Im Klostergarten vereinen sich Spiritualität mit Achtsamkeit und Beständigkeit. Er ist eine Oase inmitten der täglichen Hektik, zum Atemholen und Verweilen – zumindest an wenigen Tagen im Jahr.
„Die Schönheit des Gartens gehört nicht uns alleine. Schließlich ist das Teilen etwas sehr franziskanisches“, sagt Bruder Beda. Für jedes seiner Klosterjahre steht ein kleiner Hügel im Garten der Salzburger Franziskaner. Zum Beispiel jener, auf dem eine vertrocknete Sonnenblume den Winter überdauert hat. Der Hügel besteht aus der Erde von Maulwurfshügel, die Bruder Beda händisch vom Salzachsee in den Garten geholt hat. Die Blumenskulptur ist für ihn ein Zeichen für die Vergänglichkeit, die zum Leben gehört. Zum Kloster und seinem Garten, der nur an wenigen Tagen im Jahr öffentlich zugänglich ist, gehört aber auch die Kunst. An den Tagen der offenen Türe zeigen Kunstschaffende ihre Bilder zwischen Kletterrosen und Blauregen.
Therapeutische Kräuter
Ohne Kunst ist auch das Europakloster Gut Aich in Sankt Gilgen undenkbar. Für einen Großteil der Werke, aber auch für den Garten ist Bruder Thomas verantwortlich. „Man muss den Boden achten, schließlich kommt aus der Erde das Leben. Damit müssen wir sorgsam umgehen“, sagt er. Zwischen 80 und 100 verschiedene Kräuter wachsen hinter dem Haus, mit viel Fürsorge, Ansprache und sanften Berührungen umhegt. Ihre therapeutische Wirkung entfaltet sich in den „Seewald Kräuterelixieren“ der Salzburger Firma Ortho Therapia. „Die therapeutische Ebene von Kräuter hat ein großes Potenzial“, ist Bruder Thomas überzeugt, der selbst ausgebildeter Heilpraktiker ist. „Für uns Benediktiner ist neben der Spiritualität Beständigkeit und Achtsamkeit wichtig. Beständigkeit hat mit Verortung und Verwurzelung zu tun; beides findet seinen Ausdruck im Garten.“ Zwischen Juni und Oktober findet jeden Donnerstag um 14:30 Uhr eine Führung durch das Kloster statt, die auch einen Besuch des Kräutergarten einschließt.
Obst statt Brennesseln
Ein unverfälschtes, der Öffentlichkeit aber nicht zugängliches Kleinod ist der Klostergarten der Kapuziner am gleichnamigen Salzburger Stadtberg. Betreut wird er von Bruder Norbert, der vor einigen Jahren aus der Schweiz an die Salzach berufen wurde. Der ehemalige Schreiner ist kein gelernter, dafür ein umso passionierterer Gärtner, der die Abwechslung in seinem kleinen Paradies liebt. Einer Brennesselhalde hat er einen Obstgarten abgerungen, Weinstöcke und Pfirsichbäume gesetzt: „Die werden immer rot, wenn ich komme“, scherzt er, während er sich den Schweiß von der Stirn wischt. Ein kleiner Schlaganfall hat ihm vor Augen geführt, dass die Arbeit im Garten keine Selbstverständlichkeit ist: „Ich bin sehr glücklich, dass ich das machen darf.“