Die Camerata Salzburg zählt seit Jahrzehnten zu den führenden Kammerorchestern dieser Welt. Regelmäßig stellen die Musiker*innen aus Salzburg dies auf den großen Bühnen dieser Welt unter Beweis. Von New York bis Paris, von Tokyo bis London. Aber auch in in der Heimat glänzt das Orchester durch rege Konzerttätigkeit. Im eigenen Abonnementzyklus im Großen Saal der Stiftung Mozarteum, aber auch als eines der Stammensembles der Salzburger Festspiele. Eine Biografie.
Haydn, Ludwig van Beethoven, Schubert, Schumann, Mendelssohn, Tschaikowski – das Repertoire der Camerata umfasst so ziemlich alle Großmeister der klassischen Musik. Im Zentrum des Schaffens des Orchesters steht aber selbstverständlich Wolfgang Amadeus Mozart. Salzburgs größtem Sohn ist es auch zu verdanken, dass das Orchester seit seiner Gründung im Jahr 1952 unzählige Male in die großen Konzerthäusern dieser Welt eingeladen und neben dem großen Komponisten zu DEM musikalischen Aushängeschild der Stadt wurde. Kunst- und Kulturkenner sprechen von diesem ganz typischen und trotzdem einzigartigen Mozart-Klang, den keiner so gut hinbekommt wie die Musiker*innen aus Salzburg. Doch alles von Anfang an.
Einzigartiger Mozart-Klang
Wir schreiben das Jahr 1952. Bernhard Paumgartner, Dirigent und Musikwissenschaftler, hatte genaue Vorstellungen davon, wie Musik im Idealfall zu klingen habe. Und war trotz seiner Tätigkeit als Dirigent des Mozarteum-Orchesters nicht so richtig zufrieden. Er war auf der Suche nach einem prägnanten, den einzelnen Stimmen ihren Raum gebenden Aufführungsstil. Und ein sinfonisch orientiertes Orchester konnte ihm den nicht geben. Also lud er eine Reihe von Lehrenden und Studierenden am Mozarteum zum gemeinsamen Musizieren ein. Und der Rest ist wieder einmal Geschichte.
Die Camerata Academica des Mozarteums Salzburg war geboren und beendete ihr erstes Konzert am 9. April 1952 unter tosendem Applaus. Konzertreisen in die Schweiz und nach Italien folgten. Außerdem hielt das Orchester schon bald im Programm der Salzburger Festspiele Einzug. Im Zentrum des Schaffens stand schon damals das umfassende Werk von Mozart.
Internationaler Ruhm und Krise
Ab 1954 stand die Camerata als ständiges Ensemble der Mozart-Martineen den Salzburger Festspielen zur Verfügung und fungierte als reguläres Orchesterseminar auf der Musikhochschule. Auch Konzertreisen kamen bereits in den 50er-Jahren nicht zu kurz, und es stellten sich erste Vinyl-Plattenaufnahmen ein. Damals für eine so große Gruppe noch eine große Sache. 1956 wurde schließlich die Mozartwoche ins Leben gerufen – bei Fans des Komponisten bis heute ein Fixtermin im Jänner.
Anfang der 1970er-Jahre stürzte das bis dahin so erfolgsverwöhnte Orchster in eine tiefe Krise. Ausgelöst durch den Tod Paumgartners wurde der Vertrag mit den Salzburger Festspielen nicht mehr verlängert. Viele beklagten die schwindende Qualität und selbst die Salzburger Nachrichten titelten mit ‚Paumgartners Mozartorchester wurde in die Wüste geschickt‘, vernichtend. Es war ein Kampf ums Überleben, der bis 1974 dauerte. Dann stieg mit dem Cellisten Antonio Janigro ein Mann zum künstlerischen Leiter auf, der dank seiner internationalen Kontakte neue Spielstätten für das Orchester fand. Auch in der Heimat ging es wieder bergauf und mit einem Camerata-Abonnementzyklus sorgten die Musiker*innen wieder für positive Schlagzeilen.
Der Spirit von Sándor Végh
Sándor Végh trat in Salzburg erstmalig als Solist bei einem Konzert der Camerata in Erscheinung. Seine Art zu spielen entsprach dem Ideal des Orchesters und er gab den Musiker*innen den Spirit der Anfangsjahre zurück. Der Ruhm und das internationale Renommee waren endgültig zurück. Triumphale Konzertreisen am laufenden Stück und eine neuer Vertrag als Festspielorchester waren die Folge. Ganz zu Schweigen von den Standing-Ovations bei den Abonnements-Konzerten.
primus inter pares
Nach Véghs Tod übernahmen Sir Roger Norrington, Leonidas Kavakos und Louis Langrée das Orchester als Chefdirigenten. Seit 2016 haben die Musiker*innen der Camerata die künstlerische Leitung dann in die eigenen Hände genommen. Das Orchester wird alternierend von seinen beiden Konzertmeistern, dem israelisch-russischen Geiger Gregory Ahss und dem venezolanisch-italienischen Geiger Giovanni Guzzo, als jeweiliger „primus inter pares“ geleitet.
Die Musikerinnen und Musiker suchen in ihrer gemeinsamen Arbeit nach Interpretation, Feinheiten und Nuancen, nach Volumen, Rhythmus und Klang. So bewahrt sich das Orchester auch im siebten Jahrzehnt ihres Bestehens eine „Spielfreude, die ansteckend wirkt“ (Neue Zürcher Zeitung). „Getragen von einem Gemeinschaftssinn, der ans Magische grenzt“ (Der Standard). Regelmäßig lädt die CAMERATA auch bedeutende Gastdirigent*innen zur Zusammenarbeit ein.
Die Camerata-Jubiläumssaison
2022 feierte die Camerata ihr 70-jähriges Bestehen – ein Jubiläum, das ein Jahr lang ausgiebig gefeiert wurde.
Hier geht’s zum Saisonprogramm 2024.
©Titelbild: Pia Clodi