Wenn man im Salzburger Pinzgau vom Bachltag spricht, so meint man damit den 24. Dezember. Der „Bachötåg“ ist hier eng verbunden mit alten Traditionen, die in vielen Familien heute noch praktiziert werden.
Für die Herkunft des Wortes gibt es mehrere Varianten – ebenso für die Schreibweise: Bachl, Bachi oder Bache. Die einen leiten es vom Schlachten des Schweines (der Bache) für die Weihnachtsfeiertage ab, die anderen beziehen es auf die Schmiede, die ihre Schleifsteine durch die Wasserkraft eines Baches antreiben, wieder andere auf die Bewirtung der Perchten. Doch die eingängigste Erklärung findet die Niedernsiller Mundartdichterin Barbara Rettenbacher, die meint: „Der Bacheltag verdankt seinen Namen dem Backen von Germspeisen für die ,Untan-Mahlzeit’ vor dem Stallgehen am späten Nachmittag. Im Pinzgau wurden bis etwa im Jahr 1940 auf den Bauernhöfen für diese Nachmittagsjause ,Pfannen- oder Rohrnudln’ aus Hefeteig gebacken, und die Wärme und der Duft des Gebackenen erfüllte heimelig die Stube.“
Bachlkoch
Da der 24. Dezember bis Mittag eigentlich als Fasttag gilt, kommt in zahlreichen Pinzgauer Haushalten noch heute das traditionelle Bachlkoch als Familien-Mittagessen auf den Tisch. Sehr einfach ist dieses Gericht in der Zubereitung und zudem sehr sättigend. Barbara Unterrainer vom Hotel Kirchenwirt in Leogang verrät ihr Rezept (Angaben pro Person).
- 250 ml Milch oder Wasser (oder gemischt)
- 20 g Mehl
- eine Prise Salz
- 1 Esslöffel Butter
Zubereitung:
Die Milch wird zum Kochen gebracht anschließend wird das Mehl langsam mit einem Sieb und einem Schneebesen in die heiße Milch eingestreut, sodass keine Klümpchen entstehen. Wenn das „Koch” (breiige Speise) dicklich geworden ist, noch einmal aufkochen und mit einer Prise Salz und einem Esslöffel Butter mischen, nach Belieben mit Honig verfeinern. Das Verfeinern ist jedoch von Region zu Region und sogar von Haushalt zu Haushalt unterschiedlich. Anstatt des Honigs kann zum Beispiel auch Zucker in Butter aufgelöst und karamellisiert werden.
Bachlschneid
Bevor man sich mit der Familie zur Weihnachtsfeier in der Stube zusammenfand, mussten allerdings auf den Bauernhöfen noch einige Arbeiten verrichtet werden. So schliff der Bauer am 24. Dezember noch alle Messer im Haus. Sigmund Riedlsperger, Organisator der alten Hüttschmiede in Leogang-Hütten, weiß zu berichten: „Eine gute Schneid war an Weihnachten besonders wichtig, um das, der Bäuerin oft zu hart geratene Kletzenbrot zu zerteilen. Oder um das frisch aus der Selchkammer geholte Bachi Speck (ganzes Stück Speck) hauchdünn aufzuschneiden. Währenddessen holte früher ein Knecht den Bachlboschn aus dem Wald – ein kleines Fichtenbäumchen, das von oben durch den Kamin gezogen wurde, um diesen von Ruß und Pech zu reinigen.“
Die auf 1599 datierende Hüttschmiede in Leogang wurde von Siegmund Riedlsperger und seinen Kollegen vor drei Jahren als Schauschmiede reaktiviert und kann üblicherweise von Mai bis Oktober jeden Mittwoch besichtigt werden. Üblicherweise öffnet am Freitag vor dem Weihnachtsfest die alte Schmiede ihre Tore für die traditionelle Bachlschneid. Leider muss 2020 auf diese Tradition verzichtet werden. Siegmund Riedlsperger freut sich aber schon jetzt auf das kommende Jahr, wenn die Gäste wieder bei Glühwein, Tee und Kletznbrot ,hoagaschtn’ (gemütliche beisammensitzen), während die Messer auf den Schleifsteinen bearbeitet werden. „Man sagt der Bachlschneid nach, dass sie ein ganzes Jahr hält. Das Geheimnis ist, dass man eine kalte Schneid auf einem Naturstein macht, der im Wasser läuft“, so Riedlsperger.