Max Reinhardt hat die Stadt Salzburg geliebt und seinen eigenen Worten nach, hier seine schönsten, reichsten und reifsten Jahre verbracht. Gemeinsam mit Hugo von Hofmannsthal und Richard Strauss erdachte er die Salzburger Festspiele und prägte die Stadt nachhaltig. Doch wer war dieser Ausnahmekünstler, wie verlief sein Leben und wo finden sich noch heute seine Spuren in der Stadt Salzburg. Eine Hommage auf einen großen Mann – und ein Spaziergang durch ’seine‘ Mozartstadt.
Max Reinhardt, der ursprünglich Max Goldmann hieß, wurde am 9. September 1873 als Sohn einer jüdisch-ungarischen Händlerfamilie in Baden geboren. Ursprünglich ein scheuer Bub, entwickelte er schnell eine intensive Liebe zu Theater und Schauspiel und begann, dahingehende Ausbildungen zu machen. Nach einigen Engagements in Wien, spielte er 1893 erstmalig am Stadttheater in Salzburg. Seiner ersten Spielzeit außerhalb von Wien, in der er 49 unterschiedliche Rollen verkörperte. Trotz seines Talents für die Schauspielerei, wandte er sich zunehmend der Regie und der Inszenierung zu.
Ein Leben fürs Theater
Über Umwege gelang er nach Berlin, wo er nicht nur heiratete und zwei Söhne bekam, sondern mit den Reinhardt-Bühnen nach und nach ein Theater-Imperium aufbaute. Durch die dramaturgische Verwendung von Drehbühnen, Treppen und Türen als Auftrittsmöglichkeiten, dem Rundhorizont mit Tiefendimension und indirektem Licht, erneuerte er das Theater grundlegend.
1911 war ein Jahr, das auch für die Salzburger Festspiele sehr wichtig werden sollte. Es war das Jahr, in dem er Hugo von Hofmannsthals Jedermann in Berlin uraufführte. Ein Stück, das ihn Zeit seines Lebens nicht mehr loslassen sollte.
Mit Salzburg hatte Reinhardt schon lange eine starke Bindung. 1918 kaufte er Schloss Leopoldskron und verbrachte von da an jeden Sommer in der Mozartstadt. Nachdem er schon 1904 in die gescheiterten Pläne einbezogen war, ‚Salzburger Feste‘ mit Opern- und Theaterinszenierungen am Domplatz auszurichten, konkretisierten sich dahingehende Überlegungen 1918 erneut. Gemeinsam mit Hugo von Hofmannsthal und Richard Strauss entwickelte man die Idee eines Festes, mit den Schwerpunkten Theater, Oper und Konzert. Die erste Aufführung des Jedermanns am Domplatz im Jahr 1920 gilt als Geburtsstunde der Salzburger Festpiele.
Nach Jahren in Salzburg und einer erneuten Hochzeit floh Max Reinhardt vor den Wirren des Nationalsozialismus in die USA, wo er am 31. Oktober 1943 kurz vor seinem 70. Geburtstag starb.
Ein Spaziergang durch Salzburg auf den Spuren Max Reinhardts
Max-Reinhardt-Platz
Ein Spaziergang durch das Salzburg Max Reinhardts beginnt, wie könnte es auch anders sein, am Platz vor dem Großen Festspielhaus. Entgegen der üblichen Praxis, Plätze und Straßen nicht zu Lebzeiten nach Personen zu benennen, wurde der Platz 1930, also 10 Jahre nach der ersten Jedermann-Aufführung, in Max Reinhardt Platz umbenannt. Der Platz, der vom Haus für Mozart, dem Wilhelm Furtwängler-Garten mit angrenzender Universität Salzburg und der Kollegienkirche umrahmt wird, ist vor allem im Sommer ein Magnet für Menschen aus der ganzen Welt. Neben dem Wilde-Mann-Brunnen befindet sich noch das Franz Rehrl Denkmal, als Landeshauptmann ein großer Förderer der Festspiele, dort.
Max Reinhardt-Archiv
Nur wenige Schritte weiter, am Herbert von Karajan Platz, befindet sich das Archiv der Salzburger Festspiele mit dem Max Reinhardt-Archiv. Neben der Bibliothek können Fotos, Besetzungszettel und Programmhefte, Kostüm- und Bühnenbildentwürfe und persönliche Korrespondenz (in Kopie) nach terminlicher Vereinbarung angesehen werden.
