Fasziniert von Prunk und Reichtum Roms, setzten die mächtigen Fürsterzbischöfe der Stadt Salzburg im 17.und 18. Jahrhundert alles daran, sich durch barocke Kirchen- und Häuserfassaden, Gärten und Brunnen, Denkmäler zu setzen, die sie unsterblich machen sollten. Dabei veränderten Wolf Dietrich von Raitenau, Markus Sittikus, Paris Lodron, Guidobald von Thun und Hohenstein, Franz Anton von Harrach und Leopold Anton von Firmian das Aussehen der mittelalterlichen Altstadt von Grund auf und machten sie zu dem, was sie heute ist: ein einzigartiges barockes Juwel und ‚das Rom des Nordens‘.
Wolf Dietrich von Raitenau (1559-1617) war ein bekennender Liebhaber und Förderer der schönen Künste und als solcher ein Verehrer der Stadt Rom und ihrer Bauwerke. Große Visionen schwebten ihm für die Stadt Salzburg vor, doch wenn ihm der Zufall nicht in Form eines großen Feuers in die Hände gespielt hätte, es wären wohl Visionen geblieben. So loderte in der Nacht vom 11. auf den 12. Dezember 1598 ein verheerender Brand, dem ein Großteil des romanischen Doms zum Opfer fiel. Wolf Dietrich ließ die Ruinen abreißen und mit ihr auch Dutzende angrenzende Bürgerhäuser. Die (be)engen(den) Gässchen der Altstadt wichen der neuen Residenz, Plätzen wie dem Residenzplatz, Domplatz oder Kapitelplatz und heute noch bedeutenden Straßenzügen wie der Griesgasse, Kapitelgasse und der Hofstallgasse. Am anderen Salzach-Ufer ließ Wolf-Dietrich Schloss Altenaus (später umbenannt in Schloss Mirabell) errichten. Es sollte seiner Geliebten Salome Alt und ihren 15 gemeinsamen Kindern als Heim dienen. Künstlerisch/ architektonisch verantwortlich für diese völlige Neugestaltung der Stadt zeigte sich der berühmte italienische Architekt Vincenzo Scamozzi.
1612 wurde Wolf-Dietrich von seinem eigenen Neffen entmachtet und in der Festung Hohensalzburg eingekerkert. Damit begann die nur sieben Jahre dauernde Amtszeit des Markus Sittikus (1574-1619), der nicht lange zögerte, die Baulust seines Onkels voller Elan fortsetzte und den Neubau des Salzburger Doms und des Hoftheaters (heutiges Landestheater) in Auftrag gab. Doch auch im Süden der Stadt, weit außerhalb der Altstadt, sollte unter seiner Regentschaft ein wahres Juwel der barocken Baukunst entstehen. Als ebenfalls großer Verehrer der italienischen Künste und des Lebensstils des Südens, wollte er sich vom berühmten Baumeister Santino Solari eine ‚Villa suburbana‘ errichten lassen, eine Villa außerhalb der Stadt. Prunkvoll und der Macht entsprechend, die Fürsterzbischöfe in dieser Zeit inne hatten. Mit dem Schloss Hellbrunn entstand eine Anlage, die es in dieser Form, Größe und Herrlichkeit so vorher noch nicht gab. Nicht nur das Schloss selbst, sondern auch die weitläufigen Gartenanlagen, die großen Teiche und die einzigartigen Wasserspiele machen diesen Ort noch heute zu einem Inbegriff barocker Lebensfreude.
Nach dem plötzlichen Tod Markus Sittikus‘ 1619, wurde Paris Lodron (1586-1653) von der Kurie zum neuen Fürsterzbischof ernannt. Inmitten des Dreißigjährigen Krieges ließ er Stadt und Land von Solari befestigen und gegen Angriffe rüsten. Die territoriale Integrität und die Unabhängigkeit von Bayern konnte so auch weiterhin durchgesetzt werden. In seine Amtszeit fällt die Fertigstellung des Domes und die Gründung der Universität Salzburg, die noch heute seinen Namen trägt.
Völlig der imposanten Pracht verfallen war Guidobald von Thun und Hohenstein (1616-1668), der 1654 das Amt und somit auch Macht und Einfluss von Paris Lodron übernahm. Er ließ die beiden Türme des Domes bauen und auch die beiden Bodengänge (heute zu sehen im Domquartier Salzburg) und der Residenzbrunnen sind ihm zuzurechnen.
Als 1687 Johann Ernst von Thun und Hohenstein (1643-1709) ins Amt gehoben wurde, erhielt Salzburg den kirchlichen und weltlichen Herrscher, der die Silhouette der Stadt nachhaltig prägen sollte. Der bedeutendste Barockbaumeister Johann Bernhard Fischer von Erlach wurde nach Salzburg gerufen und erhielt den Auftrag, vier (!) der heute schönsten Kirchen der Stadt zu bauen: die Kollegienkirche, die Dreifaltigkeitskirche, die Ursulinenkirche und die Kirche im Johannesspital. Durch diese prächtigen und monumentalen Bauen prägte er nicht nur bis heute das Stadtbild Salzburgs, sondern auch die spätbarocke Baukunst nachhaltig.
Unter den Fürsterzbischöfen Franz Anton von Harrach (1665-1727) und Leopold Anton von Firmian (1679-1744) entstanden mit Schloss Leopoldskron und Klessheim weitere barocke Kleinode. Der Mirabellgarten, heute beliebte Fotokulisse für Hochzeitspaare aus der ganzen Welt, erhielt sein heutiges Gesicht und wurde um den Zwergengarten erweitert. Auch Schloss Mirabell wurde durch den Barockbaumeister Lukas von Hildebrandt großzügig umgestaltet.
Wenn Sie das nächste Mal durch Salzburg spazieren, die vielen Kirchen, prunkvollen Fassaden und imposanten Schlösser bewundern, dann denken Sie doch auch einmal daran, wie viel Mühe, Fantasie, Willenskraft und auch Macht vonnöten gewesen war, um diese Stadt so erstrahlen zu lassen, wie man sie heute auf der ganzen Welt liebt. Sie werden Salzburg mit anderen Augen sehen.
Was sind Ihre liebsten Spuren des Barocks in Salzburg. Lassen Sie uns doch an Ihren Lieblingsplätzen teilhaben…