„Darf´s a bisserl was Besonderes sein?“ fragt der fiktive Herr Leopold in der „Neuen Wiener Kaffeehauszeitung“, der Speisekarte des „Herr Leopold“. Und das ist das neue Café im Herzen der Salzburger Altstadt tatsächlich – etwas ganz Besonderes. Besonders charmant, mit besonders flaumigen Buchteln und einem Gastronomenpaar mit einer besonderen Geschichte.
Als wir durch die Türe des „Herr Leopold“ gehen, bemerken wir als erstes den Geruch, der in unserer Nase kitzelt und uns das Wasser im Mund zusammenlaufen lässt– der Duft nach frisch gebackenem Brot, Kaffee und warmem Strudel. Gleich danach fällt uns das Strahlen von Soraya auf, die uns von hinter der Bar herzlich begrüßt. Und Justus, den wir uns tatsächlich sehr gut in einem klassischen Wiener Kaffeehaus vorstellen können. Justus und Soraya sind das junge Gastronomenpaar, das sich dem ehemaligen Café Schatzi in der Wiener-Philharmoniker-Gasse 1 angenommen und daraus das „Herr Leopold“ gezaubert hat. „Wir haben uns damit einen Traum erfüllt“, sagt Soraya und blickt dabei kurz mit strahlenden Augen zu ihrem Lebensgefährten Justus. Das junge Paar stammt ursprünglich aus der Nähe von Würzburg. Nachdem sie mit Sorayas Eltern oft nach Salzburg kamen, stand für die beiden bald fest: Hier wollen sie bleiben. Hier soll ihr Lebensmittelpunkt sein. „Bald war klar, dass wir ein Café aufmachen möchten“, erzählt Justus weiter. „Obwohl wir beide keine gelernten Gastromonen sind. Wir haben beide BWL studiert, in der Gastronomie haben wir halt während des Studiums mal ausgeholfen.“Aber wo ein Wille, da auch ein Weg, dachten sich die beiden, haben die Ärmel hochgekrempelt und angepackt. Die erste Station war das damalige Café Schatzi. „Wir wollten etwas kleines“, erklärt Justus. „Schließlich wussten wir ja nicht, ob es funktioniert.“ Denn in ihrer Heimat, da gibt es diese Art Kaffeekultur, wie man sie in Österreich kennt, gar nicht, sagt Justus. „Dieses gemütlich einen Kaffee trinken, vielleicht dabei eine Zeitung lesen oder einfach die Zeit vergehen lassen, das gibt es unserer Meinung nach nur hier, in Österreich. Uns hat das immer schon total gut gefallen.“
Jössas, is das schee da!
Nach zwei Jahren im Café Schatzi war der Wunsch da, etwas eigenes in Angriff zu nehmen. Justus und Soraya gaben der Idee „Herr Leopold“ viel Zeit, um zu reifen, überlegten sich alles gut.„Unser Ziel war es, etwas zu machen, wo auch die Salzburger gerne hingehen“, sagt Soraya. „Deshalb war es uns auch ganz wichtig, dass wir beste Qualität und faire Preise haben – auch und gerade, weil wir mitten in der Innenstadt sind.“ Selbst, als die Entscheidung schon gefallen war, gingen die beiden mit Ruhe und Umsicht ans Werk. „Uns war es ganz wichtig, dass wir hier alles mit der nötigen Sorgfalt und einem hohen Qualitätsanspruch machen, nicht einfach nur schnell, schnell“, sagt Soraya. Dieser Qualitätsanspruch beginnt bei den angebotenen Speisen und Getränken und geht über den Servicegedanken bis hin zum Interieur. „Wir haben das Gewölbe vorsichtig restauriert und zwei Räume zusammengelegt, damit etwas Hochwertiges entstehen kann. Auch bei der Einrichtung war uns Qualität wichtig“, sagt Justus und streicht über die dunkelgrüne Tischplatte aus edlem Marmor. Wir sitzen derweil bequem auf einer grünen Samtbank, hinter uns ist die Wand mit dunklem Holz vertäfelt, darüber verleihen ovale Spiegel dem Raum einen lässigen Chic. Mittlerweile haben wir auch den Ursprung des herrlichen Duftes ausfindig gemacht, der stetig durch das Kaffeehaus zieht: Es ist der große Bäckereiofen, in dem Strudel, Croissants oder (Sauerteig-) Brote frisch gebacken werden.
„Was, ihr habt Buchteln?“
Was gerne bestellt wird, wollen wir noch wissen. „Sehr beliebt sind zum Beispiel unsere Buchteln, die sind auch immer mein Tipp an die Gäste“, sagt Justus. Da müssen wir kurz eine Zwischenfrage stellen, die uns schon auf der Zunge liegt: Wie sind die beiden auf Buchteln gekommen? „Ja, das war eigentlich ein Zufall“, sagt Justus und lacht. „Wir haben nach etwas gesucht, das zu uns passt – zur Neuen Wiener Kaffeehauskultur. Etwas, das wunderbar schmeckt, das wir aber auch hier bei uns machen können. So sind wir auf die Buchteln gekommen. Die sind handgemacht, nach unserem eigenen Rezept.“ Gefüllt sind die Buchteln natürlich mit Powidl – wie sich´s gehört. „Die Buchteln sind mittlerweile meine absolute Lieblingsspeise“, verrät Justus und schmunzelt. „Interessant ist, dass für die meisten Touristen Buchteln kein Begriff sind. Aber wenn Einheimische kommen, hören wir oft: ‚Oh, ihr habt Buchteln! Toll!‘ Die freuen sich dann immer, das ist für uns auch sehr schön.“ Erst kürzlich hatte er ein schönes „Buchtel-Erlebnis“, erzählt Justus. „Da kam eine ältere Frau zu uns ins Café und hat Buchteln mit Vanillesauce bestellt. Als sie gegangen ist, hat sie zu mir gesagt, so gute Buchteln hat sie das letzte Mal bei ihrer Oma gegessen. Aber diese Dame war auch schon über 70 Jahre!“ Justus und Soraya lächeln sich an. So soll es sein – dass sich die älteren Herrschaften an etwas von früher erinnern und die jüngeren auch das Neue der „Neuen Wiener Kaffeehauskultur“ entdecken.
Bitte sehr! Bitte schön!
Zur neuen Kultur gehört zum Beispiel, dass es bei Soraya und Justus ein Afterwork-Angebot gibt. „Wir laden die Gäste ein, auch nach dem Arbeit vorbeizukommen, vielleicht auf ein Glaserl Gemischter Satz und ein ofenfrisches Brot mit verschiedenen Aufstrichen“, sagt Soraya. So kann man den Tag wunderbar ausklingen lassen – und am nächsten Tag bereits um 7.30 Uhr mit einem feinen Frühstück im „Herr Leopold“ beginnen. Was sie sich noch wünschen, fragen wir das sympathische Paar. „Wir sind glücklich“, antwortet Soraya. „Wir sind froh, dass wir hier in Salzburg leben dürfen, in dieser schönen Stadt mit ihrer wunderschönen Umgebung. Wir freuen uns sehr darüber, dass wir von Einheimischen und Gästen so tolles Feedback zu unserem Café bekommen. Was kann man sich da noch mehr wünschen?“ „Naja,“ sagt Justus und grinst, „ich wünsch mir, ich könnt den Wiener Schmäh aussprechen. Das wär super.“
Fotocredits: © knaro.at / © Herr Leopold