Café Bazar
Nun geht es über den Makartsteg an das sonnige Salzach-Ufer der Neustadt. Genauer gesagt ins Café Bazar. Noch heute ist es einer der Lieblingsplätze der Salzburger und auch Max Reinhardt, Karl Heinrich Waggerl, Romy Schneider, Marlene Dietrich und Udo Jürgens liebten es, ihren Kaffee hier zu trinken. Unser Tipp: unbedingt einer der Torten kosten und wenn möglich, an einem der Tische auf der Terrasse Platz nehmen.
Max Reinhardt-Stolperstein
Nach der Stärkung im Café Bazar spaziert man durch das Neutor und die Riedenburg Richtung Leopoldskron. Auch wenn Max Reinhardt in Salzburg 18 durchwegs gute Jahre verbrachte, so endete seine Zeit hier durch seine Flucht vor dem Nationalsozialismus in die USA im Oktober 1937. Der Stolperstein in der Leopoldskronerstraße 56-58, direkt vor ‚seinem‘ Schloss Leopoldskron, erinnert noch heute an dieses grenzenlose Unrecht.
Schloss Leopoldskron
Als Max Reinhardt Schloss Leopoldskron 1918 kaufte, war es in stark desolatem Zustand. Mit großer Energie widmete er sich fortan der Renovierung des historischen Gemäuers. Vor allem der Stiegenaufgang, die Große Halle und der Marmorsaal benötigten dringen bauliche Maßnahmen. Die Bibliothek und das Venezianische Zimmer tragen noch heute seine Handschrift. Immer wieder verwendete er das Schloss für seine Theaterinzenierungen. Nicht selten wurde das Anwesen selbst zur Bühne und Schauspieler und Zuschauer zogen von einem prächtigen Raum zum nächsten. In Reinhardts Zeit in Salzburg trafen sich Theaterproduzenten, Schriftsteller, Komponisten und Schauspieler aus ganz Europa häufig und gerne hier.
„Ich habe achtzehn Jahre in Leopoldskron gelebt, wirklich gelebt, und ich habe es lebendig gemacht. Jedes Zimmer, jeden Tisch, jeden Sessel, jedes Licht, jedes Bild gelebt. Ich habe gebaut, gezeichnet, geschmückt, gepflanzt und geträumt davon, wenn ich nicht da war. (…) Und immer feiertäglich geliebt; nie als etwas Alltägliches. Es waren meine schönsten, reichsten und reifsten Jahre“
Max Reinhardt in einem Brief an die österreichische Schauspielerin Helene Thimig
1937 flüchteten Max Reinhardt und seine Frau in die USA. 1938 wurde das Schloss enteignet und von den Nationalsozialisten genutzt. Heute ist Leopoldskron ein Hotel, in dem der Geist von Max Reinhardt für immer weiterlebt und seine Räumlichkeiten in seinem Sinne und Erbe wiederbelebt wurden.
Ich habe den Ruhm dieser Stadt mit den Festspielen in 18 Jahren erneuert und habe in dieser Zeit auch das Schloss für Menschen aus aller Welt erschlossen und zu einem Begriff gemacht. Das Unrecht, mir dafür diesen Besitz zu rauben, ohne den geringsten Rechtstitel, ja sogar ohne jede offizielle Mitteilung, liegt auf der Hand.
Max Reinhardts Erinnerungen, Teilnachlass: Wienbibliothek
Die Gartenanlage von Schloss Leopoldskron
Das Schloss liegt in einem Barockgarten direkt am Leopoldskroner Weiher, den Reinhardt gemeinsam mit einem Gartentheater samt Orchestergraben und Spiegelteich anlegen ließ. Dort wollte er seine Vision barocker Theatervorstellungen zum Leben erwecken. Aus ganz Österreich wurden Figuren, Skulpturen, Marmorvasen und kleine Brunnen gekauft und der Bühne als Dekoration beigestellt. 1931 fand mit Shakespeares ‚Was ihr wollt‘ die erste und einzige Vorstellung im Gartentheater statt. Wegen eines aufziehenden Gewitters musste diese abgebrochen werden. Nach der Flucht Reinhardts verfiel der Garten in einen tiefen Schneewittchenschlaf und die Skulpturen versanken im Moorboden.
Mittlerweile wurde der Garten zum Teil wieder freigelegt und 55 Skulpturen bereits geborgen und restauriert. Haute gibt es auch wieder Shakespeare-Aufführungen im Sommer.
Café Tomaselli
Nach einem Spaziergang durch das Nonntal, vorbei an Kloster Nonneberg und der Festung, endet der Max Reinhardt-Spaziergang im berühmten Café Tomaselli. Der Legende nach sollen Hermann Bahr, Hugo von Hofmannsthal und Max Reinhardt hier die Idee zu den Salzburger Festpielen geboren haben.