Über 160 Jahre nach dem Erscheinen des ersten Köchel-Verzeichnis´ wurde Mozarts Gesamtschaffen 2024 neu dokumentiert und interpretiert und ist erstmals auch digital zugänglich.
Wer kennt ihn nicht: Salzburgs berühmten Sohn, Wolfgang Amadé Mozart. Zeit seines Lebens war das einstmalige Wunderkind ein begnadeter Komponist. Schon im Kindesalter entstanden erste Kompositionen. Weit über 600 folgten bis zu seinem Tod.
Köchel-Verzeichnis 1862 bis 1964
Der österreichische Naturforscher und Musikwissenschaftler Ludwig Ritter von Köchel war fasziniert von Mozarts Musik und widmete sich der systematischen Aufarbeitung seines musikalischen Werks. Sein ehrgeiziges Ziel war es, eine Liste zu erstellen, die alle Kompositionen Mozarts chronologisch ordnet. Ein schwieriges Unterfangen, denn viele Originalmanuskripte waren verloren gegangen oder nur lückenhaft überliefert. 1862 schließlich erschien das erste sogenannte Köchel-Verzeichnis, das insgesamt 626 Werke auflistet. Jedes Werk in diesem Verzeichnis erhält eine Köchelnummer, die aus dem Buchstaben KV und einer fortlaufenden Zahl besteht. So kennt man die berühmte “Kleine Nachtmusik” unter KV 525, die Sinfonie Nr. 40 in g-Moll unter KV 550 und das (von Mozart unvollendete) Requiem unter KV 262.
Neue Forschungen führten zu einer genaueren Datierung von Werken oder zur Wiederentdeckung verschollener Kompositionen, sodass es im Lauf der Jahre – 1905, 1937 und 1964 – immer wieder zu Neuauflagen gekommen ist.
Köchel-Verzeichnis 2024
Im Herbst 2024 war es wieder soweit: das reiche, unvergleichliche Schaffen des großen Komponisten wurde auf fast 1.400 Seiten neu dokumentiert und interpretiert. Auch diesmal mussten dazu einige Hürden gemeistert werden. Von Beginn an wurde das erste Köchel-Verzeichnis durch verschiedene Anhänge immer wieder ergänzt und erweitert. Das Nummernkonstrukt mit unzähligen Querverweisen wurde immer komplizierter. Eine zusätzliche Herausforderung war, dass immer wieder Nummern eingefügt oder gelöscht wurden. Die Nummerierungen wurden daher zunächst vereinfacht. Alle Werke des Hauptteils stehen jetzt unter der Nummer, unter der sie dort erstmals verzeichnet waren. Für die meisten relevanten Kompositionen sind dies die Nummern aus der ersten Auflage von 1862, für die fast 100 Mozart’schen Fragmente die der dritten Auflage von 1937. Die verwirrenden Mehrfach-Nnummerierungen wurden rückgängig gemacht. 95 Kompositionen, die in keiner der bisherigen Auflagen des Köchel-Verzeichnis´ einen eigenen Eintrag erhalten hatten, werden mit Nummern ab KV 627 neu gezählt. Eine thematische Aufstellung nach Werkgruppen gibt eine bessere Übersicht.
Das neue Köchel-Verzeichnis auf einen Blick:
- beruht auf den aktuellsten Ergebnissen der internationalen Mozart-Forschung
- geht auf die ursprüngliche Nummerierung Köchels von 1862 zurück
- enthält im Hauptteil ab KV 627 Neueinträge für 95 Werke, überwiegend Fragmente und verschollene Kompositionen Mozarts, die in den bisherigen Auflagen fehlten oder nur beiläufig erwähnt wurden
- gewährt in neu strukturierten Anhängen einen Überblick über Mozarts Bearbeitungen fremder Werke, über Kadenzen zu eigenen und fremden Werken sowie über Studien, Unterrichtsmaterial und alle sonstigen musikalischen Aufzeichnungen
- gibt Aufschluss über Fehlzuschreibungen
- ist durch eine thematische Übersicht, zahlreiche Indizes und eine umfangreiche Bibliographie erschlossen
- hat einen Umfang von 1.392 Seiten und wiegt knapp drei Kilogramm
Neue Mozart-Stücke entdeckt
Während der Arbeiten an der Neuausgabe wurden auch neue Mozart-Werke entdeckt. Ein Teil davon hatte in früheren Ausgaben des Köchel-Verzeichnis´ bereits Platzhalter. Seit dem Mozart-Jahr 2006 wurden mehrere Klavierstücke des jungen Mozarts erstmals aufgefunden oder als Werke des jungen Komponisten identifiziert, darunter der erste Konzertsatz Mozarts, der ohne Autorenbezeichnung im sogenannten Nannerl-Notenbuch, dem Klavierbuch seiner Schwester Maria Anna, steht und jetzt als KV 636 verzeichnet ist. Zudem konnte eine “Serenate ex C” aus der Musikbibliothek der Leipziger Städtischen Bibliotheken als ein Jugendwerk von Mozart verifiziert werden. Das bislang völlig unbeachtet gebliebene Werk, jetzt mit der Nummer KV 648, besteht aus sieben Miniatursätzen für Streichtrio, die zusammen nur etwa zwölf Minuten dauern. Mozart dürfte die kleine Komposition noch vor seinem 13. Geburtstag für seine Schwester geschrieben haben.
Das Köchel-Verzeichnis ist ab sofort auch online zugänglich
Neben der 1.392 Seiten umfassenden, im Verlag Breitkopf & Härtel 2024 neu erschienen Printausgabe, ist das Köchel-Verzeichnis ab sofort auch digital zugänglich: Köchel digital