Das Feuerbrennen, das in den Tälern für Staunen und Begeisterung sorgt, erfordert Vorbereitung und unermüdlichen Einsatz am Berg. Auch in den Bergen der Wildkogel-Arena Neukirchen Bramberg lodern die Bergfeuer und wir werfen einen Blick hinter die Kulissen.
Stille herrscht am Berg. Alle, die hier oben entlang der Grate und in den Karen positioniert sind, warten darauf, dass es dunkel wird. Während der Horizont sich längst von feurigem Orange in ein blasses Lila verwandelt hat und die ersten Sterne am Himmel zu sehen sind, gehen unten in Neukirchen und Bramberg langsam die Lichter in den Häusern und Straßen an. Und dann ist es soweit. Mit einer brennenden Fackel werden die vorgefertigten Wachsplatten entzündet. Die Bergfeuer signalisieren weitum sichtbar für die Zuschauer im Tal: Die Sonnwendfeuer sind am Leuchten.
Doch zurück ins Tal, wo Walter Hofer lange vor dem 21. Juni mit den Vorbereitungen für das Feuerbrennen in der Wildkogel-Arena beschäftigt ist. Denn ein Sonnwendfeuer ist nicht einfach mit dem Feuermachen getan – dazu braucht es viel Organisation und freiwillige Helfer. Seit 41 Jahren ist der gebürtige Bramberger bei der Bergrettung Neukirchen. Seine Faszination für die Sonnwendfeuer begann schon als Kind. Er erinnert sich noch gut, als sozusagen der Funke für dieses im SalzburgerLand vielerorts noch gelebte Brauchtum übersprang: „Mit dem Alpenverein bin ich damals mit auf den Berg gegangen zur Sommersonnenwende. Dort durften wir mit dabei sein, wenn die Feuer entzündet wurden. Als Bub war das ein großes Abenteuer, das mich bis heute nicht mehr losgelassen hat.“
Den Sommer begrüßen
Heute sind es in der Wildkogel-Arena immer noch die Mitglieder von Bergrettung und Alpenverein, die zusammenhelfen, damit die Tradition des Feuerbrennens nicht verlorengeht. Die Bergretter, die in Neukirchen und Bramberg stets schnell zur Stelle sind, wenn jemand in eine alpine Notlage gerät, kümmern sich auch mit Hingabe um den Erhalt dieses Brauchtums. Der alte Brauch, die Sommersonnenwende zu feiern, wurde schon vor dem Mittelalter praktiziert. Mit den Feuern am astronomischen Sommerbeginn, soll die Kraft der Sonne verstärkt und die neue Erntesaison begrüßt werden. Gleichzeitig bat man früher damit um Fruchtbarkeit und Wachstum auf Wiesen und Feldern und um Schutz vor Dämonen und Krankheiten. Eine Besonderheit in der Wildkogel-Arena ist, dass nicht nur die Sommersonnenwende, sondern auch die Wintersonnenwende mit Bergfeuern gefeiert wird. Im SalzburgerLand werden seit vielen Jahrzehnten die Tradition der Höhenfeuer durch Freiwillige und Vereine am Leben erhalten. Mitglieder von Alpenverein und Bergrettung sorgen mit ihrem Einsatz für das spektakuläre Schauspiel der „Berge in Flammen“.
Lange Vorbereitung
Wer sich dabei gefragt hat, wie die Feuer entlang ausgesetzter Grate und Flanken fast gleichzeitig zu Leuchten beginnen, dem sei verraten: Es ist nicht einfach so, als ob man eine Lichterkette anknipst – da gehört viel Vorbereitung, Bergerfahrung und Abenteuergeist dazu. Wir kommen zurück in die Werkstatt von Walter Hofer, der eben die Füllung für die Feuerstellen vorbereitet. Er erklärt: „Lange vor der Sonnenwende gieße ich runde, mit Hobelspänen durchsetzte, Wachsplatten. Als eine Art überdimensionale Kerzenständer dienen am Berg dann große, aufgeschnittene Dosen mit Windschutz. In diese Dosen, die wir an den Feuerpositionen deponieren, kommt dann die selbst gegossene Wachsplatte. Die Platten tragen wir in unseren Rucksäcken selbst in den Tagen vor dem Feuerbrennen hinauf. Ist der große Tag gekommen, wandern wir alle gemeinsam hinauf in die Berge und verteilen uns zum Füllen und Vorbereiten der Feuerständer.“
Und dann heißt es Warten
Manche überbrücken die Zeit bis zum Anfeuern mit einer Grillerei und besonders für die Kinder ist es eine Geduldsprobe. Denn erst gegen 21.30 Uhr geht es zum Anzünden der Wachsplatten. Jeder ist verantwortlich für eine Reihe von Feuern, die zum Brennen gebracht und überwacht werden müssen. Walter Hofer weiß: „Besonders bei Wind muss man darauf achten, dass die Feuer nicht ausgehen.“ Leuchten alle Feuer, dann ist es nicht nur für die Zuschauer im Tal ein erhebendes Gefühl. Auch oben am Berg herrschen dann Hochgefühle: „Wie damals in Kindertagen ist es auch heute noch ein faszinierender Moment, wenn alle Feuer, wie Perlen auf einer Kette, brennen. Ich nehme mittlerweile schon meine Enkerl mit auf den Berg, die schon Wochen vorher von nichts anderem mehr reden als dem bevorstehenden Feuerbrennen.“
Rund zweieinhalb Stunden ist die Brenndauer der selbstgemachten Fackeln. Erlischt das Feuer, kehrt wieder Stille ein am Berg. Nachdem die Feuerstellen sicher gelöscht und verwahrt wurden, steigen die großen und kleinen Feuerbrenner noch in der Nacht mit Stirnlampen wieder ab ins Tal. „Wenn alle wieder gut zurück im Tal sind, dann feiern auch wir die Sommersonnenwende und freuen uns insgeheim schon auf das nächste Feuerbrennen.“