So viele Geschichten auf so kleinem Raum, so große historische Bedeutung für einen so beschaulichen Markt: Die schroffen Felsen und imposant thronenden Gipfel beeindrucken alle, doch die besonderen Reize des geschichtsträchtigen Zentrums entgehen Durchreisenden mitunter. Kommt mit auf einen Spaziergang durch die malerischen Gassen von Lofer!
An Lofer kommt – auch heute noch – kaum jemand vorbei, der von Norden kommend in den Pinzgau, Salzburgs gebirgigsten und flächenmäßig größten Bezirk möchte. All die weiteren beeindruckenden Urlaubsregionen in dieser Gegend, von Saalfelden Leogang über Zell am See-Kaprun bis hinein in die Ferienregion Nationalpark Hohe Tauern: Sie offenbaren sich kurz nach Lofer, dem Hauptort des Salzburger Saalachtals.
An Lofer will aber ohnehin keiner so schnell vorbei, der von der Schönheit, dem besonderen Charme und den vielen Geschichten des historischen Marktes weiß. Am Fuße der idyllischen Almenwelt Lofer flaniert es sich nämlich zwischen so vielen denkmalgeschützten Gebäuden, wie man sie in einer nur rund 2.000 Einwohner zählenden Marktgemeinde gar nicht vermutet. Auf unserem kleinen Streifzug entdecken wir diese liebevoll erhaltene, nostalgische Kulisse am Fuße der mächtigen Bergwelt.
Film ab: Internationale Schauspielstars in Lofer
Losspaziert vom großen Parkplatz im Zentrum, gleich neben der barocken Pfarrkirche mit dem Panorama der Steinberge im Hintergrund, kommen wir gleich zum Marktplatz. Vorbei am Kaufhaus Färbinger blicken wir zum Rathaus auf der gegenüberliegenden Seite, wo die Amtsräume erst seit 1951 eingerichtet sind – zuvor haben hier die Hufschmiede ihr gefragtes Werk verrichtet. Ein echtes Highlight ist aber jenes Gebäude unmittelbar zu unserer Rechten: Die Villa Egger aus dem Jahr 1543, fast schon vornehm verborgen hinter dem prächtigen Franzosendenkmal hat – unter anderem – Filmgeschichte geschrieben. 1968, als der britisch-amerikanische Actionthriller „Agenten sterben einsam“ mit Clint Eastwood in Lofer gedreht wurde, hat Hauptdarsteller Richard Burton hier mit seiner Frau Liz Taylor ein Frühstück genossen. In der heutigen Frühstückspension mit nettem Restaurant „Am Platzl“ buchen sich der Filmgeschichte affine Gäste gerne ins schicke Clint-Eastwood-Zimmer ein.
Mozart macht Pause
Seine ruhmreiche Vergangenheit verdankt Lofer seiner Lage. Gut 40 Kilometer und somit eine frühneuzeitliche Tagesetappe südwestlich der Landeshauptstadt Salzburg, war hier eine wichtige Relais-Station für Pferde. Zwischen Salzburg und Tirol wie auch auf der Nord-Süd-Verbindung war der Markt lange Zeit der verkehrstechnische Dreh- und Angelpunkt, alles kutschte und rollte durch Lofer.
Auch Wolfgang Amadeus Mozart mit seinem Vater Leopold: Die beiden haben entlang ihrer Reise nach Italien im Winter 1769 im „Kashaus“, der einstigen Pinzgauer Käsesammelstelle, genächtigt. Heute befindet sich darin eine Bankfiliale und an der Gebäudemauer erzählt eine von insgesamt 60 Info-Tafeln an Lofers denkwürdigen Orten jene Geschichte, die allein dieses Haus geschrieben hat.
Jedem Gebäude seine Geschichte
Ihr seid nun mittendrin in diesem kleinen Markt mit großer Geschichte und dazu eingeladen, all die Anekdoten auf eure Weise zu entdecken – alle paar Schritte begegnen sie einem. Vom royal geschätzten Bräu-Gasthof, wo einst Hochadel, Kanzler und Kaiser auf ihr Wohl angestoßen haben bis zum ältesten Landtheater im SalzburgerLand, dem „Apollo“, das zurückgeht auf die Blütezeit der Sommerfrische zur Jahrhundertwende um 1900: Zwischen bunten Fassaden und historischem Gemäuer erwartet euch mehr Interessantes aus vielen Jahrhunderten als das eine Reportage mal eben so anschneiden kann.
