…wenn das so einfach wäre. Warum und wie Kurzurlaube wirken und wie ihr richtig abschalten und die Entspannung bis in den Arbeitsalltag rettet – hier sind die besten Tipps für eure nächste Auszeit!
„Ich brauch´ mal Urlaub“, wer kennt diesen Satz nicht? Doch: Wer antwortet auf Telefonanrufe im Büro? Wer gießt zu Hause die Blumen? Urlaub kann manchmal auch stressen – das beginnt schon beim Checken der letzten Emails, beim Kofferpacken oder bei anderen wiederum durch eine erschwerliche Anreise samt Stau.
Erstmal runterkommen
Urlaubsforscher sind sich beim ersten Tipp jedenfalls einig: Langsam und vorbereitet in den Urlaub starten. Man sollte nicht direkt von der Arbeit in den Flieger, ins Auto oder in die Bahn steigen, sondern wenigstens einen Tag Puffer einplanen. Damit man erst mal zu sich kommt, bei sich ankommt, damit man den angesammelten Stress nicht mitnimmt – kurz und gut: damit man zur Ruhe kommt, bevor es richtig losgeht.
Weiters: Die Arbeit zu Hause lassen, denn solange die Arbeit nicht aus dem Kopf gebracht ist, ist Erholung kaum möglich. Das heißt, dass die Abwesenheit schon während der letzten Arbeitstage geplant werden soll. Wer seine beruflichen Dinge am letzten Arbeitstag vernünftig geregelt hat, muss danach weniger darüber nachdenken, ob alles klappt. Deshalb sollte genügend Zeit eingeplant werden, um den Schreibtisch aufzuräumen. Außerdem solltet ihr diejenige Person, die euch während des Urlaubs vertritt, gut informieren und bevor es in den Urlaub geht, unbedingt den Abwesenheitsassistenten im Email-Programm aktivieren.
„Erholung beginnt, wenn man alles, was eine belastet, hinter sich lässt. Dann erst ist es für den Organismus möglich, sich in einen Ruhemodus zu begeben“, so der österreichische Psychologe und Urlaubsforscher, Dr. Gerhard Blasche, der in seinem Buch „Erholung 4.0“ auf wissenschaftlicher Basis erklärt, wie der Prozess der Erholung wirkt.
„Erholung beginnt, wenn man alles, was einen belastet, hinter sich lässt.“
Dr. Gerhard Blasche, Psychologe und Urlaubsforscher
Wirken Kurzurlaube besser?
Zu der Frage, wie lange ein Urlaub sein soll, um Erholung zu bringen und wie häufig ein Urlaub überhaupt notwendig ist, meint Blasche: „Häufigere kürzere Urlaube scheinen nach allen vorliegenden Befunden besser zu sein als seltene lange Urlaube.“
Möglichst häufige kurze Auszeiten durch Feiertage zu nützen, das reiche auch für unsere Erholung, obwohl auch längere Urlaube den Vorteil haben, dass man Abstand vom Alltag bekomme und über das Leben reflektieren könne, meint der Urlaubsforscher. Dazu kommt, dass sich klassische Gesundheitsurlaube von mehreren Wochen heute – auch zeitlich – kaum noch jemand leisten kann oder will. Kürzere und häufige Urlaube von mehreren Tagen reichen aber auch aus, „um die Batterien wieder aufzuladen und sind besser, als wenige, lange.“
Planlose Zeit
Das Beste ist, gar nicht erst zu viel zu erwarten und zu planen, sondern Raum für unverplante Zeit zu lassen. Auf eine simple Formel gebracht, gehört zum optimalen Urlaub, genug Zeit für sich und seine Bedürfnisse zu haben. Welche das sind, ist individuell unterschiedlich.
Jedenfalls weiß man durch zahlreiche Studien, dass sich körperliche Betätigung, der Aufenthalt in der freien Natur und soziale Aktivitäten stimmungserhellend und stresssenkend auswirken. Generell empfehlen Mediziner sportliche Betätigungen wie Wandern oder Radfahren: Nur nichts tun, ist genauso wenig zu empfehlen wie Freizeitstress von morgens bis abends. Körperliche Aktivität und das Erleben der Natur fördern jedenfalls das Abschalten.
Weg mit Smartphone & Co
Versucht, das Mobiltelefon so wenig wie möglich zu nutzen. Mediziner empfehlen, das Handy abzuschalten und nur für tatsächliche Notfälle zu nützen. „Die höhere Identifizierung mit der Arbeit braucht auch eine bewusste Entscheidung zur Erholung“, meint Blasche. Arbeitgeber und Arbeitnehmer müssten dazu beitragen. Smartphone & Co können die gedankliche Distanzierung von der Arbeit sabotieren.
Sich Zeit lassen
Der Ortswechsel – oft auch mit einem Klimawechsel oder der Überwindung von Zeitzonen verbunden – setzt den Menschen manchmal unter Stress. Der Mensch braucht Zeit, um sich auf ein anderes Bett, die fremde Küche, die neue Umgebung, das soziale Umfeld einzustellen, so der Forscher.
Achtet auf eure Bedürfnisse. Laut einer Befragung des Linzer Market-Instituts gleichen sich zwar die Urlaubsansprüche von Männern und Frauen – die Top 3: viel Zeit mit dem Partner verbringen, gemeinsam relaxen, Gaumenfreuden genießen… Trotzdem: Wer mit Familie oder Partner in den Urlaub fährt, sollte Interessen und Bedürfnisse vorab besprochen haben. Jeder braucht mal Zeit für sich, vor allem, wenn der Berufsalltag vorher anstrengend war. Hat man das vor der Reise besprochen, verläuft der Urlaub harmonischer.
Erinnerungen als positiver Effekt
Wie erholsam ein Urlaub wirklich ist, das messen Wissenschafter übrigens vor allem an der Schlafqualität, denn der gesunde Schlaf ist die wichtigste Regenerationsmaßnahme und der beste Test, meint etwa der Salzburger Forscher Univ.-Doz. Dr. Wolfgang Schobersberger.
Also wartet nicht mit der großen Erholung, sondern sorgt regelmäßig für kleine Auszeiten, um die Folgen von Belastungen abzubauen! Zu oft wird zu lange gewartet, bevor ein neuerlicher Urlaub angetreten wird. Also auch zwischendurch mal kürzere Pausen einstreuen. Und – wichtig: Geht es nach dem Urlaub möglichst langsam an. Schaut euch immer wieder mal Urlaubsfotos an und verinnerlicht die guten Erinnerungen, damit der positive Effekt des Urlaubs möglichst lange anhält und in Stresssituationen im Alltag wieder abgerufen werden kann …
@ Fotos: SalzburgerLand Tourismus, Coen Weesjes Fotografie, Maria Riedler, Gasteinertal
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Buchtipp: Gerhard Blasche: „Erholung 4.0. Warum sie wichtiger ist denn je“