Wenn Fliegen fliegen und Forellen springen. Einführung in die hohe Kunst des Fliegenfischens mit Ronny Katsch am Nassfeld in Sportgastein
Spannend und entspannend und mittendrin in der Natur. Alles ist im Fluss – so wie wir, die wir mit wasserdichten Wathosen bekleidet, mitten in der Strömung des eiskalten Gebirgsbachs stehen und unser Bestes geben, um unsere Fliegen ansprechend fliegen zu lassen. Locken wollen wir damit Saibling und Forelle, die irgendwo vor uns im glasklaren Wasser stehen und wenn wir alles richtig machen, Appetit auf unsere Fliege haben.
Zwischen Yoga und Königsdisziplin
Doch zurück zum Anfang. „Fliegenfischen ist das neue Yoga“ hatte ich kürzlich in einem Artikel einer großen deutschen Tageszeitung gelesen. Fliegenfischen ist die Königsdisziplin des Angelns, wurde mir bei der Vorbereitung zur Fischerprüfung mitgegeben. Fliegenfischen ist das, wo mit Sicherheit dein Herz aufgeht, gab mir mein Vater mit, als er mir seine gesamte Angelausrüstung vermachte. Also fehlte nur noch jemand, der mich in diese Königsdisziplin einweisen könnte. Und den fand ich in einem befreundeten Redakteur und Gasteiner Gastronomen – Ronny Katsch. Er erklärt sich auch sofort bereit uns Angel-Einsteigerinnen einen Crashkurs im Fliegenfischen zu geben.
„Immer mehr Frauen greifen zur Angelrute und Fischen ist längst nicht mehr langweiliger Alt-Herren-Sport, sondern aktives Naturerlebnis und durchaus trendy.“ Ronny Katsch
In den frühen Morgenstunden liegt der Nebel noch wie ein sanfter Schleier über den Berggipfeln, als wir, ausgestattet mit Wathosen und -schuhen, Fliegenruten und einem breiten Lächeln an die Nassfelder Ache in Sportgastein treten. Unser Guide Ronny hat jahrelange Erfahrung im Fliegenfischen und kennt an den Gewässern des Nassfelds jedes Versteck und die liebsten Aufenthaltsorte der Fische. Schon mit drei Jahren ging er mit seinem Opa zum Angeln und hat das Einmaleins des Fischens von der Pike auf gelernt. Der Gasteiner betreut schon seit vielen Jahren die Fischgewässer am Nassfeld. Er hegt und pflegt die Fische, sorgt fürs Nachsetzen und die Gesundheit des Bestandes und es verwundert nicht, wenn er sagt: „Bei mir landen keine Fische am Teller. Ich fische nach dem Prinzip Catch and Release.“
Gespür für den Rhythmus der Natur
Sportgastein ist ein verstecktes Paradies im Nationalpark Hohe Tauern, am südlichen Ende des Gasteinertals. Es ist bekannt für seine unberührte Natur, klare Bergseen und wilde Bäche. Es ist beliebt bei Wanderern, Spaziergängern und im Winter bevölkern Langläufer und Tourengeher das Gebiet. Es ist aber auch der perfekte Ort für all jene, die sich nach einem authentischen Naturerlebnis mit der Angelrute in der Hand sehnen. Am Ufer der sprudelnden Nassfelder Ache angekommen, erklärt Ronny die Grundlagen des Fliegenfischens. „Fische sehen gut, darum nähert euch dem Ufer nur sehr vorsichtig. Dann macht euch bereit und anfangs lassen wir den Köder – eine kleine Nymphe – mit der Strömung zu den Fischen schwimmen.“ Geduldig zeigt er, wie man die Fliegenrute richtig hält und in die gewünschte Richtung dirigiert. Erst später werden wir die Angelschnur schwungvoll über den Kopf kreisen und die kleine, handgefertigte Fliege auf dem Wasser tanzen lassen. Es geht dabei nicht nur um Technik, sondern auch um ein Gespür für den Rhythmus der Natur. Der Wind, die Strömung des Wassers und sogar das Verhalten der Fische müssen mit einbezogen werden.
