Es ist zweifelsfrei Deutschlands liebster Wintersport – Biathlon. Aber auch die österreichische Fangemeinde rund um Lisa Hauser, Simon Eder & Co wächst rasant. Vor dem Fernseher wird mitgefiebert, wenn die Athlet*innen in Höchstgeschwindigkeit über die Loipe skaten und mit den Sportgewehren hoffentlich zielsicher auf die schwarzen Scheiben feuern.
„Runter von der Fernsehcouch und direkt hinein ins Biathlon-Abenteuer“, das ist der Aufruf des ehemaligen deutschen Biathlon-Profis Ernst Reiter. Der zweifache Olympiamedaillengewinner ermöglicht das Eintauchen in diesen traditionsreichen Wintersport seit Dezember 2024 mitten in Goldegg. Dank einer modernen Laser-Biathlonanlage sind auch die dort verwendeten Gewehre munitionsfrei und völlig ungefährlich.
Der Ursprung des Biathlons liegt wohl beim Militär. Bereits im 19. Jahrhundert waren erste sportliche Wettkämpfe als „Militärpatrouillenlauf“ auf Skiern bekannt. Erst nach dem 2. Weltkrieg startete Biathlon als Wintersport für Zivilisten durch. In der ersten Biathlon WM, die 1958 in Saalfelden mit nur 28 Teilnehmern stattfand, wurde übrigens noch mit Großkaliber auf 250 Meter entfernte Scheiben geschossen. Erst seit 1979 ist das heute übliche Kleinkalibergewehr mit Dioptervisierung vorgeschrieben.
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Die sportliche Karriere
Ernst Reiter war 1979 ein junger Bub, als er mit seinem Vater den Biathleten bei der WM im bayerischen Ruhpolding zujubelte. Er erinnert sich: „Wenn man in diesem Wintersport-Zentrum aufwächst, ist es naheliegend, in den Biathlonsport einzusteigen. Ich war noch in der B-Mannschaft, als ich in letzter Minute einen Startplatz für die Olympischen Spiele in Sarajevo bekam. Nur wenige Tage später hatten wir Staffel-Bronze in der Tasche. Vier Jahre später, bei der Olympiade in Calgary holten wir Silber. Kurz vor den Olympischen Winterspielen 1992 in Albertville musste ich meine aktive Karriere aber aus gesundheitlichen Gründen an den Nagel hängen. Damit war Biathlon erst mal Geschichte für mich – ich gründete eine Familie und wurde Golflehrer.“
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Lange schon hatte er aber eine Idee in der Schublade, Golf- und Sportplätze im Winter für den Biathlon-Sport zu nutzen. Er erzählt: „Durch chronischen Schneemangel in Reit im Winkl, wo ich ein erstes Biathlonstadion für Jedermann aufbaute, suchte ich einen schneesicheren Standort. Auf der Sonnenterrasse in Goldegg im SalzburgerLand wurde ich fündig und seit Dezember 2024 kann man hier am Biathlon Laserstand am Fuße des Schlosses seine ersten Versuche beim Biathlonschießen oder einem kompletten Biathlonworkshop machen. Für mich ist es ein Privileg, meine sportliche Leidenschaft zum Beruf machen zu können und Leute für ein echtes Naturerlebnis in dieser schönen Winterlandschaft auf der Sonnenterrasse in Goldegg begeistern zu dürfen.“
Volltreffer ins Schwarze
Am winterlichen Fußballplatz von Goldegg hat sich eine bunt gemischte Gruppe zusammengefunden. Das ältere Pärchen aus Hamburg, das keine Biathlonübertragung im Fernsehen verpasst und über alle Läufer und Ergebnisse Bescheid weiß. Und die beiden sportlichen Sachsen, die den kompletten Workshop mit Langlauftraining gebucht haben. Am Rand der frisch präparierten Loipe nimmt uns Ernst in Empfang und unser erster Weg führt uns gleich mal direkt zu den Zielscheiben. So kennen wir das Bild aus der TV-Übertragung, wo die bildschirmfüllenden schwarzen Kreise doch so leicht zu treffen zu scheinen sind. Er führt uns auch vor, wie klein die Zielscheibe mit der vorgeschobenen Schablone beim Liegendschießen wird. Spätestens, als wir zurück beim 50 Meter entfernten Schießstand stehen, wird klar, wie klein die Scheiben wirklich sind.
Die Gewehre – sie gelten übrigens nicht als Waffen, sondern als Sportgeräte – sind originale Biathlongewehre, die mit einem Lasersystem nachgerüstet wurden. Nach einer Einschulung in das Lasergewehr machen wir nach und nach die ersten Übungen im Liegendanschlag, denn, so erklärt der Ex-Profi: „Im Leistungssport sind alle Abläufe längst Routine, da geht es um die Belastungssteuerung und Atemrhythmus. Hier im Workshop lernt ihr die Abläufe. Das Abnehmen des Gewehrs, das Ablegen auf der Matte, das Laden, Anvisieren, Abdrücken, Nachladen…“ Wir merken gleich hautnah, was er meint, als wir auf der Matte liegen und versuchen in die richtige Position zu kommen und durch den Diopter das richtige Ziel zu finden und nicht als „Crossfire“ auf die Ziele des Nachbarn zu schießen. Doch schnell machen wir uns unter der Anleitung von Ernst mit den Handgriffen vertraut und siehe da – begleitet von animierten Schussgeräuschen fallen nach und nach die Scheiben. „Alle fünf“, jubeln die Hamburger, die neben ihrem umfangreichen Biathlon-Wissen auch absolute Treffsicherheit beweisen. „Der Workshop war ein Geschenk der Kinder“, erzählen sie strahlend. Ein echter Volltreffer, wie sich erweist. Auch die Sachsen sind extra für diesen Termin angereist und im Liegen gehen bald alle Schüsse ziemlich sicher ins Ziel.
Vom Schießstand in die Loipe
Schon ein wenig selektiver wird es, als uns Ernst das Stehendschießen vorführt. Hier muss man erst einmal die richtige Position finden, um Stabilität zu erlangen. Ein Blick durchs Visier zeigt, wie sehr sich das Ziel nun zu bewegen scheint. „Und dabei bewegen wir uns hier fast mit Ruhepuls, wie schwierig muss es dann erst sein, wenn man mit galoppierendem Puls und außer Atem aus der Spur steigt und zum Gewehr greift“, meint einer der Teilnehmer anerkennend. Und doch – nach einigen Versuchen klappt auch der eine oder andere Schuss aus der stehenden Position. Für die beiden Sachsen geht es im Anschluss an das Schießtraining direkt in die angrenzende Loipe, denn bei ihrem Biathlonworkshop geht es nun mit dem Olympiamedaillen-Gewinner, der auch ausgebildeter Langlauflehrer ist, ans Optimieren der Skatingtechnik und den Übergang vom Laufen zum Schießen. Jeder hat mittlerweile ein breites Grinsen im Gesicht und es ist klar – Biathlon am Laserstand vor der Kulisse des Schloss Goldegg macht richtig Spaß. Und wem das allein noch zu wenig ausgefallen ist, bucht einfach einen Termin fürs Moonlight-Biathlon mit Fackeln, Heißgetränken, Snacks und Wettkampf.
Kontakt
Ernst Reiter
Goldegg
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www.reiter-sportperformance.at