Man munkelt, in den Bergen wachsen die Kinder mit Skiern an den Füßen auf. Erste Schwünge am Hang, Skikurse im Kindergarten – neben dem Schneemannbauen erlernen die heimischen Kids das Skifahren schon recht früh. Aber wie sieht es mit Skitouren aus? Schließlich ist diese Wintersportart bei den Erwachsenen längst im Trend. Können die Kinder schon mithalten? Worauf kommt’s an? Wir haben die Felle untergeschnallt und getestet, wie es ist, wenn statt der gewohnten Piste ein völlig neuer Erlebnisraum winkt und Muskelkraft statt Gondel an der Tagesordnung steht.
Tipps für die erste Skitour mit Kindern
„Wie lange noch?“ Wer kennt sie nicht, diese Frage? Bei der Wahl der richtigen Skitour gilt dasselbe Prinzip wie bei jeder Familienwanderung: spannend genug, damit die Motivation hält, aber nicht so anstrengend, dass die Laune kippt. Damit die erste Skitour mit Kindern gelingt, sollten ein paar Punkte beachtet werden:
- Alter der Kinder: 8 Jahre sind ein Richtwert, je nach Motivation und Kondition sind Kinder auch schon etwas früher oder eben erst später dafür bereit.
- Können: Die Kinder sollten das Skifahren gut beherrschen.
- Höhenmeter: Für eine erste Tour reichen 200 bis 400 hm im Aufstieg, nicht zu steile Routen wählen.
- Dauer: max. 2 bis 2,5 Stunden Aufstieg
- Routenwahl: Touren abseits von lawinengefährlichen Hängen, am besten auf markierten Skitouren-Routen oder Schneeschuhtrails
- Abfahrt: idealerweise über eine gesicherte Piste, breitere präparierte Wege oder kleinere Hänge im gesicherten Gelände.
- Spaßfaktor: Eine gemütliche Hütte mit Einkehrmöglichkeit oder eine kleine Belohnung am Ziel steigert die Motivation.

Route gecheckt, fehlt noch die Ausrüstung
Unsere Wahl fällt auf den Schneeschuhtrail vom Bodenhaus nach Kolm Saigurn im Raurisertal: rund 400 Höhenmeter, etwa zweieinhalb Stunden Aufstieg und eine entspannte Abfahrt über die im Winter gesperrte Mautstraße. Doch bevor es losgeht, brauchen wir noch die richtige Ausrüstung.
In Wintersportregionen kann man in den meisten Sportgeschäften passendes Equipment leihen. Wichtig: Rechtzeitig klären, ab welcher Schuh- und Skigröße Leihausrüstung verfügbar ist. Sollte die passende Größe nicht vorhanden sein, gibt es eine Alternative: Skitourenadapter, welche in die Bindung der Alpinski eingesetzt werden. Dazu noch Felle und schon können auch kleinere Wintersportler*innen mit ihrer gewohnten Skiausrüstung ihre erste Tour starten. Nachteil: Ski und Skischuhe sind schwerer als die leichtgewichtige Skitouren-Ausrüstung. Es sollte in diesem Fall eine einfache, nicht zu anstrengende Route gewählt werden. Die jüngere Tochter wählt deshalb eine andere Strategie: Rauf mit den Schneeschuhen, runter mit der Rodel. Eine Variante, die ebenso Spaß macht!
Packliste für die Skitour mit Kindern
Die ältere Tochter betrachtet stolz ihre ausgeliehene Skitourenausrüstung. Moderne Ski und Schuhe, spezielle Bindung, die Felle im Sackerl – alles wie bei den Großen!
Das erste Fazit beim Verlassen des Sportgeschäfts: „Oh wow, sind die Skier leicht zum Tragen! Das wäre super, wenn meine normalen Ski auch so leicht wären!“ Das Hineinschlüpfen in die Skitourenschuhe erfordert dann etwas mehr Geduld und Hilfe der Eltern. „Die sind ja total eng!“ Doch irgendwann sind die Füße drin – und plötzlich läuft es sich fast wie in normalen Schuhen.
