Wie lange der Großglockner tatsächlich schon an seinem Platz steht, das kann man so aus dem Bauch heraus gar nicht sagen. Die einen behaupten seit Millionen von Jahren, andere meinen, seit Anbeginn der Zeit. Dass er in den Köpfen und Herzen der Menschen seit jeher einen besonderen Platz einnimmt und es die pure Sehnsucht war, die er in ihnen seit Jahrhunderten auslöst, das weiß man im SalzburgerLand dagegen schon immer. Schließlich war es der 28. Juli 1800, als erstmalig ein Mensch seinen Fuß auf den 3.798 Meter hohen Gipfel setzte. Seither ist viel passiert.
Jahrtausende alte Wege durch die Berge
Handelswege durch die Berge gibt es schon seit Jahrtausenden. Funde belegen, dass man bereits vor 5.000 Jahren die beschwerlichen und gefährlichen Reisen in Angriff nahm, um Handel zwischen Norden und Süden zu treiben. Aber auch, um nach Gold, Silber und Edelsteinen zu suchen. Dabei waren es vor allem die Pässe, die genutzt wurden. Die Gipfel der Berge wurden dabei in den allermeisten Fällen gemieden, glaubte man doch, sie würden von Geistern und Hexen bewohnt.
Mit dem Beginn des 18. Jahrhunderts zog die Aufklärung ins Lande und die dunkle Zeit des Aberglaubens, der Mythen und der Sagen war vorüber. Die Neugierde der Menschen war geweckt, und Forscher und Naturwissenschaftler wollten in immer größere Höhen vordringen, um diese zu vermessen und zu verstehen. Ohne Karten und Erfahrung warteten große Abenteuer in den Bergen. Manchmal leider auch der Tod.
Der harte erste Weg zum Gipfel
Den Antrieb zur Erforschung des alpinen Raums gaben aber nicht nur, wie man vielleicht annehmen möchte, die großen Herrscherhäuser der Zeit, sondern auch die Geistlichkeit, mit ihren großen finanziellen Mitteln. Und so war es auch der Kärntner Erzbischof Franz Xaver Graf von Salm-Reifferscheid, der die Erstbesteigung des Glockners forcierte. Schritt für Schritt wurde in seinem Auftrag der Weg erforscht, die Salmhütte auf 2.644 Metern zum Schutz errichtet und weitere Vorbereitungen getroffen. Musste der erste Gipfelsturm noch aufgrund heftigen Schneefalls abgebrochen werden, standen am 28. Juli 1800 erstmalig fünf Menschen ganz oben am Gipfel.
Als die Gipfelstürmer wieder zurück im Tal waren, wurde groß gefeiert. Auch der Erzbischof gesellte sich unter die Bergsteiger und freute sich über die gelungene Erstbesteigung. Wissenschaftlich brachte diese Leistung eine Reihe neuer Erkenntnisse. So wurde der Gipfel neu vermessen und die Höhe um einige Meter verschoben. Außerdem wurde neben einem Gipfelkreuz auch ein Barometer aufgestellt, das insgesamt 52 Jahre lang wichtige Daten lieferte.
Beliebter Berg
Doch nicht nur wissenschaftliche Erkenntnisse wurden gewonnen, auch der sportliche Ehrgeiz der Menschen war geweckt. Einmal auf dem höchsten Gipfel des Landes zu stehen – ein Ziel, das vor allem für viele Städter mit ihrem verklärten Bild der Alpen immer interessanter wurde. In Scharen kamen sie zum Glockner und probierten ihr Glück. Dass dabei nicht jeder wieder ins Tal zurückkehrte, ist leider traurige Gewissheit. Nach und nach wurden neue Routen durchstiegen und der Gipfel von den verschiedensten Seiten bezwungen. Außerdem wurden Hütten und Schutzhütten errichtet, die den Aufstieg um einiges erleichterten.
Heute ist der Großglockner einer der beliebtesten Gipfel der Ostalpen und auch seine Besteigung hat nichts von seiner Faszination verloren. Damit auch Nicht-Alpinisten die alpine Welt des Glockners erleben können, wurde 1935 die Großglockner Hochalpenstraße feierlich eröffnet – nach wie vor eines der beliebtesten Ausflugsziele des Landes.