„Schau Papa, ist das nicht der Rudi Völler?“ ruft ein kleiner Junge aufgeregt und zeigt mit weit ausgestrecktem Arm auf den Mann in Fußballkluft, der sich einige Schritte entfernt angeregt unterhält. „Tatsächlich”, staunt auch der Vater des Kindes nicht schlecht, als er am Nebentisch Fußballlegende Rudi Völler ausmacht.
Eine Region im Fußballfieber
Begegnungen wie diese stehen in der Region Zell am See-Kaprun an der Tagesordnung, seit Rudi Völlers Verein Bayer 04 Leverkusen seine Zelte im SalzburgerLand aufgeschlagen hat. Von Urlaubsstimmung ist im Trainingscamp der Leverkusener jedoch nichts zu bemerken: Für Völlers Elf geht es vielmehr darum, sich im SalzburgerLand den letzten Schliff für die kommenden Herausforderungen in der Champions League zu holen. Dementsprechend konzentriert geht es zur Sache, wenn im Zeller Alois-Latini Stadion zweimal täglich gesprintet, geflankt und geschossen wird, was das Zeug hält.
Auf Augenhöhe mit den Stars
Im Pinzgau hat sich der Besuch der Stars aus Leverkusen freilich längst herumgesprochen. Und so versammeln sich jeden Tag zahlreiche Fußballbegeisterte am Trainingsgelände, um einen Blick auf die Fußballidole zu erhaschen. Manch einer ist gar von weit her gekommen, um den Stars bei der Arbeit zuzusehen. „Dass die Jungs jetzt im SalzburgerLand trainieren trifft sich super“, freut sich etwa die Westfälerin Michaela. Sie nutzt den Aufenthalt der Kicker, um ihre beiden großen Leidenschaften – das Wandern und den Fußball – zu verbinden.
Tatsächlich ist das Trainingslager eine ideale Gelegenheit für die Fans, ihre Idole aus nächster Nähe zu bewundern. Denn egal ob am Weg zum Bus oder auf der Hotelterrasse – wenn es um ein Autogramm oder ein Erinnerungsfoto geht, lassen sich die sonst so scheuen Spieler meist nicht lange bitten.
Kein Wermutstropfen im Zeller See
Auch bei der Pressekonferenz im TauernSpa Kaprun stellen sich Spieler und Trainerteam bestens gelaunt den Fragen der anwesenden Journalisten: „Wenn ich so ins SalzburgerLand hineinblicke denke ich, eine schönere Interviewwand wird wohl nur schwer zu finden sein“, schwärmt etwa Sportdirektor Rudi Völler. „Trainingsbedingungen top, Unterkunft top, Verpflegung top“, bringt es Trainer Sami Hyypiä nordisch präzise auf den Punkt.
Schließlich traut sich dann aber doch ein Journalist, an der Idylle zu kratzen. Er will von Fußballlegende Rudi Völler wissen, was er am Trainingslager zu bemängeln habe. Nach langem Nachdenken nennt Völler augenzwinkernd das unbefriedigende Ergebnis des ersten Testspieles. Da hatten die vom harten Training sichtlich erschöpften Leverkusener nämlich mit 1:2 gegen 1860 München verloren. Seitdem brennt Völlers Truppe auf Wiedergutmachung. Die soll gegen den zweiten Sparingpartner Udinese Calcio gelingen, auf den die Leverkusener im Waldstadion Puch treffen werden.
High Noon in Puch
Zwei Tage später herrscht am Sportplatz der 4000 Seelen Gemeinde Puch gespannte Ruhe vor dem Sturm: Während eifrige Helfer Biertische aufstellen und Fässer anschließen, dreht FC Puch Stadionbetreuer Karl Baier am Parkplatz nervös seine Runden. Kein Wunder, schließlich kommt es nicht alle Tage vor, dass zwei Mannschaften von Weltformat im Pucher Waldstadion gegeneinander antreten. „Vor allem für unsere jungen Fußballer ist es etwas ganz Besonderes, die internationalen Topstars hier zu haben“ erklärt Baier, der sich außerdem über satte Zusatzeinnahmen für die Vereinskassa freuen darf.
Nach und nach treffen immer mehr Fußballbegeisterte ein, um sich frühzeitig die begehrten Plätze am Spielfeldrand zu sichern. Kurz vor 19 Uhr ist es dann endlich soweit: Die Mannschaftsbusse kommen an. Einer nach dem anderen wälzen sich die Luxusliner durch die engen Gassen der Gemeinde Puch. 365 Tage im Jahr sind die Chauffeure auf den breiten Straßen von München und Mailand unterwegs – heute rangieren sie Ihre Gefährte vorbei an Einfamilienhäusern und Sandkisten. Als schließlich mit einiger Mühe der Parkplatz des Waldstadions erreicht ist, kann auch Karl Baier durchatmen und sich auf das Spiel freuen.
Ein Fußballspiel als Volksfest
Wenige Minuten später hat sich der idyllisch gelegene Sportplatz in ein Tollhaus verwandelt. Über 2.000 Zuschauer haben den Weg in das zum Bersten gefüllte Pucher Waldstadion gefunden. Bei kühlem Bier und warmem Leberkäse herrscht Volksfeststimmung. Nur am Rasen ist von der ersten Spielminute an von Entspannung nichts zu merken. Die Gegner schenken sich nichts und gehen mit vollstem Einsatz zur Sache.
Nach 90 Minuten steht es schließlich 3:0 für Rudi Völlers Leverkusener – die Widergutmachung ist geglückt. Sichtlich entspannt schreiben Lars Bender und Co. deshalb noch lange nach Schlusspfiff Autogramme für die zahlreichen Fans. Da wird abgeklatscht, signiert und Arm in Arm mit Fans in die Handykameras gelächelt. „So etwas erlebst Du nicht in den großen Stadien, sondern nur hier“, schwärmt darum auch Josef, dessen Trikot jetzt die Unterschrift von Nationalspieler Lars Bender ziert. Als schließlich auch in Puch lange nach 22 Uhr die Lichter ausgehen und die letzten Unterschriften getrocknet sind, machen sich auch die Mannschaftsbusse auf die Rückreise nach Zell am See-Kaprun.
Fußballstars tauschen rundes Leder gegen Golfschläger
Dort ist am Donnerstag als Lohn für die harten Trainingseinheiten schließlich Entspannung angesagt: Nationalspieler Lars Bender und DFB-Torschützenkönig Stefan Kießling etwa nutzen den trainingsfreien Vormittag und tauschten bei einer Golfpartie im Golfclub Zell am See – Kaprun – Saalbach Hinterglemm das runde Leder gegen den Golfschläger. Aber nicht alle der mitgereisten Kicker zieht es in ihrer Freizeit auf das Green der Zeller Golfanlage. Einige Spieler nutzen die Gelegenheit um im TauernSpa Kaprun Kraft für das Abenteuer Champions League zu tanken.
Wiedersehen im SalzburgerLand
Am Freitagmorgen heißt es schließlich Kofferpacken für die Stars der Werkself. Einige der Kicker zieht es nochmal auf die SkySpa des Hotels, wo sie genießen die Kicker einen letzten Blick auf das Alpenpanorama am Horizont genießen. Auf sie wartet eine Saison voller Höhepunkte. Ein Wiedersehen im SalzburgerLand gibt es für Bayer 04 Leverkusen aber bereits im nächsten Sommer, denn wie heißt es so schön im Fußball: ‚Vor dem Spiel ist nach dem Spiel!‘
Photocredits: Anna Kadlec; KS Verlag