Das Böllerschießen ist im SalzburgerLand eine lange gehegte Tradition. Es begleitet viele Brauchtumsveranstaltungen. So wie etwa am 24. Dezember mittags um 12 Uhr und zu Neujahr. Dann wird man das laute Knallen im ganzen SalzburgerLand wieder hören.
Erst kürzlich war ich an einem Samstag zum Brunchen bei meinem Schulfreund Kurt eingeladen. Conny und Bernd, ein befreundetes Ehepaar aus Linz waren ebenfalls zu Gast. Sie sind bereits am Freitag angereist, um das Wochenende in Salzburg zu verbringen. Conny fragte mich ganz verdutzt: „Du sag mal – was war denn das – heute ganz in der Früh? So um sechs Uhr, da wurde mehrmals geschossen – ist was passiert? “ Ich musste herzhaft lachen und beruhigte sie sogleich: „Nein, keine Sorge! Das waren die Böllerschützen – heute ist Samstag und da wird geheiratet. Das Böllerschießen ist bei solchen und bei vielen anderen Feierlichkeiten im SalzburgerLand eine alte Tradition.“
Schließlich wurde ich neugierig und wollte mehr über das Böllerschießen erfahren. So traf ich Peter Lanner von Handböller Lanner im Tennengau. Im Interview verrät er, was es mit dem Brauchtum, den Traditionen und mit dem Kunsthandwerk des Böllerbauens auf sich hat.
Böllerschießen ist ein Ausdruck für Ehrung und der Freude
Peter Lanner baut seit 1999 Handböller in seiner Schlosserei und Maschinenbaufirma in Kuchl. Er erklärt mir zu Beginn, dass das Böllerschießen in Salzburg eine beachtlich lange Tradition ist. Bis ins 13. Jahrhundert lässt es sich zurückverfolgen. Später, im 30-jährigen Krieg (1618-1648), wurde es dann üblich, Feldherren und andere hochrangige und ehrenhafte Persönlichkeiten mit einem Schuss dem sogenannten „Salut“ zu begrüßen. Heute ist es Tradition, dass bei vielen kirchlichen und weltlichen Feiern ein „Ehrensalut“ geschossen wird. Beim Brauchtum geht auch darum, böse Geister zu vertreiben und der kommenden Zeit positiv und hoffnungsvoll entgegen zu schreiten. Böllerschießen ist ein Ausdruck der Ehrung und der Freude.
Herr Lanner: Wie wird in Salzburg die Tradition rund um das Böllerschießen ge- und erlebt?
In Salzburg gibt es 108 Schützen- und Gardeformationen mit 5.700 Mitgliedern die das ganze Jahr über zahlreiche Feste und Feierlichkeiten begleiten. Der Landesverband der Salzburger Schützen trägt einen wertvollen Beitrag für das Bewusstsein und den Erhalt dieses schönen Brauchtums der Salzburger Volkskultur. In jedem Salzburger „Gau“ gibt es einen Bezirksverband. Allein der Flachgau zählt 40 Mitgliedsvereine.
Gibt es Unterschiede bei den Schützen?
Ja, es gibt verschiedene Formationen und
Bauarten:
- die Historische Wehrschützen,
- die Festschützen,
- die Böllerschützen,
- die Prangerschützen und die
- Handböller und Weihnachtsschützen
Ich fertige ausschließlich Handböller – und das mache ich bereits seit 1999. Dann gibt es noch die soggenannten Prangerstutzen. Die Stutzen haben einen Schaft. Handböller hingegen haben einen Griff.
Was ist die Voraussetzung für das Böllerschießen?
Böllerschießen kann man ab 18 Jahren und nur im Verein. Ein Sicherheitskurs ist in Salzburg zwar kein Muss, jedoch aus meiner Sicht unabdingbar. Über den Landesverband gibt es jedes Jahr im April einen eintägigen Kurs.
Was macht einen Böller so laut?
Handböller und Prangerstutzen sind traditionell als Vorderlader gebaut. Das bedeutet: der Lauf wird mit Schwarzpulver befüllt und mit einem Korken abgeschlossen. Auf das Piston legt man ein Zündhütchen und wenn man den Sicherheitsabzug betätigt – der „Hahn“ auf das Zündhütchen schlägt, dann entsteht ein Funken – das Schwarzpulver wird gezündet – dann knallt’s!
Kunsthandwerk Böllerbau – welches Handwerk kommt zum Einsatz?
Zum einen geht es darum, einen starken und sicheren Böller zu bauen, der einen richtig lauten Knall erzeugt. Die Läufe meiner Handböller haben Kaliber 14 bis 20 Millimeter. Ich bin Schlossermeister und fertige alle Teile selbst an. Die metallischen Komponenten sind aus rostfreiem Edelstahl. Das Auslösesystem basiert auf dem „Perkussions-Schloss“.
Der Lauf, die Einlegeblätter und die Schlossplatte werden oft und gerne graviert. Je nach Kundenwunsch kommen darauf schöne Ornamente, Wappen, die Initialen, Geburtsdaten oder das Jahr der Anschaffung. Bei den Böllern der Bauernschaft ist das Übernahme- oder Gründungsjahr des Hofes sehr beliebt.
Der Holzschaft und der Griff sind aus heimischem Nussholz gefertigt. Ich wähle dieses Holz, weil es sehr hart und zäh ist. Beim Holzschaft kommt das Kunsthandwerk der Schnitzerei ins Spiel. So unterschiedlich die Wünsche bei den Gravuren sind, so verschieden sind auch die persönlichen Motive bei den Schnitzereien.
So zieren unterschiedliche Schnitzereien vom Eichenblatt bis zu Edelweiß-Blüten den Griff und den Schaft. Bei manchen Kunden sind die Enden des Griffs als Löwen- oder Wolfskopf ausgeführt. Sogar ein Wurzen-Mandel haben wir schon als Griff umgesetzt. Die bayrischen Kunden lassen sich gerne Motive mit einem Löwenkopf machen, weil der Löwe im bayrischen Wappen vorkommt. Egal welches Motiv – jeder Kundenwunsch wird umgesetzt.
Die Trage-Riemen sind farblich hinterlegt und bestehen aus echtem Rindsleder mit schönem Stanz-Mustern oder Prägungen. Die Riemen bekomme ich von einem Sattler-Meister handgefertigt. Alle Böller werden vom Beschussamt „beschossen“ bzw. geprüft und registriert. Der Böllerbau vereint somit verschiedene Handwerkskünste.“
Peter Lanner empfiehlt folgende Veranstaltungen:
- Das Weihnachts- und Silversterschießen der „Stille Nacht-Prangerschützen Arnsdorf“,
- das Christkindlanschießen auf der Festung Hohen Salzburg
- und, immer wieder, den Veranstaltungskalender des Landesverbandes der Salzburger Schützen.
Ein wichtiger Termin für die Salzburger Böllerschützen ist das traditionelle „Christkindlanschießen“ mittags um 12 Uhr am 24. Dezember. Besonders schön kann man das von der Festung Hohensalzburg aus erleben. Danach folgt das das „Neujahrsschießen“ – nicht zu überhören – im ganzen SalzburgerLand.
Kontakt:
Handböller Lanner – Peter Lanner
Georgenberg 419
5431 Kuchl
T: +43 664 2403 187
www.handboeller-lanner.at