Wer kennt das nicht? Hektik und Stress regieren unseren Alltag nur zu oft. Wieder zur Ruhe kommen und einfach nur Abschalten, das System „owifahr’n“, wie Theresa Sommerbichler von Naturesa so schön sagt. Dies kann man besonders gut im Wald, übrigens auch im Winter. Wir haben das ausprobiert und die junge Bergwanderführerin und Kräuterpädagogin ins Angertal in Gastein begleitet.
Waldbaden schärft die Sinne
Waldbaden ist, ironischer Weise, ein Trend der aus Japan kommt. Dort haben japanische Wissenschaftler schon vor Jahren herausgefunden, dass der Wald gesund ist und so wird das Waldbaden gerne per Krankenschein vom Arzt verschrieben, um den Stresslevel zu senken.
Waldbaden tut uns ganzheitlich gut, da es sich positiv auf das Herz und das Immunsystem auswirkt, die Sinne schärft, sowie nachhaltig entspannt. „Um einen langfristigen gesundheitlichen Fortschritt zu beobachten, empfehlen sich regelmäßig und in kurzen Abständen wiederholte mehrstündige Waldaufenthalte. Und damit ist nicht Schwammerlsuchen oder den Hund ausführen gemeint.“ erzählt Theresa Sommerbichler. Es geht vielmehr um die Achtsamkeit und darum die Verbundenheit mit der Natur wiederzufinden. Dieser Zeitaufwand ist natürlich nicht für jeden machbar, aber regelmässige bewusste Auszeiten im Wald sind einfach Balsam für Körper, Geist und Seele.
Geführtes „zur Ruhe kommen“
„Handy ausschalten, Sorgenrucksack abstellen und das Gedankenkarussell für ein paar Stunden ausmachen,“ heißt es zu Beginn. Wir befinden uns im Angertal in Gastein, vor uns eine junge motivierte Salzburgerin mit Rucksack und Fackeln, freundlich begrüßt sie ihre Teilnehmer*innen zu einem ganz besonderen Wintererlebnis: Waldbaden. Theresa Sommerbichler selbst ist durch einen schweren Schicksalsschlag zum Waldbaden gekommen. Um sich selbst zu therapieren hat sie Antworten und Heilung in der Natur gesucht und auch gefunden. Wann immer sie konnte, war sie in der Natur unterwegs, ob im Wald oder am Berg. Dieses Gefühl wollte sie weitergeben und hat auch beruflich diese Richtung eingeschlagen. Sie wollte mit ihrer (Arbeit)zeit etwas Gutes und Sinnvolles tun und machte die Ausbildung zur Bergwanderführerin, sowie Kräuterpädagogin und Pflanzenheilkunde-Praktikerin.
Seit diesem Winter nimmt die sympathische Pinzgauerin Gäste mit in den Winterwald im Angertal und teilt ihre Erfahrungen in Achtsamkeit und Naturverbundenheit. Treffpunkt ist immer Mittwochs um 15 Uhr bei der Talstation Angertal, hier werden die Teilnehmer*innen begrüßt und dann geht es über die Skipiste Richtung Winterwanderweg, weg von Trubel, weg vom Alltagsstress. „Sucht euch ein lachendes Gesicht und erzählt euch gegenseitig eine schöne Walderinnerung,“ fordert Theresa ihre Gruppe auf. So spazieren wir plaudernd dahin, bis zum ersten Halt. Beim „Eingang“ ins Tal werden Sorgen sinngemäß in den Rucksack gepackt und da gelassen. Die nächsten zwei Stunden sollen ganz uns gehören.
Bitte, Abschalten.
Abschalten. Ja, aber wie geht das? In den folgenden zwei Stunden erfahren wir Dank kleiner Übungen und Bewusstseinsschulung von Theresa, wie schön es ist, einfach nur zu sein. Im Hier und Jetzt. Achtsam spazieren wir durch den Wald, schulen unsere Sinne, machen eine Gehmedition, stapfen durch den Tiefschnee und sammeln gemeinsam Naturschätze. „Ich kann mich gar nicht erinnern, wann ich das letzte Mal bis zum Bauchnabel im Schnee steckte,“ lacht einer der Teilnehmer. Leichtigkeit schwingt durch die Runde. Wir sind eingeladen, tief einzuatmen, dieser Duft nach Nadeln, voller gesundheitsfördernden Terpenen, auch im Winter ist er ganz klar wahrzunehmen. Welch Lebensgefühl!
Teekränzchen im Wald
Zum Abschluss geht es noch ein Stückchen hinauf zur Zentrumswiese, hier serviert Theresa selbst gemachten herrlichen Fichtennadeltee. Aus den grünen Riesen kann man nämlich auch allerhand herstellen, weiß die Kräuterpädagogin und hat eine Kostprobe mitgebracht. „Der erste Schluck gebührt dem Gastgeber“, lacht Theresa Sommerbichler, die mit zwei Tassen vor uns steht und vorsichtig etwas Tee in den Schnee schüttet, „Unserem Gastgeber heute: Mutter Natur. Danke.“ Stille herrscht. Wir genießen noch die letzen Momente im Angertal, hören einen Vogel in den Bäumen zwitschern und saugen die unendliche Schönheit der Umgebung ein.
In mir herrscht tiefste Zufriedenheit und Dankbarkeit. Eine Dankbarkeit über dieses gemeinsame Erlebnis und die Erfahrung. Dankbar für die Zeit, die wir uns gerade geschenkt haben und dankbar für die Natur, die uns so viel zu geben hat, wenn wir das wollen. Ein Gefühl, das auch in den glücklichen Gesichtern rund um mich herum zu lesen ist.
Mit Fackeln ausgestattet geht es nach diesem einzigartigen Erlebnis zurück zur Talstation, wo wir fröhlich mit einem Rucksack voller Glückseligkeit ankommen. Die Sorgen vergessen.
Alles Details & Infos
Weitere Angebot von Berg- und Wanderführerin Theresa Sommerbichler finden Sie unter: Naturesa.at
Die aktuellen Termine im Angertal/Gastein und zur direkten Anmeldung: Waldbaden im Winter