt Besucher gerne durch die Kirche. Im Pfarramt gibt es eine übrigens eine Galerie, die von erfolgreichem Kindersegen zeugt, für das das Filzmooser Kindl verantwortlich sein soll. Sogar Bilder aus den 17. und 18. Jahrhundert sind hier zu finden.
Pilgerer und Wallfahrer
Auch Wallfahrten werden nach Filzmoos organisiert. So zieht es jeden 2. Sonntag im September die Abtenauer und jeden 1. Sonntag im Oktober die Annaberge nach Filzmoos. Und auch wer entlang des St. Leonharder Pilgerweges unterwegs ist, stattet dem berühmten Filzmooser Kindl einen Besuch ab.
Filzmooser Kindl-Brot
Zu besonderen Ehren kommt das Gnadenbild zur Adventzeit. Dann nämlich wird das Filzmooser Kindl-Brot gebacken – ein Früchtebrot (Zübebenbrot), das mit einer Oblate mit dem Bild des Kindls verziert ist.
Fotos © Wildbild