Die Berggipfel ringsum erstrahlen längst im warmen Sonnenlicht, direkt am Ufer hat sich eine kleine Herde Ziegen zu uns gesellt und sieht neugierig unserem Treiben zu. Wir sind konzentriert, unsere Bewegungen werden immer synchroner mit dem sanften Fließen des Baches. In diesem Moment scheint die Zeit stillzustehen. Das einzige Geräusch ist das sanfte Plätschern des Wassers und ab und zu das Pfeifen eines Murmeltiers oder der Ruf eines Vogels, der hoch über uns seine Kreise zieht. War da ein Zucken an der Leine? Hat sich da Herr Saibling für meine Nymphe interessiert? Der eben noch ruhige Herzschlag verfällt in einen beschwingten Galopp, als beim nächsten Auswerfen der Leine tatsächlich ein Fisch am Haken ist. Doch vor lauter Überraschung und Staunen vergesse ich auf den Anschlag und der Fisch schwimmt munter weiter.
Saibling am Haken
Wir wandern entlang des Bachlaufs und immer wieder erkunden wir mit der Fliege kleine Pools, sprudelnde Kaskaden oder gut geschützte Uferbereiche. Das Wasser ist glasklar und Ronny erklärt: „Die Gebirgsbäche hier oben am Nassfeld sind völlig naturbelassen und nicht reguliert. Da kann es schon einmal vorkommen, dass bei einem Gewitter oder starkem Niederschlag der Fluss kurzzeitig sein Bett verlässt und sich einen neuen Lauf sucht. Doch er kommt danach wieder in sein angestammtes Bett zurück. Für die Fische ist das kein Problem, im Gegenteil – sie finden dadurch mehr Nahrung und Unterschlupf.“ Der Bach mäandert durch die Hochebene und mal ist er an engen Stellen schnell, tief und wild, um sich gleich nach der nächsten Kehre wieder als sanft sprudelnder Wiesenfluss zu präsentieren. Die Zeit verfliegt, und mittlerweile fliegen die Fliegen, denn wir haben den Dreh raus und lassen die Schnur über unseren Köpfen sausen, bis sie mehr oder weniger zielgenau im Wasser landet. Und dann habe ich scheinbar einmal alles richtig gemacht – die Fliege landet kaum im Wasser, schon ruckt es und ich weiß – der Fisch ist am Haken. Ich halte die Spannung der Schnur und hole den Fisch im Kescher ein. Es ist ein Saibling, den wir schnell vom zarten Schonhaken nehmen und sanft wieder mit dem Kopf voran in die Strömung setzen. Er springt noch einmal vor uns aus dem Wasser und schwimmt dann flugs zurück in seinen Unterstand.
Ronny lächelt und gratuliert: „Das ist das wahre Abenteuer des Fliegenfischens – die Verbindung zur Natur und das Gefühl, etwas Einzigartiges erlebt zu haben. Das Fliegenfischen ist mehr als nur eine Sportart. Es ist ein Abenteuer für Körper und Geist, das Konzentration, Geduld und Geschick erfordert. Doch vor allem ist es ein intensives Naturerlebnis!“ Wir legen die Ruten beiseite, rasten am Flussufer und lassen den Tag Revue passieren. Die klare Bergluft, das Rauschen des Wassers und das Gefühl, ein Teil dieser majestätischen Umgebung zu sein, erfüllen uns mit tiefer Zufriedenheit. Aber auch der Hunger macht sich bemerkbar, darum beschließen wir kurzerhand hinunter nach Bad Gastein in Ronnys Gasthaus Jägerhäusl zu fahren und uns dort vom Chef persönlich eine gegrillte Forelle servieren zu lassen. Und das Fazit – alle hatten sie recht: Fliegenfischen ist die Königsdisziplin, hat was von Yoga und es hat definitiv mein Herz am Haken.
Das Fliegenfischen in Sportgastein ist übrigens kein reines Sommer-Abenteuer – auch spätherbstliche Angelausflüge mit Fliegenfisch-Guide Ronny sind ein besonderes Erlebnis.
Weitere Informationen zum Fischen im SalzburgerLand.