Als eine von sieben Salzburger Stille-Nacht-Orten hat sich Wagrain besonders schön herausgeputzt. Seit 3. Dezember 2017 wird im neuen Museum im frisch restaurierten Pflegerschlössl das Leben und Wirken von Joseph Mohr genauso wie die internationale Verbreitung von „Stille Nacht! Heilige Nacht!“ nachgezeichnet.
Jetzt erstrahlt es wieder in neuem Glanz: Das Pflegerschlössl nahe dem Karl Heinrich Waggerl Haus ist ein echtes Architekturjuwel im barocken Stil, das feinfühlig restauriert und barrierefrei ausgebaut wurde. Große metallene Lettern an einer Glasfront vor dem Gebäude weisen darauf hin, was sich im Inneren befindet: „Uns der Gnaden Fülle läßt sehn, Jesum in Menschengestalt.“ So lautet der überlieferte Liedtext von „Stille Nacht! Heilige Nacht!“, den der ehemalige Dorfpfarrer Joseph Mohr verfasst hat. 2018 werden es 200 Jahre sein, dass das Lied in Oberndorf bei Salzburg das erste Mal erklungen ist. In der liebevoll gestalteten, modernen Ausstellung im Pflegerschlössl in Wagrain, die die Geschäftsführerin des Kulturvereins „Blaues Fenster“, Carola Marie Schmidt, gemeinsam mit der Leiterin des Museums, Heidi Fritzenwallner, eingerichtet hat, erlebt man die Geschichte des berühmten Liedes hautnah. Multimedia- und Mitmachstationen offenbaren die Hintergründe von „Stille Nacht! Heilige Nacht!“ und die ganz persönliche Geschichte des Textdichters Joseph Mohr.
Ein Lied für die Welt
In Wagrain hatte Joseph Mohr die letzten elf Jahre bis zu seinem Tode 1848 als Vikar verbracht und kümmerte sich um Kirche und Seelsorge, Armenfürsorge und Schulwesen. Auch sein Grab befindet sich hier. Bei unserem Besuch in Wagrain machen wir erst eine Besichtigungstour durch das neue Museum. Im denkmalgeschützten Altbau bleiben wir vor einer interaktiven Wand stehen, die die Geschichte Wagrains zeigt. Wir erfahren so einige interessante Dinge, die wir vorher noch nicht über den Ort wussten. Weiter geht unsere Erkundungstour im oberen Geschoß. Dort sind die ersten Räume ganz und gar dem Leben und Wirken von Joseph Mohr in Wagrain gewidmet. Einen Großteil der Ausstellung nimmt dabei freilich die Entstehung des Liedes ein – von den Anfängen bis zur Uraufführung gemeinsam mit Franz Xaver Gruber in der ehemaligen St. Nikolaus-Kirche in Oberndorf.
Geschichte wird mit neuen Methoden lebendig
Wir wandern weiter in die nächsten Räume, wo das Lied selbst in den Fokus gestellt wird. Warum hatte dieses Weihnachtslied, das ein Vikar und ein Lehrer geschaffen haben, rund um den Globus einen so großen Erfolg? Wir lassen uns in einen der bequemen Ohrensessel fallen, die für die Besucher zur Verfügung stehen und hören uns die unterschiedlichen Bearbeitungen des wunderbaren Liedes an. Wie wir erfahren, haben die Bearbeitungen und auch die verschiedenen Instrumentierungen, die man sich hier anhören kann, übrigens Studierende des Salzburger Mozarteums eingespielt. Schließlich spüren wir der Verbreitung des Liedes auf der ganzen Welt nach, und zwar auf einem interaktiven Globus. So wird im neuen Museum im Pflegerschlössl eine alte Geschichte mithilfe von modernen Methoden auf ganz besondere Art und Weise lebendig. Eine wunderbare Sache, wie wir finden.
Kulturspaziergang und Adventsingen im Zeichen von „Stille Nacht“
Doch auch wenn das neue Stille-Nacht-Museum ein echtes Highlight in Wagrain ist, was die Auseinandersetzung mit dem Jubiläumsjahr 2018 betrifft: es gibt noch viel mehr zu entdecken. Bei einem Wagrainer Kulturspaziergang erfährt man beispielsweise viel über den Menschen Joseph Mohr – den Sozialreformer, dem seine Mitmenschen sehr am Herzen lagen. Man kann die Joseph-Mohr Schule besichtigen oder die kleine Pfarrkirche besuchen, in die 2006 die „Neue Joseph Mohr Gedächtnisorgel“ eingebaut wurde. Oder beim angrenzenden Friedhof verweilen, auf dem Mohr 1848 seine letzte Ruhestätte fand. In der Adventszeit gibt es außerdem das traditionelle Joseph Mohr-Gedächtnissingen oder das Stille Nacht-Adventssingen.
Das und noch viel mehr lässt sich im Stille-Nacht-Ort Wagrain entdecken. Und wenn man zwischendurch kurz innehält, tief durchatmet in einer immer hektischer werdenden Zeit, dann kann man sie hier vielleicht wirklich noch spüren: die Magie der Stille.
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