Bereits im im 8. Jahrhundert wurde die Benediktinerabtei Michaelbeuern an der nördlichen Spitze des SalzburgerLand gegründet. Die Abtei beherbergt zudem die älteste Landschule auf Salzburger Gebiet, ein Museum mit religiösen Kunstschätzen und mehr. Wir schließen uns einer Führung an und tauchen in die über tausendjährige Geschichte ein.
Elf Benediktiner leben derzeit in der Abtei Michaelbeuern. Die große, sehr schön angelegte Anlage bietet darüber hinaus aber noch viel mehr Platz. 333 Schülerinnen und Schüler besuchen die private Neue Mittelschule, die hinter den Mauern des Klosters liegt, im Exerzitien- und Bildungshaus der Abtei können rund 50 Personen nächtigen. „Hier steht nichts leer, im Gegenteil, eigentlich müssten wir sogar noch anbauen“, erzählt uns Pater Michael schmunzelnd. Jeden Sonntag nach Ostern können Interessierte bis Ende Oktober die Räumlichkeiten des Klosters besichtigen. Auch wir schließen uns einer Führung an. Treffpunkt ist um 14 Uhr beim Museumseingang im Klosterhof. In etwas mehr als einer Stunde bringt uns Pater Michael mit großem Sachverstand und vielen interessanten Details die Geschichte dieses altehrwürdigen Ortes näher.
Gründung im Frühmittelalter
Gegründet wurde die Benediktinerabtei Michaelbeuern bereits im Jahr 735. Die ältesten Räume, wie zum Beispiel der wunderschöne alte Speisesaal, das Refektorium, sind im gotischen Stil gebaut. Wo die Mönche im Mittelalter schweigend speisten, ist heute ein Museum untergebracht. Wir schreiten weiter durch alte, hölzerne Türen und unter dem beeindruckenden Gewölbe hindurch in den Kreuzgang, der direkt in die Klosterkirche führt. „Hier haben sich die Mönche früher vor den Gebetszeiten in Stille versammelt, um dann gemeinsam in die Kirche einzuziehen“, erklärt uns Pater Michael. Damals waren alle wichtigen Räume rund um den Kreuzgang gruppiert, heute ist die Anlage viel weiter verzweigt. Die Stiftskirche, die wir nun betreten, wurde 1072 geweiht. Ursprünglich als dreischiffige romanische Pfeilerbasilika gebaut, wurde sie aber sowohl im 13. als auch im 14. Jahrhundert durch Brände schwer beschädigt. Deshalb ist die schöne Kirche nicht originalgetreu im romanischen Stil erhalten, wurde aber 1950 re-romanisiert. Ein Blickfang ist auch der prachtvolle, barocke Hochaltar von 1691, eines der wohl beeindruckendsten Kunstwerke des österreichischen Barock. Das Altarbild im Zentrum wurde von Johann Michael Rottmayr gestaltet. In der Stiftskirche werden bis heute die Feiertags- und Sonntagsgottesdienste abgehalten.
Geschichte in architektonischer, literarischer und künstlerischer Form
Wir setzten unseren interessanten Rundgang fort, schlendern vorbei an der Klausur, also den Wohnbereichen der Mönche, die zwischen 1769 und 1779 erbaut wurde, und betreten die barocke Schaubibliothek der Abtei. Hier steht geballte Geschichte in den Regalen: rund 12.000 Bücher aus allen Wissensgebieten beinhaltet die Bibliothek. Wir bestaunen in Leder gebundene Kostbarkeiten, handgeschriebene Bücher auf Pergament und in Samt gebunden, mittelalterliche Handschriften und wertvolle frühe Drucke. Nachdem wir uns mit Mühe von den schönen Werken losreißen, führt uns Pater Michael ein Stück durch das Schulgebäude in Richtung Abteisaal. Die Schule war in der Geschichte der Benediktinerabtei Michaelbeuern immer wichtig. Die quellenmäßige Erwähnung einer Schule geht auf das 13. Jahrhundert zurück – somit ist die Schule in der Benediktinerabtei die älteste Landesschule auf Salzburger Boden. Sie wurde im Laufe der Zeit als Sängerknabenschule geführt und bestand bis 1962. Nach einigen Jahrzehnten als Internatshauptschule ist sie heute eine private Neue Mittelschule. Wir sind an der letzten Station des Rundgangs, im Abteisaal, dem ehemaligen Festsaal des Klosters, angekommen. Er wurde 1771 gestaltet und diente den Mönchen als Raum für Festessen und Feierlichkeiten. Heute beherbergt er viele religiöse Kunstschätze aus der langen Geschichte der Abtei. Ein wissenswertes Detail zum Thema Essen und Trinken: Das berühmte Augustiner Bräu in der Stadt Salzburg ist zur Hälfte im Besitz der Benediktinerabtei Michaelbeuern.
Nach rund 75 Minuten verabschieden wir uns von Pater Michael und streifen noch auf eigene Faust über das Klostergelände. Die Benedektinerabtei Michaelbeuern ist wirklich einen Besuch wert – ganz unabhängig vom persönlichen Glauben.
Benediktinerabtei Michaelbeuern
Michaelbeuern 1
5152 Michaelbeuern
Fotocredits: RoCh