Der Name Albert Precht gehört zu den Größen der Salzburger Alpingeschichte. Seine unzähligen Erstbesteigungen und seine strenge Ethik beim Absichern der Routen haben ihn zur Legende in der Bergsteigerszene gemacht.
Welcher Kletterer erinnert sich nicht an seine erste „Precht-Route“, lange Hakenabstände und waghalsige Routenführungen haben schon öfters den einen oder anderen in der Wand zum Fluchen gebracht. Am 28. Juli 1947 geboren war Albert Precht in Sachen Alpinismus ein Spätberufener. In den Bergen aufgewachsen fand er seine Liebe zu diesen erst im Erwachsenen-Alter. Dafür dann umso intensiver. Mit 21 kletterte er seine erste Erstbegehung im Tennengebirge.

Touren vor der Haustüre
Sein Spielplatz waren die Steilwände direkt vor seiner Tür. Im Tennengebirge und Hochkönig erschloss er unzählige neue Touren. Dabei war ihm die Absicherung der Routen immer ein wichtiges Thema. Als die Bohrhaken in die Kletterwelt eintraten und das alpine Klettern eigentlich sicherer machten, war er ein vehementer Gegner dieser Absicherungsart. Das Abenteuer und Erlebnis einer Erstbegehung stand für ihn im Zentrum, was die vielen Precht-Routen auch im Nachhinein subjektiv schwerer machten als „gewöhnliche Touren“. So gelangen ihm bis zum Jahr 2008 an die 800 Erstbegehungen, viele davon im SalzburgerLand, ohne Einsatz von Bohr- oder Klebehaken. Eine seiner imposantesten Erstbegehungen war die Route „Gloria pari“, durch die 600 Meter hohe Südwand des Hochkönigs. Einige Jahre später ist er dann die Route free solo (ohne Sicherung) in nur 66 Minuten durchgeklettert. Seine Alleingänge waren ebenso wie alpinen Erstbegehungen waghalsig und einzigartig. Für ihn war das „free solo“ ein Abenteuer ohne doppelten Boden. „Es gibt kein Seil, keine Absicherung, kein Netz, welches in letzter Konsequenz einen Fehler verzeihen würde“, so Precht.
Verfechter einer strengen Ethik
Im Alpenvereinsjahrbuch 2002 erklärte er noch: „“Innerhalb kurzer Zeit geriet das Klettern von der abenteuerlichen in die sportliche Denkweise. Es gibt heutzutage nur noch wenige echte Alpinisten, dafür jedoch eine Anzahl von mit Bohrhämmern bewaffneten Chaoten, die alles so schnell wie möglich und möglichst ohne Risiko niederbohren.“ In der heutigen Zeit – mit den vielen Kletterhallen und gut abgesicherten Touren – eine Meinung, die nicht mehr viele Anhänger finden sollte. Zumindest die Sanierung seiner Routen mit Klebehaken hat er später geduldet: „Wenn diese Vorgangsweise auch nicht das Ideal für den Alpinismus sein mag, so ist sie für mich ein Kompromiss, mit dem ich leben kann. Zum Umdenken bewogen haben mich vor allem einige Seilschaftsabstürze, die sich in meinen heimatlichen Bergen ereigneten.“

Doch Precht war schon immer einer der gerne gegen den Strom geschwommen bzw. geklettert ist. Ein Philosoph in der Wand, der im Klettersport viel mehr als eine sportliche Tätigkeit gesehen hat. Über 1000 Erstbegehungen standen am Ende seines Lebensweges auf seiner Liste – vom Hochkönig und dem Tennengebirge, über Korsika, bis hin zu dem Wänden in Jordanien und Norwegen führen seine Spuren.
Am 8. Mai 2015 kam er mit seinem Kletterkollegen und langjähriger Seilpartner Robert Jölli beim Abseilen von einer Tour ums Leben. Albert Precht ist nicht mehr, er lebt aber in seinen vielen Touren weiter.