„Alles, was wir bei Burton kreieren, hat seinen Ursprung in den Bergen.“ Das ist die DNA von Burton Snowboards. Und war die von Jake Burton. Im Jahr 1977 gründete er das Unternehmen und gab einer ganzen Generation ein neues Lebensgefühl. Surfen im Schnee veränderte den Wintersport. Für immer. Dass dabei der Pinzgau eine entscheidende Rolle spielte, wissen die wenigsten. Eine Spurensuche zum Tod des großen Jake Burton. Der Seele des Snowboardens.
Die Welt hielt kurz den Atem an, als die Nachricht im November 2019 durchsickerte, dass Jake Burton, einer der Erfinder des Snowboardens, seinen Kampf gegen die Krankheit verloren und seine Augen für immer geschlossen hatte. Zumindest meine Welt. Welche Spuren hatte dieser Mensch hinterlassen? Im Leben so vieler junger Leute, denen er ein völlig neues Lebensgefühl gab und die Leidenschaft für das Surfen im Schnee mit seiner lockeren Art vermitteln konnte. Wie gerne wollten wir wie er sein…
Vieles aus seiner Kindheit vergisst man. Andere Dinge brennen sich für immer ein. Wir waren Kids, süchtig nach dem Snowboarden und konnten den Winter kaum erwarten. Jedes Jahr im Spätsommer kam er mit der Post zu uns. Der neue Burton Katalog. Viel mehr als nur eine Ansammlung neuer Produkte – eine dicke, fette Bibel unseres Lifestyles. Terje auf dem Cover, Kelly im Powder und das obligate Vorwort von Jake Burton.
Jake Burtons Traum vom Surfen im Schnee
Jake Burton… Einer von uns. Liebte das Riden, den Schnee, die Berge, die Freundschaft. Und genau davon erzählte er uns. Sehnsuchtszerfressen saßen wir auf der Gehsteigkante vor unseren Häusern in der Sonne und saugten jedes Wort in uns auf. Wo er fahren war, mit wem und wie dankbar er dafür sei, das tun zu dürfen, was er am meisten liebte. Und wir waren es auch. Snowboarder durch und durch! Sind es immer noch, Jake.
Sein Tod ließ mich nicht kalt und ich las viel über das Leben dieses Mannes. Wie alles begann, er an seinem Traum festhielt obwohl alle Zeichen auf Aufgeben standen und wie er es schaffte, aus einem simplen Brett mit Schnur einen Sport zu kreieren, der die Jugendkultur und den Wintersport für immer verändern sollte. Je tiefer ich in mich in dem Thema einbuddelte, desto mehr Spuren führen aus dem fernen Vermont über den großen Teich herüber in den tiefverschneiten Pinzgau. Sollte das SalzburgerLand eine größere Rolle in der Geschichte des Snowboardens spielen, als gedacht? Dafür müssen wir unseren Blick in die Vergangenheit richten. Ins Weihnachten des Jahres 1968.
Burton Snowboards – die Anfänge
Jake Burton war 14 und wünschte sich nichts sehnlicher als ein Surfboard vom Weihnachtsmann. Nachdem er stattdessen einen Schreibtisch unter dem Christbaum fand, begrub er erst einmal seine Wellenreit-Ambitionen. Stattdessen kaufte er sich um 10 Dollar einen Snurfer (ein simples Brett mit Schnur, dafür ohne Stahlkanten)und verbrachte den ganzen Winter damit auf dem Hügel hinter dem Haus im Schnee zu surfen. Neben dem Skifahren, für fast ein ganzes Jahrzehnt seine große Leidenschaft.
Zehn Jahre später, New York City. Jake arbeitete 12 bis 14 Stunden am Tag. Und hasste es. All die Jahre hatte er in seinem Hinterkopf die Idee, dass man aus dem Surfen im Schnee einen richtigen Sport machen konnte. Also kehrte er dem Big Apple den Rücken zu und gründete Burton Snowboards im heimatlichen Vermont.