Es folgt die nächste Frage: „Wo ist meine Skijacke?“ Klar, wir gehen ja quasi Skifahren. Doch die Erklärung ist dann schlüssig: „Stell dir eine Skitour eher wie eine Wanderung vor, bergauf wird dir warm, also nimm lieber eine dünne Jacke. Für die Rast und die Abfahrt brauchst du dann aber eine Extraschicht, sonst wird’s frostig.“ Der Rucksack ist gepackt, die Ausrüstung ist im Auto, los geht’s:
Hier unsere Must-haves für die Tour:
- Skitouren-Ausrüstung inkl. Stöcke (normale Skistöcke tun es auch)
- Zwiebellook: mehrere dünne Schichten
- Dünne Handschuhe & leichte Kopfbedeckung für den Aufstieg
- Sonnenbrille
- Helm für die Abfahrt
- Reichlich zu trinken
- Energie-Snacks: Müsliriegel, Obst, Nüsse, Gummibärli (Eltern wissen, was zieht)
- Je nach Routenwahl: Lawinenausrüstung, auch jedes Kind mit einem LVS-Gerät ausstatten.

Der Aufstieg kann beginnen
Wir sind am Parkplatz beim Bodenhaus angekommen. Papa befestigt die Felle an den Skiern, am Startpunkt werden die Skier angeschnallt und dazu gibt es gleich einen kleinen Crashkurs. Schließlich fühlt sich das Gehen auf Skiern doch etwas anders an als gewohnt. Die wichtigsten Tipps:
- Füße nicht heben, sondern gleitend setzen
- Lange Schritte, kein hektisches Stapfen
- Körper aufrecht halten, nicht zu weit nach vorne lehnen und mittig auf dem Ski bleiben, sodass der ganze Fuß belastet wird (wichtig, wenn es steil bergauf geht)
- Steighilfe der Hangneigung anpassen
Schon nach wenigen Schritten ist die Tochter mit der Technik vertraut, die Alpinski- und Langlauferfahrung macht sich bemerkbar. Hin und wieder müssen wir noch darauf hinweisen, die Ski nicht anzuheben und bei steileren Passagen daran erinnern, sich nicht nach vorne zu lehnen, da ansonsten der Ski nach hinten abzugleiten droht. Doch bald steht nur noch Genuss und Abenteuer im Vordergrund.
Die Route startet sanft am Hang in Nähe zur Mautstraße. Später tauchen wir in den Wald ein, wo ein paar kürzere, steilere Anstiege zu bewältigen sind. Die Kinder messen den Fortschritt auf ihre Weise: „Schauts, jetzt ist der Sonnblick schon wieder viel größer geworden, wir kommen dem Ziel näher.“ Und genau so ist es, denn als wir nach den Waldstücken eine idyllische Lichtung erreichen, erscheint selbst uns Erwachsenen der Sonnblick schon übermächtig. Der anstrengendste Teil liegt hinter uns, nach einer kleinen Jausenpause geht es flach weiter. Die letzte Passage führt leicht bergab durch ein kurzes Waldstück, bis wir die Weggabelung zwischen Ammererhof und Naturfreundehaus in Kolm Saigurn erreichen. Geschafft! Und was steht nun ganz oben auf der Wunschliste? Ein möglichst zuckerhaltiges Getränk. Nun gut, wir wollen mal nicht so streng sein: Verdient ist verdient!
Ein ehrliches Fazit
Nach der wohlverdienten Hüttenrast kommen die Felle runter und der Helm rauf. Die Abfahrt über die gesperrte Mautstraße macht noch einmal richtig Laune – ein klarer Vorteil gegenüber dem oft mühsamen Rückweg bei einer Sommerwanderung. Unten angekommen, wollen wir es natürlich wissen: „Und, wie war’s?“ Die Antwort der 10-Jährigen? „Cool.“ Kurz und knapp wie immer, aber in Kombination mit dem kleinen Grinsen im Gesicht das untrügliche Zeichen für: Ja, das hat Spaß gemacht. Und ja, gerne wieder einmal!