Sie schallen laut und wecken alle Assoziationen, die man mit Almen und Bergen verbindet. Kuhglocken. Doch heute sind es nicht irgendwelche Glocken. Das hört man nicht nur am besonders klangvollen und lauten Schallen – man sieht es auch an den aufwendigen Verzierungen. Denn heute ist ein ganz besonderer Tag für die Kühe wie für die Senner auf der Alm, Landwirte und die Menschen in den umliegenden Dörfern. Heute ist Almabtrieb.
Ende der Almweidezeit
Heißt: Die Kühe werden von den Weiden in den Bergen hinab in die Ställe des Tals getrieben. Der Grund ist schnell erklärt. Der Sommer geht vorüber, der Winter naht, und die Kühe brauchen nun eine schützende Behausung. In der warmen bis heißen Jahreszeit durften sie sich auf den Weiden der Berge frei bewegen und grasen, nun wird es zu kalt für die Tiere. Der Almabtrieb ist also traditionell der Abschluss der sogenannten „Almweidezeit“.
Traditionell ist das jedoch kein Pflichtakt, der schnell über die Bühne gebracht werden soll. Stattdessen ist es ein festlicher Akt und Teil des ohnehin sehr feierlustigen Bauernherbstes. Um das Ereignis gebührend zu würdigen, wird ein immenses Kontingent an Zeit und Energie aufgewendet. Alles soll stimmen, an einem Tag, der längst nicht mehr „nur“ für die Dorfbewohner und die Bauern zelebriert wird. Auch Gäste sind hier, um den Almabrieb zu beobachten.
Glocken, die Dämonen vertreiben
Beeindruckend ist das, was die Kühe auf ihren Häuptern tragen. Ein handgefertigter Schmuck, der aus Kränzen, Zweigen, Bändern, oftmals mit einem Gemälde, gestaltet wurde. Wie ein mit Zweigen umrahmtes Bild sieht der Kopfschmuck aus. Die Kälbchen müssen da nicht ganz so schwer tragen – doch auch ihnen wird ein kleines Glöckchen umgehängt. Ganz besonders imposant mutet der Schmuck der ‚Kranzkuh‘ an, jener Kuh, die ihre muhenden Kolleginnen quasi anführt. Der Kranz, den die Tiere tragen ist natürlich auch nicht irgendeiner. Jede Alm hat ihren ganz eigenen Schmuck.
Nach und nach wird die Kuhherde also von den Landwirten und Sennern ins Tal bis zum Stall begleitet. Das schon seit vielen hundert Jahren. Doch was genau ist eigentlich der Hintergrund dieses Festes, an dem Menschen zusammen kommen, gemeinsam trinken und essen und traditionelle Kapellenmusik spielt? Der ist weitaus ernster, als das fröhliche Prozedere heute vermuten lässt. Tatsächlich bezweckte man mit den schallenden schweren Glocken vor allem eins: Böse Dämonen verjagen, die darauf lauerten, die Höfe und Bauern heimzusuchen.
Ein Jahrhunderte alter Brauch
Heute ist von diesen düsteren Gedanken keine Spur mehr. Es ist ein wahres Nostalgie-Erlebnis, wenn man einen Moment teilen kann, der so oder so ähnlich das erste Mal möglicherweise schon im 15. Jahrhundert geschehen ist. Die Menschen tragen Tracht, die Musik spielt und in der jeweiligen Ortschaft des Almabtriebs wird ein wahres Volksfest ganz im Sinne des Bauernherbstes geboten.
Viele Almen, viele Almabtriebe: Wer das Spektakel einmal mit eigenen Augen sehen möchte, hat im SalzburgerLand die Qual der Wahl. Wir haben ein paar Orte aus der offiziellen Liste zusammengetragen. Termine für alle Almabtriebe im SalzburgerLand sowie weitere traditionelle Veranstaltungen im Bauernherbst sind zu finden unter www.bauernherbst.com.
Fotocredits: Tourismusverband St. Michael; Bad Kleinkirchheim/Flickr