Kaum ein Kunstwerk zeigt die Schönheit und die Einzigartigkeit der Stadt Salzburg und ihrer nahen Umgebung so detailliert und eindrucksvoll, wie das Sattler-Panorama des Malers Johann Michael Sattler (1786 – 1847). Auf Wunsch Kaiser Franz I., der die Stadt „mit seiner romantischen Umgebung“ gerne als Rund-Panorama dargestellt haben wollte, arbeitete er von 1825 bis 1829 an diesem Meisterwerk, ohne jedoch damals schon zu ahnen, dass es die Menschen noch über hundert Jahre später in seinen Bann ziehen sollte. Nach vielen Stationen im In- und Ausland und einem um Haaresbreite überstandenen Luftangriff, kann man das fast 26 Meter lange und 5 Meter hohe Kunstwerk seit 2005 im Panorama-Museum, direkt beim Salzburgmuseum, bewundern.
Johann Michael Sattler, ein Meister seiner Zunft
Johann Michael Sattler war ein niederösterreichischer Maler, der sich 1819 in Salzburg niederließ und sich hier schnell einen Namen als Porträt- und Landschaftsmaler machte. So war es nicht verwunderlich, dass er 1824 den Auftrag bekam, den in der Stadt weilenden Kaiser Franz I. zu porträtieren. Gleichermaßen angetan von der Schönheit der Stadt und den Künsten Sattlers, äußerte der Monarch den Wunsch, der Maler solle doch ein Panorama anfertigen, welches diese außergewöhnliche Gegend im rechten Lichte einfangen sollte. Noch im selben Jahr begann der Künstler Skizzen anzufertigen und den richtigen Punkt zu suchen, von dem aus das Rundbild perspektivisch gemalt werden sollte. Fündig wurde er schließlich auf einem der Glockentürme der Festung. Das Bild zeigt einen sonnigen Herbstnachmittag um exakt 16 Uhr, wie alle Turm- und Sonnenuhren zeigen.
Das Panorama auf großer Reise durch Europa
Mit der Fertigstellung 1829 begann für Sattler eine zehnjährige Reise durch Europa, auf der er das Bild in zahlreichen Städten, wie Linz, München, Hamburg, Göteborg und sogar Oslo, präsentierte und so die Schönheit Salzburgs weit über die Grenzen des Landes hinaus trug. Panoramen waren in der Zeit des Biedermeier eine gerne gesehene Abwechslung im Alltag und bot den Menschen die Möglichkeit, Städte und ferne Länder kennen zu lernen, ohne dass man anstrengende und teure Reisen auf sich nehmen musste. Noch heute spricht man deshalb von Sattler als „ersten professionellen Tourismuswerber Salzburgs“.
Das Bild begeistert noch heute die Menschen
Über Stationen in einem eigens errichteten Rundpavillon und der beinahen Zerstörung im zweiten Weltkrieg, kam das Bild schließlich in die Neue Residenz direkt beim Salzburgmuseum, wo es seit 2005 das Kernstück des Panorama-Museums bildet. Auf 130qm zeigt es die umfangreichste und flächendeckendste Ansicht von Stadt und Umgebung, die bis heute entstanden ist. Dabei war es dem Künstler äußerst wichtig, nicht nur Bauwerke und Natur in unglaublicher Schärfe detailverliebt auf Leinwand zu bannen, sondern auch das Leben der Menschen einzufangen. Egal ob Pfarrer, Kutscher oder ganz normaler Bürger – sie alle finden sich in dem Bild in ihrer gewohnten Umgebung wieder. Für die Besucher des Museums ist gerade diese Darstellung von Alltagssituationen der Anlass, lange Zeit auf dem Podium inmitten des Bildes zu verharren und mit den ausgelegten Ferngläsern auf Entdeckungsreise zu gehen. Dabei finden sich immer wieder lustige, ja sogar skurrile Details, die die Vergangenheit der Stadt ein bisschen greifbarer macht. “ Für mich ich es eine wahre Freude, dieses Bild auf mich wirken zu lassen und zu sehen, wie man damals lebte. Sattler malte so, wie wir heute fotografieren“, so eine begeisterte Besucherin direkt nach ihrem Besuch. Wagen auch Sie einen Blick auf das Panorama und finden Sie sich wieder im Salzburg der 20er Jahre des 19. Jahrhunderts.
Interessantes Detail am Rande: Auf Sattlers Panorama fehlen die Festung Hohensalzburg, sowie andere Befestigungsanlagen der Stadt und des Umlandes, fast zur Gänze. Verwunderlich, da man vom Standort des Malers einen sehr guten Einblick ins Innenleben der Burg haben hätte können. Der Grund hierfür ist, dass Salzburg zu dieser Zeit noch Festungsstadt mit militärischen Zwecken und Aufgaben war. Hätte Sattler Anlagen dieser Art detailgetreu gezeigt, wäre er möglicherweise wegen „militärischen Geheimnisverrates“ angeklagt worden.