Rechts auf links und links auf links, vorne, hinten, überkreuz… Da kann man schon mal aus dem Takt kommen. Die kleinen Nachwuchs-Plattler stehen im Kreis auf dem Kirchenvorplatz der kleinen Gemeinde Viehhofen im Pinzgauer Glemmtal. Ihr Trainer ist Jochen Wörister, Obmann der Viehhofner Heimatgruppe und selbst Schuhplattler von Kindesbeinen an, und mit viel Geduld bringt er den Buben die traditionellen Plattler bei.
„Ganz wichtig: Der Oberkörper bleibt immer schön aufrecht und die Schläge werden präzise und exakt im Takt ausgeführt. Sonst schaut auch der schönste Plattler bald g´schlampert aus!“ meint Jochen und die kleinen Buben in Lederhose und Trachtenhemd nicken zustimmend. Garnicht so einfach, denn in diesem Alter muss man erst mal die Rechts-Links-Koordination beherrschen, und dann soll man sich noch die verschiedensten Figuren merken?
Das Platteln ist Kulturgut und bereits seit dem Jahr 1850 als Tanz der Jäger, Bauern und Holzfäller überliefert und schriftlich belegt. Manche meinen, der Tanz sei vom Balzverhalten des Auerhahns beeinflusst: auch der Auerhahn versucht die Hennen mit Schnalzgeräuschen und einem wilden Tanz zu beeindrucken. Denn die Tradition sagt, dass das Schuhplatteln den unverheirateten Burschen zum Werben um die hübschesten Mädchen vorbehalten sei. Die Figuren sind dabei innerhalb des Alpenraums verschieden und auch die Ausführung lässt erkennen, ob der Plattler aus Bayern, Tirol oder dem SalzburgerLand kommt.
Die 1979 als reine Schuhplattlergruppe gegründete Heimatgruppe hat keine Nachwuchssorgen. Seit vielen Jahren gib es eine eigene Kindergruppe mit 6 kleinen Tanzpaaren und die Jungs und Mädels sind mit Feuereifer dabei. Wie zum Beispiel der fesche Florian, mit neun Jahren einer der jüngsten unter den Plattlern, und die sechsjährige Laura, die im traditionellen Pinzgauer Dirndl der Volkstanzgruppe angehört. Während Florian auf die Frage, wie denn das so ist mit dem Beeindrucken der Mädels, den Kopf schüttelt und meint: „Nein, wegen der Mözn tanzen wir nicht!“, flüstert Laura: „Aber cool ist es schon, wenn die Buam platteln.“ Es wird gekichert, doch als Hubert Wörister die ersten Töne auf seiner Ziehharmonika erklingen lässt, kehrt Ruhe ein und konzentriert warten sie auf ihren Einsatz.
Gemeinsam marschieren sie – Hand in Hand – auf den Kirchenvorplatz in Viehhofen ein und nehmen Aufstellung. Nach ein paar Tanzschritten bilden die Buben und Mädchen einen Kreis – die Buben aufrecht, mit rechwinkelig angehobenen Armen innen, die Mädchen außen. Begleitet von der Melodie der Ziehharmonika beginnen die Buben nun zu platteln und die Mädchen drehen sich im Dreivierteltakt um ihre eigene Achse. Taktgefühl und synchrones Ausführen der Schläge ist gefragt, doch manchmal steht einfach auch eine Rechts-Links Schwäche im Weg. Rechte Hand auf rechtes Knie, Linke Hand hinter dem Körper auf die rechte Fußsohle – da kann man sich schon mal mit seinen eigenen Gliedmaßen verheddern… Doch das Platteln ist eine gute Schulung von Koordination, Motorik und Ausdauer und erfordert viel Übung.
Trachtenhut und –hemd, eine Hirschlederne und selbstgestrickte Stutzen – ohne Tracht wird bei den Viehhofnern nicht geplattelt und die Kleinen fühlen sich sichtlich wohl in Dirndl und Lederhose. Nur die Stutzen rutschen beim Tanzen über die Kinderwadeln. Doch die kräftigen Wadeln kommen bei einem Schuhplattler mit dem Älterwerden von selbst.