Ein traumhafter Panoramatrail führt ab sofort auf zehn Etappen von Krimml bis nach Zell am See-Kaprun. Bei den neuen Trail Fitness Tests können WeitwandererInnen auf ihrer Reise durch den Nationalpark Hohe Tauern die Entwicklung der eigenen Fitness dokumentieren. Unser Autor hat sich durchchecken lassen und erfahren, wie das Wandern im Gebirge unserer Gesundheit gut tut.
Ich treffe Eva Harmos an der Esplanade am Ufer des Zeller Sees. Seit kurzem markiert hier eine imposante Säule das Ziel des 150 Kilometer langen Hohe Tauern Panorama Trails. Eva lebt seit über 30 Jahren in Zell am See und ist ausgebildete Fitnesstrainerin und Wanderführerin. Deshalb weiß sie nicht nur über die Region bestens Bescheid, sondern auch über die gesundheitsfördernde Wirkung von Bewegung in der freien Natur. Und heute wird sie ihr Wissen mit mir teilen.
Die eigene Fitness selbst spüren
Bevor es losgeht, erklärt Eva mir Ziel und Ablauf des Trail Fitness Tests: Mit einer Stoppuhr werde ich am Seeufer eine Strecke von 1.600 Metern zurücklegen. Gleich danach wird Eva meinen Puls messen und mit Hilfe einer App den sogenannten VO₂max-Wert bestimmen. Da will ich von Eva natürlich wissen, was der Index mit dem komplizierten Namen überhaupt aussagt.
Kleiner Wert mit großer Wirkung
„Vereinfacht gesagt gibt der Indexwert VO₂max an, wie viel Sauerstoff unser Kreislauf in die Muskeln transportieren kann“, erklärt Eva. Das wiederum ist ein wesentliches Kriterium für unsere Leistungsfähigkeit. Das Schöne daran: Ein guter Wert ist kein Schicksal, sondern nur eine Frage der Übung. Bewegen wir uns regelmäßig, nimmt die Leistungsfähigkeit zu und der VO₂max-Wert steigt, was wiederum unser Wohlbefinden erhöht und unserer Gesundheit gut tut.
So hat das Institut für Ökomedizin an der Paracelsus Medizinischen Privatuniversität in Salzburg umfangreiche Studien zur Bewegung am Berg durchgeführt. Dabei haben die ForscherInnen herausgefunden, dass aktive Bewegung im Gebirge viele gesundheitsfördernde Wirkungen hat: Das Herz-Kreislauf-System und die Lungenfunktion verbessern sich. Unsere Konzentrationsfähigkeit und das Gleichgewicht nehmen zu und natürlich sorgt der Aufenthalt in der Natur für jede Menge Glückshormone. AllergikerInnen profitieren außerdem von der pollen- und feinstaubarmen Luft am Berg. Kurz gesagt: Bewegung am Berg wirkt sich positiv auf den gesamten Organismus aus.
Weitwandern mit Blick auf Österreichs höchste Gipfel
Genau dazu bietet der neue Hohe Tauern Panorama Trail jede Menge Gelegenheit: Auf insgesamt zehn Tagesetappen führt er von der Nationalparkgemeinde Krimml bis nach Zell am See-Kaprun. Besonders ambitionierte Wandersleut können den Trail natürlich auch schneller in Angriff nehmen. EinsteigerInnen werden sich über die zahlreichen Varianten freuen, mit denen die Wegstrecke der eigenen Fitness angepasst werden kann. Auch das Begehen von Teilstrecken ist jederzeit möglich. Für die Touren- und Routenplanung gibt es eine eigene App.
“Das Messen der Fortschritte motiviert irrsinnig”
An vier verschiedenen Stationen in Zell am See, Krimml, Bramberg und Neukirchen haben WeitwandererInnen außerdem die Möglichkeit, im Rahmen der Trail Fitness Tests selbst ihre Leistungsfähigkeit zu testen, ihre Fortschritte zu beobachten und die Ergebnisse in einem Pass zu notieren. „Das Tolle ist, dass die Urlauber sehr schnell Verbesserungen sehen. Das motiviert natürlich irrsinnig“, erzählt Eva und betont, dass es zur Steigerung der individuellen Fitness kein hartes Training braucht. „Bewegung tut einfach jedem Menschen gut und bei uns in der Region findet jeder das Richtige: vom ambitionierten Sportler bis zum Spaziergänger”, sagt Eva und beschreibt mit dem Arm einen Bogen über den im Sonnenlicht funkelnden Zellersee.
Ein Test, der sich nach Genuss anfühlt
Wenig später habe ich die Stoppuhr gestartet und die Teststrecke am Ufer in Angriff genommen. Auf Evas Rat absolviere ich die 1.600 Meter in einem Tempo, das ich auch anschlagen würde, wenn ich einen Zug zu erreichen hätte. Nicht im Laufschritt, aber doch recht zügig. Dabei steigt mein Puls zwar merklich an, ich komme aber nie richtig außer Atem. Nach rund zehn Minuten erreiche ich das Ziel, wo Eva meinen Puls misst und die Daten mit Hilfe einer App interpretiert. Danach trägt sie mein Ergebnis in ein Formular ein. Sogar eine Urkunde bekomme ich.
Ein kleines Bisschen stolz bin ich schon: Immerhin liegt meine Fitness im Bereich „hervorragend“ für meine Altersgruppe. Und das, obwohl ich noch nicht einmal mit dem Hohe Tauern Panorama Trail begonnen habe. Gedankenverloren blättere ich in der Broschüre des Weitwanderweges. Beim Erkunden der Etappen entdecke ich traumhafte Gipfel und Hütten. Meine Sehnsucht wird größer und ich bin überzeugt: Würde Eva jetzt noch einmal meinen Puls messen, sie könnte mein Herz ein klein wenig höher schlagen sehen.