Die Almwiese rund um das Landhotel „Gut Sonnberghof“ steht in voller Blüte und Bienen und Schmetterlinge sind an diesem heißen Frühsommertag wahre Vielflieger zwischen Margariten, Löwenzahn und Glockenblumen. Zum Summen der Insekten gesellt sich das leise Schneidgeräusch einer Sense. Christine Riedlsberger, Wirtin des Biohofs, zwischen Mittersill und Hollersbach in der Ferienregion Nationalpark Hohe Tauern erklärt: „Heute ist Zeit für die erste Heumahd. Mein Mann, der Franz, ist begeisterter Biobauer und sorgt heute für bestes Bio-Futter für unsere Kühe.“ Schon in dritter Generation führt Christine den Familienbetrieb in sonniger Berglage und verarbeitet fast ausschließlich Produkte aus eigener Erzeugung.
Währenddessen reinigt Franz das Sensenblatt mit einem Büschel Gras und zieht den Wetzstein um die Sense nachzuschärfen. Das „Plingplingpling“, das der Weztstein am Sensenblatt erzeugt, klingt fast nach einer Melodie und Christine meint augenzwinkernd: „Heut koch ich was Besonderes. Was Pinzgauerisches, das genau zur Heumahd passt: Wetzstoanudln!“
Nomen es Omen – denn „Nudl“ sagt man im Pinzgau zum Kuchen und die Form der Süßspeise ist angelehnt an den Wetzstein. Gemeinsam mit Küchenchef Michael Mikel macht sie sich ans Werk während Franz weiter mit Muskelkraft die Wiese mäht.
Was man für die Wetzstoanudln braucht:
500 g Mehl
25 g Hefe
20 cl Milch
70 g Butter
70 g Zucker
100 g Rosinen
¼ TL Salz
Abrieb von ½ Zitrone
2 Eier
120 g Butter
Zubereiten des Vorteigs: Das Mehl wird in eine Schüssel gesiebt, und in die Mitte eine Mulde gedrückt. Die Hefe zerdrücken und in die Mulde bröckeln. Mit der lauwarmen Milch auflösen und mit einer Mehlschicht zudecken. Dieses „Dampfl“ rastet jetzt an einem warmen Ort für eine ¼ Stunde bis die Oberfläche leichte Risse zeigt. Das ist ein Zeichen dafür, dass der Teig genug gegangen ist.
Die Butter zerlassen, darin den Zucker, das Salz und den Abrieb der Zitrone mit den Eiern und Rosinen cremig verrühren und zu dem Vorteig hinzugeben. Daraus einen glatten, trockenen Hefeteig schlagen, der sich vom Schüsselrand lösen sollte. Wenn nötig, etwas Milch oder Wasser zugeben. Zugedeckt nochmals 1/4 Stunde gehen lassen, Nudeln formen und schwimmend in einer etwa 25×35 cm großen Pfanne im tiefen Fett backen.
Während sich rund um das Biotop des Hotels der Duft von frischgemähtem Heu ausbreitet und das gleichmäßige „SchtSchtScht“ des Sensenschnitts zu einem schläfrig machenden Hintergrundgeräusch wird, betritt Christine mit vollen Tellern die Terrasse und ruft: „Wetzstoanudln san fertig!“
Augenblicklich ist die Schläfrigkeit vorbei und auch der Franz legt schnell die Sense beiseite und eilt zum gedeckten Tisch. Die beiden sind sich einig, als sie lachend verkünden: „Ein Glas frische Milch und ein Teller voll dampfender Wetzstoanudln – das ist eine gelungene erste Heumahd!“
Fotos: Sonnberghof