Die Spuren führen in den Pinzgau
Nach unzähligen Prototypen und ersten kleineren Erfolgen, verschlug es Burton Anfang der 1980er Jahre ins SalzburgerLand. Besser gesagt zum Winterurlaub in den Pinzgau. Während die Familie seiner Frau Donna auf Skiern das Kitzsteinhorn und die Schmittenhöhe unsicher machten, fuhr Jake Burton zum ersten Mal auf einem Snowboard über österreichische Pisten. Am Abend besuchte er Skierzeugungen und versuchte, diese für seine Idee zu gewinnen – Snowboards, die mit Skitechnologie produziert werden.
Rückschlag reihte sich an Rückschlag. Bis zu jenem Tag, als er bei Helmut Keil von Keil Ski in Uttendorf auf der Matte stand und tatsächlich Gehör fand. Keil baute seit den 50er Jahren hochwertige Skier und sah großes Potenzial in Jake Burton und seiner Idee.
Schnell wurde man sich einig und begann, Prototypen mit Stahlkanten, Holzkernen und state-of-the-art-Laufflächen zu bauen. Burton lernte Deutsch, um sich mit Herrn Keil, wie er ihn auf der Burton-Website bis heute nennt, im Detail über notwendige Entwicklungen und neue Ideen zu unterhalten. Jeden neuen Prototypen nahm Jake persönlich mit aufs Kitzsteinhorn, testete ihn auf Herz und Nieren und kam mit Verbesserungsvorschlägen zurück in die Erzeugung in Uttendorf. Zwischenzeitlich wurde auch im relativ nahen Innsbruck die Burton Europazentrale gegründet und ein Zweitwohnsitz bezogen.
Auch wenn die Geschichte von Burton Snowboards schon viel früher seinen Anfang nahm, so waren es doch die Monate und Jahre im SalzburgerLand, die dem Unternehmen und dem Sport gleichermaßen den Auftrieb gaben, ein internationaler Erfolg zu werden. Es war die Österreichische Technologie, die aus dem Spielzeug im Schnee ein Sportgerät machen sollte, das Wintersemester, das im Winter Millionen von Menschen in die Berge zieht. Bis heute besteht die Partnerschaft zwischen Keil Ski und Burton Snowboards. Mittlerweile ist die Produktion von Serienboards auch an andere Stätten ausgelagert wurden, trotzdem werden die hochwertigsten Burton-Boards immer noch in Uttendorf produziert. Doch es sollten nicht die einzigen Spuren sein, die Jake im SalzburgerLand hinterlassen hat.
Burton The Stash im Absolut Park
Wir schreiben das Jahr 2003. Snowboarden war gerade dabei, die Nummer 1 in den winterlichen Bergen zu werden und überall in den Resorts bildeten sich Snowparks als Spielplätze der jungen und junggebliebenen Rider. Auch hier zeigte sich Jake Burton als Visionär und Querdenker und entwarf gemeinsam mit dem legendären Craig Kelly, ‚The Stash‘. Wer auf der Suche nach perfekt präparierten Pisten und bis ins Detail geshapte obstacles ist, sollte schleunigst wieder in eine andere Richtung abbiegen. Dafür findet man hier Hindernisse aus Schnee und Holz, die über das ganze Terrain verteilt und perfekt in die Natur integriert sind. Neben drei Parks in den USA, jeweils einem in Neuseeland und Frankreich, ist The Stash in Flachauwinkl der einzige seiner Art in Österreich.
Für uns Snowboarder ist es kein schöner Gedanke, dass wir ab jetzt in einer Welt ohne Jake Burton fahren gehen zu müssen. Dem Mann, der es zu seinem Lebensziel gemacht hatte, mindestens 100 Tage im Jahr auf dem Brett zu stehen. Seiner Leidenschaft nachzugehen. Doch jedes Mal, wenn sich jemand im SalzburgerLand auf sein Snowboard stellt und die ersten Lines des Tages in den Schnee ziehen darf, dann macht er das, weil es Jake Burton gegeben hat.
Danke Jake und RIP.
©Burton Snowboards, außer wo anders angegeben