Bräuche um den Maibaum gibt es schon seit dem 13. Jahrhundert. Viel angeblich Mythisch-Mysthisches, Kultisch-Rituelles wurde in den Maibaum immer wieder hineininterpretiert. Es folgt hier nun der Versuch mit den Mythos Maibaum in einer heiteren Frühlingsgeschichte ein für alle mal aufzuräumen.
Das Salzburger Landesinstitut für Volkskunde spricht von Maibaum-Bräuchen seit dem Mittelalter, diese sind aber in der heutigen Form als Feste mit Volkstanz im 19. Jahrhunderts entstanden. Eine flächendeckende Verbreitung des Brauches fand erst im 20. Jahrhundert statt. Wohl kein anderer Baum hat derart viele Ausgestaltungen und erlebt bis heute auch regional unterschiedliche Bedeutungen. War er im Mittelalter ein sichtbares Rechtssymbol, wurde er später zum Sinnbild der Frühlings- und Maifeiern und ist bis heute sichtbarer Hinweis, dass die fruchtbare Zeit des Jahres begonnen hat. Ein männliches Fruchtbarkeitssymbol soll er sein und sogar heidnische Wurzeln sprach man ihm ab dem 19. Jahrhundert zu. Dessen nicht genug zählt der Maibaum zur „großen Familie der Festbäume“, zu denen unter anderem auch der Kirtagsbaum, der Sonnwendbaum oder die Bäumchen zur Dachgleiche zählen.
Maibaumfeste im SalzburgerLand
Im SalzburgerLand üblich sind heute die bei Jung und Alt beliebten Maibaumfeste, die es in jeder größeren Dorfgemeinde gibt. Bei der jungen Generation besonders beliebt sind etwa die Feste in Anif, Aigen oder bei der Stieglbrauerei in Maxglan. Besonders authentischen Charakter erfahren die Maibaum-Bräuche innergebirg. Traditionell wird der Baum am Vorabend des 1. Mai in die Dorfgemeinde geholt. Geschnitten wird er im Wald weitaus früher, etwa ein Jahr zuvor, oder zur Zeit des Erntedanks im Herbst. Der Maibaum soll, so glauben es die Menschen, seine Segen bringende Wirkung auf Mensch, Vieh, Häuser und Felder ausbreiten und wird daher vorwiegend zentral am Dorfplatz aufgestellt. Dort bleibt er dann weit in den Sommer hinein stehen und wirkt und wirkt und wirkt.
In der Nacht vor dem 1. Mai muss der Maibaum besonders gut bewacht werden. Es gehört mit zum Brauch, dass die Maibäume von der Nachbargemeinde gestohlen werden. Das wiederum bedeutet, dass sie in dieser Nacht von den Dorfburschen wie ihr eigenes Leben bewacht werden müssen. Das sehen die dorfeigenen Verhaltensrichtlinien vor und werden sogar von der Gesetzgebung als ortsübliche Sitten berücksichtigt. Welche Schande wäre es für die Burschen, wenn der Maibaum in der Walpurgisnacht gestohlen würde und es am 1. Mai nichts gäbe, was mit vereinter Manneskraft vor den funkelnden Augen der begehrenswerten Dorfschönen aufgestellt werden könnte.
„Es naht der 1. Mai. Schon Tags vorher werden in den Dörfern Liefering, Maxglan, Gretig [!], auf den Felsenspitzen des Nocksteins und des Pabensteines (Barmstoan) bei Hallein ‚Maibäume‘ gesetzt; am frühen Morgen durchzieht Musik die Straßen der Hauptstadt und ein schulfreier Tag gestattet der Jugend größere Ausflüge in die Umgegend. Auf diesen Tag fällt auch die Besitznahme Salzburgs durch Österreich.“
(Franz Ziller, Österr.-Ung.„Monarchie, Sbg-OÖ, 1889)
Zu dem heroischen Brauch, den es im gesamten Alpenraum gibt, versammelt sich Jung und Alt bevorzugt in Tracht am Dorfplatz und gemeinsam wird bei Speis und Trank, Musik und Tanz der Beginn der „lieblichen Jahreszeit“ eingeläutet.
Der Maibaum steht! Er wird eingeweiht, es wird hinaufgekraxelt und um ihn herumgetanzt.
Haben es die g’standenen Burschen unter tosendem Beifall der Dorfgemeinde geschafft, den Maibaum aufzustellen, gilt es ihn einzuweihen. Das stellt eine ziemliche Mutprobe dar und avanciert in manchen Orten zum echten sportlichen Wettkampf.
Doch es gibt sie auch noch, die unverdrossenen und der Tradition verpflichteten Tollkühnen, die sogar in richtiger Bekleidung den angeblichen „Fruchtbarkeitsgott“ mit bloßen Händen zu erklimmen versuchen. In Lederhose und mit nacktem Oberkörper geht es mehr oder weniger rasant nach oben, während einem von den Gästen des Spektakels zugejodelt wird. Wurde der Maibaum früher mit reiner Kraft, Geschicklichkeit und Können erklommen, wird heute oft, wir beim Klettern, gesichert. Trotzdem sind auch heute noch eine glatte Baumoberfläche und eine Portion „Pech“ hilfreich. Das ist eine nach geheimem Rezept gemischte Mixtur aus Harz und Schweinepech. Die besonders Starken schaffen es bis ganz nach oben, in 15 Metern Höhe wird eine Glocke geläutet und als Belohnung kann der Held des Tages für seine angebetete Dorfschöne den angebrachten Schmuck mit hinunter nehmen.
Was auf die Maibäume gehängt wird, variiert ganz stark nach Regionen und änderte sich im Laufe der Zeit. So gibt es aus dem 16. Jahrhundert Belege für Reisigkränze und Girlanden als Schmuck für den Festbaum. Im Bayern des 18. Jahrhunderts wurde in vielen Regionen mit Dorfwappen und Zunftzeichen geschmückt, die dann im 20. Jahrhundert gegen Trachtenpaare ausgetauscht wurden. Die Trachtenpaare sind besonders im Salzkammergut vorwiegend als Schmuck immer noch im Einsatz. Die Salzburger Maibäume erstrahlen schlicht und anmutig mit Reisig, rotweißroten Bändern, ganz von der Rinde befreit, nur oben bleibt der Baumwipfel in seiner vollen Pracht erhalten.
Fotocredits © dieJäger. Aufgenommen in Anif bei Salzburg.