Johannes Schmitzberger ist der Rauchfangkehrer vom Untersberg und gewährt uns Einblicke in die speziellen Herausforderungen im Gebiet rund um den Salzburger „Hausberg“.
Wer ihn sieht, erkennt ihn sofort.
Mit seiner schwarzen Kleidung, die Rohr- und Stoßbürsten über die Schulter gehängt erledigen Rauchfangkehrer eine wichtige Arbeit in der Brandprävention und Energieberatung. Aber nicht nur das – seit Jahrhunderten gelten sie als Glücksbringer – und das nicht nur zu Silvester.
Wer schon einmal bei seiner Wanderung auf den Untersberg einem Rauchfangkehrer über den Weg gelaufen ist, hat bei Johannes Schmitzberger seine Portion Glück direkt am Salzburger Hausberg abgestaubt. Der 53-jährige Flachgauer ist seit 1997 der Rauchfangkehrer im Gebiet Grödig, Großgmain und Leopoldskron und damit umfasst sein Gebiet auch die insgesamt acht bewirtschafteten Hütten und Jagdhütten am Untersberg – vom Zeppezauerhaus und der Hochalm bis zur Klingeralm oder Hirschangerhütte im Gemeindegebiet von Großgmain.
„Da in den Hütten am Untersberg vor allem mit Holz geheizt wird, ist die regelmäßige Kaminreinigung sehr wichtig“, betont Johannes Schmitzberger. „Es wird auf den Hütten nur im Sommer geheizt, dadurch fallen natürlich nicht so viel Ruß und Rückstände an wie im Tal. Es geht bei meinen Routineeinsätzen auf dem Berg in erster Linie um den Brandschutz und dass keine brennbaren Rückstände im Kamin zurückbleiben, sowie um das Sicherstellen, dass die Rauchgase gefahrlos über den Kamin abgeführt werden können.“
Dieses Rauchfangkehrer-Gebiet erfordert auch eine gewisse Bergsport-Affinität, denn die Hütten sind nur zu Fuß erreichbar und somit kommt Johannes Schmitzberger Jahr für Jahr auf unzählige Höhenmeter, die er als Rauchfangkehrer zurücklegen muss – und das zu jeder Jahreszeit. „Je nach Hütte komme ich zwei bis vier Mal pro Jahr vorbei, um die Kamine und Öfen zu reinigen und zu kontrollieren“, erklärt er. „Das erfordert schon eine gewisse Kondition, aber für mich ist es eine willkommene Abwechslung zu den normalen ‚Anfahrten‘ zu meinen Einsatzgebieten. Ich bin auch privat gern in der Natur und am Berg unterwegs, darum macht es mir auch nichts aus, beruflich am Untersberg unterwegs zu sein. Und es ist schon einzigartig, wenn man am Untersberg steht und man von dort auch sein ganzes Rauchfangkehrer-Gebiet überblicken kann.“
Rauchfangkehrer als Glückssymbol
„Als Rauchfangkehrer ist man natürlich beliebtes Fotoobjekt, auch am Untersberg“, erzählt Schmitzberger. „Es ist schon ein gutes Gefühl, wenn man als Glückssymbol gilt und sich jeder darüber freut. Jeder will ja das Glück für sich pachten.“ Warum Rauchfangkehrer als personifizierte Glücksbringer gelten, geht bis ins Mittelalter zurück. Damals war die Gefahr von Kaminbränden sehr groß und deswegen war die Arbeit der Rauchfangkehrer seit jeher enorm wichtig, um die Bevölkerung vor großen Bränden zu schützen. Kamine waren damals Teil der Grundversorgung in den eigenen vier Wänden: Wenn der Kamin verstopft war oder schlecht zog, konnte das Essen nicht gekocht, die Räume nicht gewärmt werden und auch Rauchgasvergiftungen waren möglich. Deshalb war der Besuch des Rauchfangkehrers auch so wichtig: Er reinigte den Kamin und sogleich zog wieder Gemütlichkeit ins Haus ein. Dies machte ihn zu einem gern gesehenen Gast – und über die Jahrhunderte eben auch zu einem Symbol für Glück. Heute soll es Glück bringen, einen Rauchfangkehrer zu berühren oder den goldenen Knopf anzufassen.
Die Aufgaben des Rauchfangkehrers
Der Beruf des Rauchfangkehrers hat sich in den vergangenen Jahrhunderten und Jahrzehnten natürlich enorm verändert. Einerseits ist das Beschliefen, das Besteigen sowie Kehren, Patschokieren und kontrollierte Ausbrennen von Rauchfängen sogar ins Immaterielle Kulturerbe der UNESCO aufgenommen worden. Andererseits sind ihre Aufgabengebiete noch breiter gefächert und umfassen weitaus mehr als einzig das Reinigen von Kaminen. Heute sind Rauchfangkehrer für Brand-, Umwelt- und Klimaschutz im Dienste der Allgemeinheit tätig und übernehmen Aufgaben als Energieberater und Brandschutzsachverständige. „Früher war gesetzlich vorgeschrieben, dass jedes Haus einen Kamin haben muss. Heutzutage ist das nicht mehr der Fall, aber auch bei modernen Heizungsanlagen sind wir als Rauchfangkehrer verpflichtet, Abgas- und Emissionsmessungen zu machen. Sollten diese Werte nicht passen, müssen in Absprache mit den Eigentümern Maßnahmen gesetzt werden“, erklärt Johannes Schmitzberger, der auch als Innungsausschussmitglied in Salzburg tätig ist. „Darum ist es wichtig, dass wir als Rauchfangkehrer immer am neuesten Stand der Technik sind, damit wir unsere Aufgaben perfekt erfüllen können.“ Damit auch in Zukunft der Rauchfangkehrer als Glückssymbol auch abseits des Jahreswechsels gelten wird.