Conny König ist Boxer mit Leib und Seele. Ein Berufener, könnte man sagen. In seiner aktiven Zeit war er als 8-facher Staatsmeister und Olympiateilnehmer einer der erfolgreichsten Kampfsportler seiner Zeit, heute widmet er seine ganze Energie benachteiligten Kindern und Jugendlichen. Auf seinem King5-Powerhof hoch über Adnet zeigt er ihnen, wie man mit Aggression und Kraft richtig umgeht und wie man sich gewaltfrei durchs Leben boxt.
„Bei der ersten Talsenke rechts und dann gleich wieder rechts auf die einzige asphaltierte Straße. Kann man eigentlich gar nicht verfehlen…“. Diese Worte kommen mir in den Sinn, als ich mich an einem strahlenden Maitag auf dem Weg zum King5-Powerhof von Conny König befinde und mir immer unsicherer werde, ob ich jemals beim Box-Champ und seinem Trainingszentrum ankommen werde. Ja, werde ich! Eine letzte Linkskurve und schon liegt er vor mir – der Powerhof. Übers Feld ruft mir Conny schon von seiner Almhütte, ein bisschen tiefer, aber mindestens ebenso herrlich gelegen, aus zu und winkt mich zu sich. Herzlich begrüßen wir uns, er zeigt auf das atemberaubende Panorama mit dem Untersberg und dem Tennengebirge. „Hier in der Hüttn bin ich am allerliebsten. Die Ruhe und der Blick sind einfach ein Wahnsinn.“ Es gibt keinen Zweifel… ich bin im Paradies angekommen.
Gemütlich setzen wir uns an den Tisch und schon fängt der Conny an zu erzählen. Er ist ein inspirierter Mensch, voller Energie und Visionen. Das merkt man sehr schnell. Immer wieder springt er vom Tisch auf und zeigt mit Händen und Füßen wovon er spricht. Angefangen hat sein beruflicher Weg eigentlich als Bankkaufmann in Hallein, doch das Boxen war schon immer seine Berufung. Trainiert vom Vater, selber sehr erfolgreicher Boxer, gewann er acht Mal die Österreichischen Meisterschaften und ging bei den Olympischen Sommerspielen 1984 in Los Angeles in den Ring. Schon früh wusste er, dass Boxen für ihn viel mehr war als bloßer Leistungssport. „Ich wollte mehr bewegen, wollte das, was mir der Sport gelehrt und ermöglicht hat, auch weitergeben.“
Heute hat der zweifache Vater seinen Fokus auf das Coaching von Kindern und Jugendlichen gelegt, die es im Leben nicht so leicht haben. „Natürlich trainiere ich auch Erwachsene, aber meine wahre Aufgabe sehe ich darin, den benachteiligten Kindern auf ihrem Start ins Leben unter die Arme zu greifen.“ Leider gäbe es hier oft ganz starke Defizite, die man erst einmal aufarbeiten müsse. „Vielen von den Kindern muss ich zuallererst lernen, wo links und rechts ist und dass es Regeln im Leben gibt, an die man sich halten muss.“ Leise schleicht sich in mir die Frage ein, ob denn Boxen als Kampfsport der richtige Ansatz für Jugendliche ohne Regelbewußtsein sei. „Boxen ist nicht einfach nur zuschlagen. Beim Boxen geht es um Taktik, Geschicklichkeit, Schnelligkeit und um Denkprozesse – da musst du clever sein, um ganz vorne mit dabei zu sein“, erwidert König.
Boxen wäre ja auch nur eine der Säulen in seinem Konzept, den Jugendlichen zu helfen, ihre Aggressionen zu kanalisieren und ihnen beizubringen, wie man Konflikte gewaltfrei regelt. Dabei hat es der Salzburger täglich mit starken Gegnern zu tun: „Aufmerksamkeitsdefizite (ADS), Hyperaktivität, Lernprobleme, Adipositas, Gewaltbereitschaft aufgrund von einem schwierigen Migrationshintergrund oder aus Langeweile sind die Hauptprobleme, mit denen ich konfrontiert werde.“ Geschenkt wird den Jugendlichen hier heroben nichts. „Bei meinen mehrtägigen Camps machen wir alles selber. Vor allem hier in der Hütte sind wir ohne Strom auf uns alleine gestellt. Bevor wir Feuer zum Kochen machen können, muss Holz gesammelt werde. Abgewaschen wird danach per Hand. Man kann sich nicht vorstellen, wie die Kids aus der Stadt dankbar dafür sind, endlich einmal eine solche Erfahrung zu machen – fernab von Facebook und schlechten Einflüssen. Ich akzeptiere sie so wie sie sind, zeige ihnen aber auch ganz klare Grenzen auf. So bekomme ich schnell ihr Vertrauen.“
Was vor einigen Jahren klein begonnen hat, füllt mittlerweile fast Connys ganzen Tag aus und hat ihm außerdem den international anerkannten Laureus-Award eingebracht. „Die Nachfrage ist so groß, dass ich täglich mehrere Hundert Kilometer im Land herumfahre. Es gibt so viele Kinder, um die man sich kümmern müsste, da komme ich fast nicht mehr hinterher.“ Immer wieder betont König bei unserem Gespräch, dass der Hof, sein Engagement, die Camps nicht möglich wären, ohne Partner und Sponsoren, die an sein Tun glauben. Besonders das Engagement der Salzburger Gebietskrankenkasse kann man dabei nicht hoch genug bewerten. „Ganz ohne Geld funktioniert die Welt halt einfach nicht und so freue ich mich über jeden, der mir und meinen Kindern ein bisschen unter die Arme greift. Vielleicht liest ja jemand euren Beitrag und würde uns gerne ein bisschen unterstützen“, lacht König und klopft mir auf die Schulter. Ein letztes Winken aus dem Auto und schon macht sich der Champ wieder auf den Weg… er wird schließlich gebraucht.
Alle Infos zu Conny König und zum Boxen mit ihm, findet man auf www.connykoenig.at