Auf überschaubarer Fläche findet ihr außerdem etliche gemütliche Wirtshäuser zum Genießen und Verweilen, die meisten von ihnen ebenfalls mit großer Historie. Wie die uralte Fuxtafern von 1546, den heutigen Gasthof zum Schweizer an der einst zentralen Straßengabelung in Lofer. Heute genießt es sich hier in aller Ruhe, abseits jedes großen Trubels.
Kalvarienberg: Kraftplatz und Aussichtspunkt
Wir kommen hier und gleich danach am Heimathaus vorbei, weil euch noch ein wunderschöner Ausklang eures Marktbummels ans Herz gelegt sei – zumindest all jenen, die diesen nicht schon mit einem Sprung ins kühle Nass des Steinbergbades beenden möchten. Genau von dort geht’s nämlich gemütlich-spirituelle zehn Minuten aufwärts zum Kalvarienberg, wo man einen herrlichen Ausblick auf den Markt Lofer und die umliegende Berglandschaft genießen kann.
Oben angekommen, lädt eine Kapelle zum Innehalten ein, bevor man den Rundweg um diesen zentrumsnahen Ruhepol abwärts fortsetzen kann. Über die Talstation der Bergbahn wieder zurück im Markt, befindet man sich praktischerweise gleich wieder in der Nähe vom Parkplatz, der unser Ausgangspunkt war. Nur die süßen Versuchungen beim Café Dankl liegen da noch dazwischen – und denen erliegt man zum Abschluss sehr, sehr gerne.
Lofers singender Wanderführer
Wer mehr wissen will und tiefer in die spannende Geschichte von Lofer eintauchen möchte, der schließt sich am besten Lofers „singendem Wanderführer“ an. Unter dem Motto „Geschichte und Geschichten – eine Zeitreise durch Lofer“ geht’s jeden Montag von der historischen Marktstraße über die Kneippanlage bis zum Kalvarienberg. Und auch wenn ihr jetzt vieles schon wisst: Eine unterhaltsame Tour mit Wanderführer Hermann Hollaus ist ein Erlebnis voller Anekdoten, Wissenswertem und neuen Überraschungen. Kontakt und Anmeldung unter +43 (0) 664 / 44 12 429, nähere Infos unter www.lofer.com.
Was nicht alle wissen:
- Gleich mehrere verheerende Marktbrände erschütterten Lofer in frühen Blütezeiten nur kurz, der letzte im Jahr 1731. Ein schwerer Schlag mit Folgen für die Zukunft, die freilich gemeistert werden konnten, sollte aber das folgende Jahrhundert mit sich bringen – kein Katastrophenereignis wie auch spätere Hochwässer es noch sein sollten, aber…
- 1875 war ein einschneidendes Jahr für Lofer und dessen bis dahin gar immense verkehrstechnische Bedeutung: Die Eisenbahnstrecke von Salzburg nach Innsbruck wurde eröffnet. Sie führte über das Salzachtal – und somit nicht über Lofer, das den Bahnverkehr bis heute nur aus einigen Kilometern Entfernung kennt. Dass man dafür den Tourismus so großartig auf Schiene bringen würde, ahnte nicht jeder. Josef, einer der Gebrüder Stainer vom „Verschönerungsverein“, emigrierte noch im selben Jahr in die USA.
- In Lofer wurde noch ein weiterer, ja ein heiterer Film gedreht: 1974 entstand hier „Alpenglüh’n im Dirndlrock“, eine Sex-Komödie für die sich der Markt filmisch ins bayerische „Vögelbrunn“ verwandelte.
- 1902 düsten die Automobile beim Fernstreckenrennen Paris–Wien auf ihrer vorletzten Etappe durch Lofer und hatten mit dort der damaligen Technik einen sehr selektiven Streckenabschnitt zu bewältigen.
- In Lofer stehen mehrere Pestsäulen, darunter die älteste im SalzburgerLand.