Auf genau 1.222 Meter Seehöhe liegt die Rettenegghütte. Sennerin und Bäuerin Barbara Gsenger verbringt den Sommer mit ihren Kühen in dieser idyllischen Gegend in der Postalm – dem größten Almgebiet Österreichs. Die frische Almmilch verarbeitet Barbara zu Butter, Topfen, Schnitt- und Frischkäse.
Der Weg zur Rettenegghütte im Postalmgebiet führt auf einer Forststraße oder über einen Steig durch den Wald. Es duftet nach Pilzen. Moose überziehen Steine und Wurzeln mit einem dicken grünen Teppich. Stille. Schon ist die Almwiese erreicht. Kühe liegen kauend im Gras. Und bald stehe ich vor der urigen, über 300 Jahre alten Rettenegghütte. Sennerin Barbara Gsenger hat eingeheizt. Aus dem Holzofen duftet es nach Bauernbrot.
Hie und da öffnet sie das Backrohr und sieht nach dem Brot. Barbara: „Bei einem Holzfeuer kann ich nie sagen, wie lange die Backzeit tatsächlich dauert.“
Danach geht Barbara zum Brunnen. Darin kühlen Magermilch und Obers im rund sechs Grad kühlen, nein kalten, Quellwasser. Im Schatten daneben reift Schnittkäse. Barbara bestreicht den Käse mit frischem Quellwasser und wendet ihn, damit er von allen Seiten gleich reift. Einmal in der Woche bestreicht die Bäuerin den reifenden Käse auch mit Molke.
Arbeitstag beginn am frühen Morgen
Barbaras Arbeitstag beginn um fünf Uhr morgens. Da holt sie die vier Kühe von der Weide zum Melken. Diese sind, so wie die 14 weiteren trächtigen Kühe, Kalbinnen und Kälber den ganzen Sommer auf der Eimbergalm auf der Postalm. Duftende Kräuter und frische Gräser stehen täglich auf ihrem Speiseplan. Und das schmecken die Gäste in der frischen Milch, in der gerührten Butter sowie den verschiedenen Frisch- und Schnittkäsesorten. Nach dem Melken kommt die frische Milch in die Zentrifuge. Da trennt die Sennerin den Rahm von der Milch. Rahm rührt Barbara zu Butter, und die so genannte Magermilch verarbeitet sie zu Käse weiter. Berg-, Chili- und Pfefferkäse zählen zu den Hartkäsesorten. Weichkäse veredelt sie mit Knoblauch und Schnittlauch. Diese Zutaten gedeihen überaus prächtig im Hochbeet nahe der Hütte.
Nach einer Wanderung schmeckt die Jause besonders gut
Am späteren Vormittag kommen die ersten Wanderer bereits vom Braunedel (1.894 Meter) zurück. Die beiden Frauen und ihr Begleiter machen es sich auf der Terrasse gemütlich und bestellen Käsebrot. Danach freuen sie sich auf ein Häferl Milchkaffee und Rosinenbrot. Barbara: „Mit Almbutter ist dieses Brot eine besondere Delikatesse und passt sehr gut zu Kaffee, weil es leicht süß schmeckt.“
Das Rosinenbrot wird nur in der Rettenegghütte gebacken. Und das schon seit über 60 Jahren. Barbaras Mutter Elli (sie verbringt den 32. Almsommer auf der Hütte) hat das Rezept von ihrer Schwiegermutter übernommen.
Barbara verrät uns das Rezept:
2/3 Roggenmehl
1/3 Weizenbrotmehl
Germ
Salz
Brotgewürz, Zimt
1/2 l Milch
1/2 l Wasser
Rosinen, Zitronat, Aranzini
Mischen und wie einen Germteig zubereiten.
Am Tag zuvor weicht Barbara Rosinen, Zitronat, Zimt und Aranzini in einem Stamperl Rum ein. Dieses Gemisch lässt sie über Nacht ziehen. Am nächsten Tag knetet sie das Gemisch in den Teig ein.
Hitze und Backzeit wählt Barbara nach Gefühl: „Bei einem Holzofen kann ich das nie sagen“, erklärt sie lächelnd. Ihre Mutter Elli sitzt auf der sonnenbeschienenen Hausbank, hört zu und ergänzt: „Eine Stunde bei 200 Grad sollte die Backzeit in einem E-Herd ungefähr sein.“
Bestes Wasser sprudelt frisch aus dem Berg
Besonders stolz sind Barbara und Elli auf das „beste Wasser der Postalm“, das stets mit einer Temperatur von sechs Grad den ganzen Sommer über aus ihrem Brunnen sprudelt.
Ein eigenes kleines Kraftwerk und eine Photovoltaik-Anlage liefern genügend Strom für die Hütte.
Für Gäste die übernachten möchten, stehen Betten für acht Personen im Lager zur Verfügung. Vor allem die unzähligen Wandermöglichkeiten, die Ruhe und die fast unberührte Natur begeistern die Gäste im idyllischen Almgebiet. Geüffnet hat die Hütte von Mai bis Oktober. Wer übernachten möchte, sollte reservieren. Barbara Gsneger ist unter +43 664 5882498 erreichbar.
Fotos:© F. Fröschl