Die Bezwingung des Großglockners zählt zu den größten Herausforderungen für Rennradfahrer in Österreich und zu den Klassikern der Alpen. Doch was muss man mitbringen, um wirklich eine Chance zu haben, was waren die Highlights der vergangenen Jahre und welche Rolle spielt dabei das Wetter? Wir haben uns mit Peter Embacher, Streckenchef des Rennens, getroffen und ihm einige Fragen gestellt. Update: Der nächste Glocknerkönig findet am 2. Juni 2024 statt.
Was für eine Herausforderung! Es sind exakt 18 langgezogene Kehren, 27,3 Kilometer, eine ständige Steigung von 9 bis 15 % ab Kilometer 14,5 und 1.671 Höhenmeter, die die Spreu vom Weizen trennen. All das und jede Menge Willenskraft und körperliche Höchstleistung liegen zwischen den mehreren tausend Startern und ihrem großen Ziel oben beim Fuscher Törl auf 2.428 Metern Seehöhe. Seit mittlerweile einem Vierteljahrhundert zieht der Glocknerkönig Jahr für Jahr eine bunte Schar an Hobby- und Profisportlern an, die sich ihrem inneren Schweinehund stellen und hinauf zum höchsten Berg Österreichs radeln. An den Start gehen darf bei der 27. Auflage dieses Klassikers am 02. Juni 2024 jedermann, der sich die Strapazen auf der autofreien Großglockner Hochalpenstraße hinauf zu Österreichs höchstem Berg, zutraut.
Peter, worin liegt die Faszination des Glocknerkönigs?
Die Faszination für die vielen Tausenden von Teilnehmern liegt in der Strecke und der Streckenführung. Als reine Bergauf-Strecke stellt sie an sich schon eine große Herausforderung für die Fahrer dar. Dazu kommen noch die Höhe und die teilweise sehr große Steigung. Natürlich darf man auch den Reiz dessen, dass man den Glockner nur bei diesem Rennen von 7 bis 10:30 autofrei befahren und hoffentlich bezwingen kann, nicht außer Acht lassen.
Warum will man als Rennradfahrer zumindest einmal im Leben den Glockner bezwingen?
Der Name Großglockner löst bei Bergbegeisterten ein gewisses Feeling aus. Dazu kommt noch, dass die Straße hinauf zum Fuscher Törl die höchste befahrbare Straße Österreichs darstellt. Zusammen mit einem Feld aus mehreren tausend Gleichgesinnten ist der Ehrgeiz so schnell geweckt.
Wie oft warst du denn selber schon oben?
Schon einige Male. In den vergangenen Jahren nicht mehr ganz so oft, früher hat es mich schon pro Saison sechs bis zehn Mal hinauf zum Fuschertörl und auch zu Edelweißspitze getrieben. Ich bin auch Radmarathon gefahren, verstehe also selber, warum so viele Leute auf den Glockner wollen.
Wie ging es denn vor 28 Jahren los mit dem Glocknerkönig.
Ich kann mich noch sehr genau an die Anfänge 1996 erinnern. Ich war damals schon Streckenchef und für die Sicherheit der Fahrer und die perfekte Beschaffenheit der Straße zuständig. Organisiert wurde die erste Wettfahrt von den Tourismusverbänden Bruck und Fusch an der Glocknerstraße. Unter der Schirmherrhschaft von Wolfgang Deisenberger. Seit damals geht es nicht nur am Glockner, sondern auch mit unserem Rennen ständig bergauf.
Wo liegt denn die derzeitige Rekordzeit?
Der immer noch absolute Spitzenwert liegt bei 1:15:15, aufgestellt von Roland Stauder im Jahr 2005. Eine großartige Leistung, an die bisher noch kein anderer Fahrer herankommen konnte. Obwohl jedes Jahr eine Prämie für den neuen Rekord ausgeschrieben wird. Manche standen schon bei 1:16, darunter schaffte es allerdings auch mit moderner, immer leichterer Technik, niemand.
Was waren denn die Highlights der vergangenen bald 28 Jahren?
Ich habe großen Respekt vor den Teilnehmern, die wirklich an ihre Grenzen gehen und das Rennen gerade so schaffen. Die Zeit wird da völlig unbedeutend. Hauptsache man kommt an. Für mich immer ein Highlight.
Dann das Wetter. Wir hatten schon alles dabei. Vom Sonnenschein ohne eine Wolke am Himmel, bis hin zum Schneefall und nach weiter unten versetztem Ziel. Das bleibt hängen, vor allem, wenn wir in der Früh noch mit dem Schneepflug, oder gar der Schneefräse fahren mussten. In den Bergen gibt es alles: Wetterstürze, Rennen, bei denen wir die Fahrer ein Stück mit dem Schneepflug fahren mussten und, und, und. Gott sei Dank ist immer alles, bis auch einige wenige Plessuren, umfallfrei über die Bühne gegangen.
Du agierst immer an vorderster Front und hast sicherlich schon viele Sieger jubeln gesehen? Kennst du das Rezept, um Glocknerkönig zu werden?
Viel Training, Ehrgeiz und Leidensfähigkeit. Es ist schon sehr schwierig heute, weil das Niveau der Masse extrem gestiegen ist. Von 3.000 Fahrern am Start, haben 1.000 das Zeug zum Sieg. Vor zehn Jahren war das noch ganz anders, da war das Feld viel weiter auseinander.
Kannst du für jemanden, der noch nie am Glockner unterwegs war, den Streckenverlauf ein bisschen erklären?
Los geht es für die Teilnehmer der Classic -und Ultra-Wertungam Null-Punkt der Großglockner Hochalpenstraße in Bruck. Zum Aufwärmen führt die Strecke zu Beginn relativ flach bis ein paar Kilometer nach der Ortschaft Fusch. Jetzt beginnt die Steigung. 4,5 weitere Kilometer, dann erreicht das Feld die Mautstelle Ferleiter, wo die Teilnehmer der Light-Wertung starten. Ab jetzt geht es auf den kommenden 12 Kilometer nur mehr bergauf. 18 langgezogene Kehren und eine ständigen Steigung zwischen 9 und 15% liegen zwischen hier und dem Ziel der Classic und Light-Wertung oben am Fuscher Törl. Für die Ultras geht es noch weiter und steiler hinauf zur Edelweißspitze. Eine unglaubliche Herausforderung für die Sportler. Wir sagen immer, sobald einer aufhört zu treten, fällt er vom Rad.
Was sind die Herausforderungen für dich als Streckenverantwortlichen? Wie laufen die Vorbereitungen bzw. der Tag der Wettfahrt für dich ab?
Wir müssen in der Früh vor dem Rennen sicher stellen, dass wirklich kein Auto mehr unterwegs ist. Unten ist ohnehin gesperrt, aber von oben verirrt sich immer wieder einmal ein Fahrer auf die gesperrte Straße. Gleiches gilt für Tiere. Hierfür kontrollieren wir die Zeune der Weiden nach Schäden und Löchern. Die Straße an sich ist generell in sehr gutem Zustand und es gibt kaum ein Schlagloch das wir im Vorfeld ausbessern müssten. Trotzdem wird das akribisch kontrolliert. Letzter wichtiger Faktor ist das Wetter und der Schnee – den wollen wir auf keinen Fall auf der Strecke.
Peter Embacher ist technischer Betriebsleiter und zuständig für Event Management bei der Großglockner Hochalpenstraßen AG.
2024 findet der Glocknerkönig am 02. Juni statt.